Hamburg. Sommerfeste im Herbst haben bisweilen etwas Melancholisches. Beim Boxclub Hanseat jedoch dürfte die Stimmung an diesem Sonnabend, wenn der 1993 gegründete Verein seine 80 Mitglieder und die zahlreichen Unterstützer auf sein Gelände an der Seilerstraße 42 auf St. Pauli lädt, überkochen.
Grund dafür ist die gute Nachricht, die Falko Droßmann in seiner Funktion als Leiter des Bezirksamts-Mitte den Anwesenden überbringen wird. Nach monatelangem Kampf um die Zukunft der Halle, der der Abriss drohte, hat sich der Bezirk nun entschlossen, die Heimat der Hanseaten nicht nur zu erhalten, sondern auch zu sanieren und die Betriebskosten von rund 40.000 Euro im Jahr zu übernehmen.
„Durchboxen und ankommen“
„Es ist uns gelungen, die sportliche Heimat des BC Hanseat für die nächsten Jahre zu sichern“, sagt Droßmann, „und das ist immens wichtig, denn ich finde es einfach großartig, was der Verein für die Kinder und Jugendlichen weit über die Grenzen des Stadtteils hinaus leistet.“ Insbesondere das Integrationsprojekt „Durchboxen und ankommen“, in dem Cheftrainer Hussein Ismail Flüchtlingen kostenloses Boxtraining ermöglicht, hat Hanseat bundesweit bekannt gemacht. Auf seinen Status als kleinster Stützpunktverein für Integration des Deutschen Olympischen Sportbundes ist der Club stolz.
Weil sich das Engagement längst über die Stadtgrenzen hinaus verbreitet hat, arbeitet Hanseat mittlerweile mit dem Jugendhilfeträger B+S Soziale Dienste aus Stade zusammen, der regelmäßig eine Gruppe Geflüchteter zum Training schickt. Insgesamt wurde das im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Angebot bereits 3500 Mal genutzt, ein Stamm von 40 Flüchtlingen trainiert regelmäßig. Zwei von ihnen werden an den Hamburger Meisterschaften im olympischen Boxen teilnehmen, die an diesem Sonnabend beim TH Eilbeck (Ritterstraße) mit der Vorrunde starten.
Unterstützung von Corny Littmann und Ulli Wegner
Als Unterstützer konnten Unternehmen wie Grossmann & Berger, Crown Technologies (Spielgerätehersteller) oder das Schmidt Theater mit Ex-St.-Pauli-Präsident Corny Littmann gewonnen werden. Paten des Projekts sind Kulttrainer Ulli Wegner aus dem Berliner Profistall Sauerland und die Hamburger Fliegengewichtsweltmeisterin Susi Kentikian, die ebenfalls am Sommerfest teilnehmen werden.
Umso glücklicher ist Hussein Ismail, dass er sein Herzensprojekt weiterführen kann. „Es hätte nicht viel gefehlt, und wir hätten auf der Straße gestanden. Deshalb bin ich Herrn Droßmann und Sportsenator Andy Grote sehr dankbar. Unser Kampf hat sich gelohnt“, sagt er.
Um das Projekt auszuweiten, soll eine Frauengruppe aufgebaut werden, zudem ist die Anschaffung moderner Spinningräder, einer Hantelbank und eines Hochrings geplant. Zunächst aber gilt es, das Sommerfest zu genießen und die Rettung gebührend zu feiern.
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