Historie: Rungholt in Nordfriesland ist im Sturm für immer versunken

"Heut bin ich über Rungholt gefahren, die Stadt ging unter vor 500 Jahren ..." - Der Dichter Detlev von Liliencron (1844-1909) feuerte mit seiner romantischen Ballade "Trutz, blanke Hans" die Fantasie der Menschen rund um den versunkenen Ort Rungholt richtig an und machte ihn über die Grenzen Norddeutschlands bekannt.

Bis dahin gab es nur Legenden und die Rungholt-Sage, die den Untergang als Strafe Gottes für die Gottlosigkeit und Liederlichkeit der Bewohner beschrieb. Tatsächlich war es jedoch eine der "Groten Mandränken" (große Sturmflut) am 16. Januar 1362, die den bedeutendsten Ort der Insel Strand - zu der auch Nordstrand und Pellworm gehörten - im Meer versinken ließ.

Jahrzehntelang wiesen nur alte Karten und Schriftstücke im Hamburger Stadtarchiv auf die Existenz des Ortes hin, erst in den 1920er-Jahren tauchten Siedlungsreste von den ehemaligen Warften auf. Inzwischen haben Archäologen, Historiker und Heimatforscher - allen voran der Nordstrander Bauer Andreas Busch - das Leben des "Nordsee-Atlantis" rekonstruiert. So lebten maximal 2000 Menschen in Rungholt, das aus den beiden Orten Grote Rungholt und Lütke Rungholt bestand. Es war ein wohlhabendes Dorf, das mit Salztorf, aus dem die Bewohner begehrtes Salz gewannen, regen Handel mit umliegenden Städten wie Hamburg und Bremen trieb. Doch im 14. Jahrhundert begann mit Unwettern, Missernten und Hungersnöten der Niedergang des Ortes, der auf Moor und Sand gebaut den Sturmfluten kaum Widerstand bot. Heute gibt es nur noch Spuren im Watt, doch die kann man von Nordstrand aus in Wattwanderungen erkunden und sich somit in jene Zeit zurückversetzen.