Himmelsstürmer

Sachsenwaldschule: Mission Weltall geglückt

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Anne Müller
Kamerablick aus etwa 5000 Meter Höhe: Der Mühlenteich und die Bahntrasse Hamburg-Berlin sind gut zu erkennen.

Kamerablick aus etwa 5000 Meter Höhe: Der Mühlenteich und die Bahntrasse Hamburg-Berlin sind gut zu erkennen.

Foto: VGZ / BGZ

Reinbek. Zwei Abiturienten der Sachsenwaldschule lassen von Wentorf aus Wetterballon in Stratosphäre aufsteigen.

Reinbek.  Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Die beiden Abiturienten der Sachsenwaldschule Gordon Köhn (18) und Jonas Petersen (18) ließen einen Wetterballon auf 38 495 Meter Höhe in die Stratosphäre aufsteigen. „Wir haben unseren Startablauf verändert und auf beste Windverhältnisse gewartet“, sagt Gordon Köhn. Der Ballon samt technischem Anhängsel stieg so in den Himmel über dem Acker in Wentorf auf. Beim ersten Versuch im Juli ergriff eine Böe den Ballon. Durch den Ruck riss ein Seil, die Sonde mit Kameras und Ortungssystemen blieb auf der Erde zurück.

Jetzt lief alles glatt: Nach zwei Minuten konnten die beiden das erste Bild empfangen. Das Team ist – wenn auch als Playmobilmännchen – auf grünem Feld zu erkennen. Sechs Minuten später breitet sich bereits ein Panorama von Reinbek über Wentorf und Bergedorf aus. Im Zentrum des Bildes sind die Bahntrasse Hamburg-Berlin und die Umrisse des Mühlenteichs auszumachen. Der Wentorfer Golfclub erstreckt sich am Bildrand, genauso wie ein Zipfel der Boberger Dünen.

Auch für den zweiten Start hatten die beiden wieder Verkehrsbehörden und Flugsicherung informiert. Auch galt es, den Funkverkehr zu sichern, um Livebilder und GPS-Daten von Ballon und Sonde übermitteln zu können.

„Wenn wir schon nicht als Astronauten in den Weltraum starten können, so wollten wir doch wenigstens dem All so nah wie möglich sein“, beschreibt Gordon Köhn die Motivation für die Mission. Am Ende wurden sie mit Bildern aus der zweiten Schicht der Erdatmosphäre belohnt. Die Sonne strahlt vor schwarzblauem Weltall auf eine Wolkendecke. Die Krümmung der Erde ist bereits zu erkennen.

„Wir hatten schon Sorge, dass aus den Bildern nichts wird“, sagt Gordon Köhn. Denn die Akkus der beiden Kameras hatten sich trotz Kohleaktiv-Wärmer bei zunehmender Höhe und sinkenden Temperaturen bis zu minus 50 Grad Ccelsius abgemeldet. Zum Glück lieferte ein Einplatinenrechner (Raspberry Pi) die gewünschten Daten und mit einer kleinen Kamera auch die Bilder.

Rückflug Richtung Schwerin

Nach gut dreieinhalb Stunden Flugdauer fiel die Sonde samt technischer Ausrüstung an einem Fallschirm mit anfangs 250 km/h und beim Aufprall 20 km/h zurück zur Erde. Mit dem Druckabfall war der Latexballon auf einen Durchmesser von zwölf Meter gewachsen und schließlich geplatzt. Ortungssysteme lieferten die Geo-Koordinaten während des Fluges. Schon im Voraus wurde die ungefähre Flugbahn über eine Website in einen Rechner eingegeben, der die ungefähre Landung bei Schwerin ausrechnete. Mit Freunden und Eltern machten sich die beiden 150 Kilometer Richtung Mecklenburg Vorpommern auf und wurden zeitweise durch zwei der drei Ortungssysteme fehlgeleitet.

Dann der erlösende Moment: Nach einer Stunde meldete sich per Mobilfunk der GPS-Tracker und gab die richtigen Koordinaten der Landestelle an. Die Sonde kam auf einem Feld Nahe Güstrow auf einem Feld bei Mieckow herunter. „Es war zum Glück frisch abgeerntet. Jeder wollte der Erste sein, sie zu finden. Schließlich hat mein Vater sie entdeckt.“

Unterstützer über Crowdfunding-Plattform

Zum Happy End beigetragen haben auch Unterstützer: Über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter hatten die beiden für den zweiten Start des Projekt „Caelum – Photos from stratosphere“ 975 Euro gesammelt. „Über den großen Zuspruch haben wir uns sehr gefreut“, sagt Gordon Köhn. Alle 35 Spender bekommen Bilder aus der Stratosphäre und einen Sahne-Bonbon mit „Weltraumgeschmack“ als symbolisches Dankeschön. Die sind als süße Fracht in der Sonde mitgeflogen.

Nach der Ballonmission konzentrieren sich die beiden nun auf den Start ins Berufsleben: Gordon Köhn wird an der University College London Physik studieren. Jonas Petersen möchte über World und Travel nach Australien reisen und später studieren.

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