Kanadier beantragen nach Informationen der Kreistagsabgeordneten Sigrid Kuhlwein Kohlenstoffsuche im Nachbarkreis. Reicht Erkundungsgebiet bis nach Stormarn?

Lütjensee. Beim Kreisparteitag in Lütjensee hat sich die SPD Stormarn gegen die Gewinnung von Erdgas- und Erdöl mit der sogenannten Fracking-Methode ausgesprochen. Mit großer Mehrheit folgten die Delegierten einem Antrag von Sigrid Kuhlwein, Kreistagsabgeordnete aus Ammersbek, die Tiefbohrungen generell und insbesondere auf Stormarner Gebiet abzulehnen. Die Grünen haben bereits eine ähnliche Forderung erhoben (wir berichteten).

Hintergrund des SPD-Antrags: "Nach meinen Erkenntnissen hat eine kanadische Firma bei der Bergbaubehörde eine auf fünf Jahre befristete Erlaubnis für die Suche nach Kohlenwasserstoffen in der Region Schwarzenbek beantragt", sagt Kuhlwein. Ihrer Meinung nach möchte die Bergbaufirma sich frühzeitig die Rechte sichern, umfangreiche Bodenuntersuchungen durchzuführen.

Sollten unkonventionelle Erdgasvorkommen gefunden werden, sollten sie mithilfe des Fracking-Verfahrens gefördert werden. Das Gebiet liege zum Teil im Herzogtum Lauenburg, aber "es soll sich bis Glinde und Barsbüttel" erstrecken.

Beim Fracking, in der Fachsprache auch Hydraulic Fracturing (übersetzt: hydraulisches Aufbrechen) genannt, werden tiefer liegende Erdgas- und Erdölfelder angebohrt. Dann wird eine chemische Flüssigkeit (Fracfluid) in das Bohrloch gepresst, um die entstanden Risse zu erweitern und zu stabilisieren. Mit dieser Methode ist es möglich, aus Lagerstätten zu fördern, aus denen mit normalen Bohrungen nicht effizient gefördert werden kann.

Die Methode ist umstritten. "Das Chemiegemisch bleibt im Boden", sagt Kuhlwein. Das Umweltbundesamt habe in einem Gutachten ein erhebliches Gefährdungspotenzial festgestellt.

In der CDU-Kreistagsfraktion wird das Thema Fracking noch diskutiert. "Wir wollen neue Technologien nicht grundsätzlich verteufeln", sagt Markus Matthießen, Geschäftsführer der CDU Stormarn, "aber die Sorgen der Bürger müssen ernst genommen werden." Außerdem müssten klare Regeln für den Einsatz der Fracking-Methode geschaffen werden, die es so noch nicht gebe. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Vorfeld sei absolut notwendig. Doch gerade die sei noch nicht gesetzlich verankert. Außerdem diskutiert die CDU über ein Fracking-Verbot in Wasserschutzgebieten und die Erstellung eines Notfallplans.

Die Stormarner SPD will aber mehr, sie fordert die Landesregierung und die Bundestagsabgeordneten auf, eine Änderung des Bergbaurechts mit Umweltverträglichkeitsprüfungen durchzusetzen.