St. Petersburg. Die Schweiz muss Abschied nehmen, weil BVB-Profi Akanji einen Forsberg-Schuss unglücklich abfälscht. Schweden steht im Viertelfinale.

Dank Emil Forsberg von RB Leipzig stellen die unbekümmerten Schweden weiter die Fußball-Welt auf den Kopf. Erst belegten die unbeugsamen Wikinger in der "deutschen" Gruppe Platz eins, jetzt steht der eingeschworene Haufen um den rustikalen Kapitän Anders Granqvist nach einem 1:0 (0:0) gegen die weit höher eingeschätzte Schweiz im Viertelfinale. Dort spielen die Schweden am Samstag in Samara (16.00 Uhr MESZ/ARD) gegen England oder Kolumbien.

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Der starke Forsberg fasste sich in der 66. Minute ein Herz und zog knapp hinter der Strafraumgrenze ab - Torhüter Yann Sommer von Borussia Mönchgengladbach war dabei ohne Chance, weil Manuel Akanji von Borussia Dortmund den Ball unhaltbar abfälschte. Die Führung war da längst verdient. Forsberg machte sich nochmals um den Sieg verdient, als er einen Kopfball des eingewechselten Schalker Breel Embolo vor der Torlinie wegschlug (80.). In der Nachspielzeit sah der Neu-Gladbacher Michael Lang nach einem Konter der Schweden und einer Notbremse an Dirk Nowitzkis Schwager Martin Olsson die Rote Karte.

Schweden will Erfolg von 1994 wiederholen

Für die Schweden, in der Weltrangliste als 24. deutlich hinter der Schweiz (6.) geführt, ist es der erste Einzug in die Runde der letzten Acht seit der WM 1994 in den USA. Dort war die Mannschaft um Torhüter Thomas Ravelli, Martin Dahlin, Thomas Brolin, Henrik Larsson und Patrik Andersson sogar bis ins Halbfinale vorgedrungen, belegte nach einer Niederlage gegen Brasilien am Ende Rang drei durch ein 4:0 gegen Bulgarien. Die Schweiz hatte zuletzt 1954 das Viertelfinale erreicht.

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Es dauert etwa zehn Minuten, bis die Schweiz aufgrund ihrer besseren Spielanlage ein optisches Übergewicht gewann. Dabei liefen ihre Angriffe meist über Granit Xhaka oder Kapitän Valon Behrami und dann hinaus auf die Flügel zu Xherdan Shaqiri oder Steven Zuber: Was bis dahin ganz gut aussah, brachte aber nur wenig Torgefahr, der Strafraum war Hoheitsgebiet der Schweden, die nach anfänglichen Wacklern defensiv sicher standen.

Hinten stand bei den Schweden wie üblich der "Baum", was aber diesmal doch eine Besonderheit war. Sofie, Ehefrau von Anders Granqvist, erwartet das gemeinsame zweite Kind, der errechnete Geburtstermin war der Spieltag des Achtelfinales. Und wohl zur großen Erleichterung aller Schweden hatte Frau Granqvist sogar darauf gedrängt, dass der Kapitän bei der Mannschaft bleiben solle. Das wird er nun noch ein wenig länger.

Mangelnde Schweizer Effizienz

Schweden setzte erwartungsgemäß auf Konter, wirkte dadurch weitaus zielgerichteter - und hatte deshalb auch die besseren Chancen. Der ehemalige Hamburger Marcus Berg zwang Yann Sommer im Schweizer Tor zu einer Glanzparade (28.), wenig später wäre der Gladbacher Schlussmann chancenlos gewesen - Albin Ekdal vom Hamburger SV brachte es aber irgendwie fertig, den Ball aus fünf Metern und unbedrängt über das Tor zu schießen (41.).

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Die Schweiz besaß ihre erste gute Gelegenheit kurz zuvor (38.), als Blerim Dzemaili nach einer Hereingabe von Hoffenheims Zuber einen Gewaltschuss abgab, der Ball allerdings am Tor vorbeiflog - ein Ausdruck der mangelnden Schweizer Effizienz. Schweden hatte seltener den Ball, wirkte aber zumindest bis zur Schweizer Schlussoffensive bissiger und gefährlicher. Davon abgesehen war das Spiel eine äußerst zähe Angelegenheit - ganz im Sinne allerdings der Schweden. (sid)