Reinbek. Gerade erst hatten sich die Seniorenfußballer der TSV Reinbek zum Norddeutschen Meister gekrönt, als sie schon wieder einen Schritt weiter waren – gedanklich und verbal. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, skandierten die Ü50-Kicker nach dem Finalsieg, der die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft in der Hauptstadt bedeutet.
Sie haben es also mal wieder getan. Seit vielen Jahren schon sorgen die Reinbeker regelmäßig für Furore auf überregionaler Ebene. Der bislang größte Erfolg gelang 2013, als die damals noch als Ü40 kickende Mannschaft erst die „Norddeutschen“ gewann und anschließend in Berlin starker Dritter wurde – durch ein 1:0 im kleinen Finale gegen Bayern München.
Ü50-Kicker: Reinbeks Oldies fahren zur Deutschen Meisterschaft
Der nunmehr zehn Jahre alte Abendblatt-Artikel über das unvergessliche Turnier hängt bei Jens Krienke noch heute an der Wand. „Wenn ich mal schlechte Laune habe, schau ich drauf, und es geht mir direkt wieder gut“, sagt Krienke, damals Kapitän und heute Cheftrainer der Mannschaft.
Wer nach dem Erfolgsrezept der Reinbeker fragt, braucht nur einmal die Namen von vor zehn Jahren mit denen von heute zu vergleichen. „Das sind zu 80 Prozent dieselben Leute“, sagt Krienke. Spieler wie Oliver Schweißing oder Matthias Stuhlmacher kennt er noch aus der Juniorenzeit bei der TSV.
Der Ehrgeiz ist bei allen Spielern nach wie vor ungebrochen groß
Zwischendurch trennten sich die Wege. Dann fand man sich im Seniorenbereich wieder beim Heimatverein zusammen und lebt seitdem vom großen Zusammenhalt gepaart mit ungebrochenem Ehrgeiz. „Der Leistungswille ist bei allen noch da“, sagt Krienke.
So wie nun im niedersächsischen Melbeck, wo die Reinbeker als amtierender Hamburger Meister einen Fehlstart verkraften mussten. Gegen die Spielgemeinschaft Melsdorf/Wik/Altenholz/Inter Türkspor Kiel fremdelten die Stormarner noch mit dem ungewohnten Kleinfeld. Anders als alle anderen Vereine im Turnier sind die Reinbeker aus dem wöchentlichen Ligabetrieb noch das Großfeld gewohnt. So konnte die TSV ihre Dominanz in keine Tore ummünzen, verschoss sogar einen Neunmeter und unterlag mit 0:2.
Besser lief es im zweiten Spiel der Dreiergruppe. Bernd Reinke traf gegen die FT Braunschweig zum 1:0-Sieg. Das reichte zu Tabellenplatz zwei und dem Sprung ins Halbfinale.
Ehefrauen und Partnerinnen sind auch bei der Reise nach Berlin mit dabei
Dort wartete mit der vergleichsweise jungen Mannschaft von Eintracht Nordhorn allerdings der Turnierfavorit. „Die Außenseiterrolle lag uns besser, wir haben gegen Nordhorn mit seinen Superspielern unsere beste Turnierleistung gezeigt“, sagt Krienke.
Lange stand es 0:0. Drei Minuten vor Schluss fiel dann das entscheidende Tor: Flanke Matthias Stuhlmacher, Kopfball Oliver Schweißing. Fast wäre noch der Ausgleich gefallen. In letzter Sekunde sprang ein Schuss vom Reinbeker Innenpfosten zurück ins Feld.
Im Endspiel gab’s ein Wiedersehen mit Kiel
Abschließend kam es im Endspiel zum Wiedersehen mit der Kieler Spielvereinigung. Die Niederlage aus der Vorrunde? Grund zum Optimismus. „Solche Konstellationen liegen uns. Wir verlieren nicht zweimal hintereinander gegen einen Gegner und auch nicht zweimal hintereinander das Finale der Norddeutschen Meisterschaften“, erklärt Krienke.
Was folgte, war das kurioseste Spiel des Tages. In der ersten der beiden 15-minütigen Halbzeiten agierte die TSV dominant, das Tor fiel aber nach zwölf Minuten auf der anderen Seite. Noch vor der Pause traf Markus Kranz mit einem strammen Schuss aus der Distanz zum Ausgleich. „Wir haben uns dann gesagt, dass wir nur ruhig bleiben müssen, weil wir unsere Chancen bekommen werden“, so Trainer Krienke.
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Genauso kam es. Fünf Minuten nach Wiederbeginn war es erneut Kranz, der mit einem Schlenzer zur Führung traf. Als Dimitrios Evangelistis kurz darauf auf 3:1 erhöhte, schien das Finale schon entschieden. Der späte Anschlusstreffer der SG brachte noch einmal zweiminütiges Zittern – dann war Schluss: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“
Wie genau, das muss noch geplant werden. Klar ist, dass die Mannschaft wieder von Ehefrauen und Partnerinnen, die schon in Melbeck für die Verpflegung sorgten, begleitet und unterstützt werden soll. Vom 13. bis 15. Oktober werden sich die Reinbeker mit den besten Mannschaften Deutschlands messen. Ob noch mehr möglich ist als 2013? Krienke: „Wir haben zehn Jahre mehr Erfahrung.“
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