Grüße aus Mallorca

"600 Fragen" und eine Kinderzeichnung als Beweis

| Lesedauer: 4 Minuten

Insel-Infos von Jürgen Bungert

Liebe Mallorca-Freunde, wie würden Sie reagieren, wenn Ihnen im Restaurant tiefgefrorene Pizza serviert wird? Sich beschweren, richtig. Was dann passieren kann, schildert der Mallorquiner Joan Adrover in seinem Buch "600 Fragen zu Mallorca". "Ich erinnere mich an einen Kellner, der hat einen Gast beschimpft, weil dieser sich über eine Pizza beschwerte, die teilweise tiefgefroren war." Der 62-Jährige, seit 40 Jahren Reiseleiter auf der Insel, bestätigt: "Das war in einem Restaurant in Cala Ferrera bei Cala D'Or. Leider ist das kein Einzelfall, der Service bei uns könnte besser sein." Das Buch ist telefonisch und im Internet bestellbar (Tel. 0034/618/087063, www.dasmallorcabuch.de ). Es liegt in der Bucht von Alcudia, am Ende von Son Serra de Marina: das Strandrestaurant "El Sol" - die Sonne. Eines der schönsten auf der Insel. Das Meer zum Greifen nah, in der Ferne eine Kulisse wie in den Alpen. Und dann das Essen! "Ein Fischer versorgt uns täglich mit frischem Fisch aus der Bucht", erzählt mir Andreas Handwerker. Der 44-jährige Deutsche betreibt das Lokal seit sechs Jahren. Ich sitze auf der Terrasse, die Sonne scheint, es sind 17 Grad. Auch im Februar ist mittags jeder Tisch besetzt. "El Sol" hat jeden Tag geöffnet (Telefon: 0034/971/854029, Internet: www.sunshine-bar.net ).

Besuchen Sie auch gleich die Finca "Son Real" in der Nähe von Son Serra de Marina. Der ehemalige Stall des Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert ist heute ein Museum. Da wird das Handwerk der Köhler, Schäfer und Holzfäller ebenso dokumentiert wie der abenteuerliche Job der Schmuggler. Neben der Bauernküche mit Feuerstelle gibt es eine Speisekammer, an deren Wand leckere Sobrassada-Würste hängen. Auf dem 379 Hektar großen Land wird nach biologisch-organischen Maßstäben gearbeitet, und auf den Wiesen grasen heimische Nutztiere (täglich 10 bis 17 Uhr geöffnet).

In Algaida entdecke ich ein Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Eine alte Bodega, der Haupteingang mit Mosaikboden und die Familienkapelle im Salon zeugen von einer langen Landhaustradition. Heute residieren hier Jutta, 45, und Thomas Philipps, 49. Die Kölner unterhalten eines der kleinsten Hotels Mallorcas. Die "Finca Raims" hat fünf Apartments. "Das Besondere ist unser 100 Jahre alter Palmengarten", sagt Thomas und führt mich nach draußen. Die Finca, frisch renoviert, hat gerade erst wieder eröffnet ( www.finca-raims.com , Telefon: 0034/971/6655157).

Das Straßenbild Palmas hat sich in den vergangenen Wochen verändert. Vor Restaurants und Bars stehen Heizpilze. Darunter versammeln sich Raucher, denn nach strengem Verbot darf in Lokalen nicht mehr gequalmt werden. Die Traditionsbar "Bosch" heizt Outdoor-Gästen mit Modellen im avantgardistischen Design ein, das Café "Cappuccino" punktet mit echtem Kamin. Gewinner des Verbots sind Baumärkte. Leroy Merlin, Mallorcas größte Kette, ist regelrecht überrannt worden, die Lagerbestände waren in wenigen Tagen ausverkauft.

In welcher Zelle der Kartause von Valldemossa haben der Komponist Frédéric Chopin und die Schriftstellerin George Sand im Winter 1838/39 denn nun gewohnt? In zwei oder vier? Darüber stritten zwei Familien vor Gericht, beide nahmen für sich in Anspruch, Eigentümer der Originalzelle zu sein. Richterin Catalina Munar hat jetzt entschieden, dass es Zelle vier gewesen sei. Beweisstück war eine Zeichnung von Georges Sands Sohn Maurice. Sie zeigt einen Kirchturm in einer Perspektive, die nur von Zelle vier aus zu sehen ist. Nun müssen alle Prospekte zulasten der Besitzerfamilie von Zelle zwei neu gedruckt werden.

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