Betriebshof

Jetzt kann der Winter kommen . . .

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Susanne Holz

Reinbek. Wenn bei Kai Wittenborn mitten in der Nacht der Pieper geht, muss er den Kampf gegen die Elemente aufnehmen: Entweder gegen das Feuer oder das Eis. Der 45-Jährige ist nicht nur freiwilliger Feuerwehrmann, sondern auch Mitarbeiter des Betriebshofes und sorgt in allen Lebenslagen für die Sicherheit der Reinbeker.

32 Mitarbeiter des Betriebshofes sorgen in der kalten Jahreszeit für sichere Straßenverhältnisse.

Zusammen mit 31 weiteren Kollegen ist er von Mitte November bis Mitte März im Einsatz gegen Schnee und Eis. Und das nimmt auf die Nachtruhe der städtischen Mitarbeiter keine Rücksicht.

Damit Kinder sicher zur Schule, Berufstätige heil zur Arbeit kommen, sind Wittenborn und seine Kollegen ab zwei Uhr Nachts im Einsatz, wenn der Dienstplan sie als Straßenkontrolleure eingeteilt hat. Mit 20 Kilometern pro Stunde fahren sie mit einem 3,5 Tonner markante Straßen und Punkte der Stadt ab. "Am Schaumanns Kamp zieht der Asphalt Kälte an. Die Hamburger Straße muss auf Höhe des Krankenhauses frei sein, dort ist ein starkes Gefälle. Wenn die Sophienstraße und die Bergstraße glatt sind, kommen die Busse nicht hoch", weiß Wolfgang Marben, Leiter des Betriebshofes. Seine Leute kennen jede Gefahrenstelle in der Stadt. Insgesamt betreuen sie 92 Kilometer Straßen.

"Ich mache bei meiner Kontrolltour Bremstests, steige aus und prüfe, wie glatt der Asphalt ist", erklärt Wittenborn. Bis zu zwei Stunden ist er so in seinem Gebiet unterwegs. Von seinem Urteil hängt es dann ab, ob die Stadt morgens im Berufsverkehr im Wetterchaos versinkt oder alle entspannt zur Arbeit kommen. Schlägt der Straßenkontrolleur Alarm, rücken die Fahrer und Beifahrer von drei Großstreufahrzeugen aus. Ist richtiges Schneetreiben angesagt, alarmiert der Einsatzleiter auch "das Fußvolk", also alle Mitarbeiter, wie Betriebshofleiter Marben sagt. Sie rücken dann mit drei Treckern, sieben Klein-Lkw und zwei Kleinfahrzeugen aus. Prioritätenliste: Zuerst alle Hauptverkehrsstraßen und Buslinien sowie Schulwege, dann alle Nebenstraßen, anschließend Sackgassen und Plätze, die wenig genutzt werden. Salz darf nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Straßen und Wege extrem vereist sind oder sehr viel Schnee fällt. Dann heißt die Devise: Erst schieben, dann streuen. In allen anderen Fällen wird Granulat verteilt. Davon gibt es genug, das Lager fasst 350 Tonnen. Im Silo lagern 54 Tonnen Salz.

Selbst Blitzeis kann die Profis vom Betriebshof nicht unvorbereitet treffen. Zweimal täglich bekommen sie vom Wetterdienst genaue Vorhersagen. Sollte sich die Wetterlage dennoch innerhalb kürzester Zeit ändern, werden die Mitarbeiter nachts per Pieper informiert. Dann geht es raus, "einen Angriff fahren", wie Marben sagt. Damit Reinbek nicht im Schneechaos versinkt, machen alle Betriebshofmitarbeiter große Zugeständnisse. Von November bis März haben sie Urlaubssperre. Konzertkarten langfristig kaufen, zu Familienfeiern hinter der Stadtgrenze fahren? Das ist kaum drin - wer weiß, wie das Wetter wird. "Uns macht es allen trotzdem Spaß, wir haben ja auch eine große Verantwortung", sagt Kai Wittenborn. Sein Traum: Einmal im Winter 30 Zentimeter Neuschnee. Der wird nachts zur Seite geräumt, sieht hübsch aus und stört niemanden.

"Uns macht unsere Arbeit Spaß. Sie ist abwechslungsreich, wir haben eine große Verantwortung." Kai Wittenborn, Mitarbeiter des Betriebshofes

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