hamburg. Hamburger Rad-Amateure gehören zu den erfolgreichsten im Lande. Sonnabend startet das Team in der City Nord

    Stevens Racing ist das Hamburger Rad-Team der Stunde. Die vom gleichnamigen Fahrradhersteller gesponsorte Equipe feiert Woche für Woche deutschlandweit Siege bei Rundstrecken und Cross-Wettbewerben, auch bekannt als Querfeldeinrennen. Dieses Jahr konnten bereits sechs der elf Fahrer mindestens ein Amateur-Rennen gewinnen. Eine echte Erfolgstruppe.

    Max Lindenau, einer der Besten, meint: „Ich würde sagen, im Fußball wären wir ein guter Drittligist. Ambitionierte Amateure.“ Alle elf Fahrer arbeiten oder studieren nebenbei oder machen vor allem das. Diese Einschätzung teilt auch Oliver Johr, der stellvertretende Teamkapitän. Johr ist einer der wenigen im Team, die wissen, wie das Profigeschäft läuft. Der 28-Jährige war bis 2013 Radprofi, fuhr für die deutschen Radställe Kuota Indeland und Seven Stones. Johr sagt: „Die Lücke zum Profiteam ist bei uns nicht allzu groß. Der einzige Aspekt ist die Zeit. Wir verdienen unser Geld nicht mit den Beinen, sondern arbeiten alle. In einer Profimannschaft kannst du dich voll und ganz auf den Radsport konzentrieren und für ihn leben.“

    Gesundheitliche Probleme zwangen Johr zum Überdenken seiner Karrierepläne. „Ich musste die Reißlinie ziehen, habe ein Studium begonnen. Aber die Leidenschaft ist nie weggegangen“, sagt Johr. Und Leidenschaft wird beim Stevens Racing Team an den Tag gelegt. Fast jedes Wochenende gibt es mindestens ein Rennen, der Stevens-Tross reist quer durch die Republik. Sogar in Dänemark und Schweden trat das Team schon an. Möglich ist das alles nur, weil die Hamburger Firma Stevens die nötigen logistischen Voraussetzungen schafft. So gibt es einen eigenen Teambus, mit denen die Fahrer zu den Rennen reisen. „Das sind fast schon Profibedingungen“, sagt Johr. Auch die Kulanz der jeweiligen Arbeitgeber spielt eine große Rolle.

    Anders als Johr, der seine Profilaufbahn und entsprechende Ambitionen abgeschlossen hat, schließt Lindenau, der in diesem Jahr bei den deutschen Crossmeisterschaften auf dem dritten Platz landete, eine spätere Profikarriere nicht aus. „Ich würde mich sicherlich nicht dagegen wehren“, sagt der Norderstedter. Dafür trainiert er hart: 15 Stunden die Woche auf dem Fahrrad und im Fitnessraum müssen es schon sein, am Wochenende dann die Rennen. Dazu die Ausbildung zum Handelsfachwirt. Viel Zeit für anderes bleibt da nicht.

    Und trotzdem ist es „nur“ Amateursport. Die sportliche Leiterin Anette Ro­the, die seit 2012 für die Mannschaft verantwortlich ist, sagt: „Bei den Profis können wir nicht ganz mithalten. Dafür fehlt allen einfach die Zeit.“ Deswegen bleibt ein Coup bei den oft 200 Kilometer und mehr langen Straßenrennen unrealistisch. „Unsere Fahrer, die da mitgefahren sind, haben das Ziel erreicht, das ist für uns schon ein Erfolg“, sagt Rothe.

    Sonnabend gibt es ein Heimspiel in Hamburg, wo die meisten der elf Fahrer ihre Wurzeln und Wohnungen haben. In der City Nord werden im Rahmen der 3. Hamburgiade 40 Runden à 1,7 Kilometer gefahren, um 16.30 Uhr starten die „Elite-Fahrer“. Nur sechs der knapp 60 Saisonrennen finden dieses Jahr in Hamburg statt. „Das hat dann einen zusätzlichen Charme“, sagt Oliver Johr. Vor Heimpublikum siegt es sich eben am schönsten.