Moskau. Nach dem 1:2 gegen Deutschland versuchen die Schweden wieder aufzustehen. Die Polizei ermittelt nach Beleidigungen gegen Jimmy Durmaz.

Die schwedische Polizei hat im Fall Jimmy Durmaz eine vorläufige Untersuchung eingeleitet. Nach ersten Ermittlungen habe es nach Angaben der Sicherheitsbehörden allein auf Instagram zwischen 2000 und 3000 beleidigende Kommentare gegen den schwedischen Nationalspieler gegeben.

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Der schwedische Verband hatte wegen des Shitstorms gegen Durmaz, Sohn einer Einwanderer-Familie, nach dem WM-Spiel gegen Deutschland (1:2) Anzeige erstattet. Der Mittelfeldspieler, der den entscheidenden Freistoß in der Nachspielzeit mit einem Foul an der Strafraumgrenze verursacht hatte, war in den Sozialen Netzwerken wüst beschimpft und auch rassistisch beleidigt worden. Es gab sogar Morddrohungen.

Trainer Janne Andersson und auch Schwedens Kapitän Andreas Granqvist stellten sich klar hinter Durmaz. "Ich war traurig über einige Kommentare, die über ihn gemacht worden. Das war sehr unglücklich. Wir haben unser Statement abgegeben und versucht, ihm zu helfen", sagte Andersson.

Granqvist ergänzte: "Die Gruppe war verärgert. Wir akzeptieren so ein Verhalten nicht. Jimmy ist eine starke Person. Es war gut, dass wir ein gemeinsames Statement abgegeben haben."

Statement gegen Rassismus

Das Statement der Schweden hatte es in sich, die Worte von Jimmy Durmaz waren bewegend. Mit verschränkten Armen versammelte sich die gesamte Mannschaft vor dem Training nach dem Deutschland-Spiel vor Journalisten und Zuschauern, als der so übel beschimpfte Nationalspieler das Wort ergriff.

WM: Rassistischer Hass gegen schwedischen Spieler

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    "Es gehört zu unserem Job, kritisiert zu werden, Tag für Tag. Aber ein Teufel genannt zu werden oder Selbstmordattentäter sowie Beleidigungen gegen Familie und Kinder sind völlig inakzeptabel. Ich bin schwedisch und stolz darauf, das Trikot und die Flagge zu tragen", sagte Durmaz und schloss mit den Worten: "Wir sind vereint. Wir sind Schweden, oder Jungs?" Dann antworten alle: "Fuck Racism!" und klatschen.

    Durmaz war nach seiner Rede sichtlich bewegt. Viele Mitspieler nahmen ihn in den Arm. "Mich hat das unglaublich berührt. Es gab zuletzt viel Rassismus in Schweden, es muss sich etwas ändern", sagte Stürmer Marcus Berg stellvertretend für die gesamte Mannschaft.

    Ibrahimovic: "Ich kann es viel besser als sie"

    Mit ein paar Tagen Abstand hat der schwedische Fußball-Nationaltrainer Janne Andersson Zuversicht aus der bitteren Niederlage gegen Deutschland gezogen. "Wir waren in der Lage, gegen den amtierenden Champion bis auf die letzten zehn Sekunden mitzuhalten. Das hat uns stärker und zuversichtlicher gemacht. Unsere Mentalität ist sehr gut. Wir haben ein gutes Gefühl", sagte Andersson am Dienstag bei der Pressekonferenz in Jekaterinburg vor dem entscheidenden Gruppenspiel gegen Mexiko. Mit einem Sieg könnten die Skandinavier den Achtelfinal-Einzug schaffen.

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    Aus der Heimat kommen aber auch pessimistische Töne: Vor dem entscheidenden Gruppenspiel gegen Mexiko hat der für die WM nicht berücksichtigte Fußball-Star Zlatan Ibrahimovic gegen die schwedische Nationalmannschaft gestichelt. Die Spiele zu sehen, sei "anders" gewesen, "weil ich das Gefühl hatte, dass ich es viel besser kann als sie. Und das fühle ich immer noch", sagte der Stürmer in seiner Funktion als ESPN-Experte.

    "Aber es kommt eine Zeit, wo du sagst: "Lass sie machen und lass sie es genießen." Denn wo ich herkam, war ich nicht willkommen. Ich bin durch all diese Dinge gegangen und wurde Kapitän dieses Teams. Größer als das geht es nicht", ergänzte der 36-Jährige, der inzwischen in den USA für Los Angeles Galaxy spielt.

    Ibrahimovic war 2016 nach der EM zurückgetreten, hatte aber vor der WM sein Interesse signalisiert, wieder für Schweden zu spielen. Nationaltrainer Janne Andersson hatte dem aber eine Absage erteilt. Ibrahimovic sieht sich immer noch in Top-Verfassung: "Ich bin wie ein Wein. Je älter, desto besser. Das Alter ist nur eine Zahl." (sid/dpa)