Ahrensburg/Bad Oldesloe. Ein "ganz gewöhnlicher Winter" sei das, "alles normal", ließen uns Wetterexperten noch vor ein paar Wochen ein winziges bisschen hochnäsig wissen. Und wir, die wir fanden, es sei ganz schön kalt, standen da wie die Frostbeulen. Mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Dieser Monat, dessen letzter Tag Sonnabend erreicht ist, könnte der kälteste Januar seit 23 Jahren werden - total unnormal.
Klaus Mader vom Deutschen Wetterdienst in Hamburg sagt: "In unserer Messstation in Lübeck-Blankensee haben wir mit Stand am Montag eine Monatsdurchschnittstemperatur von minus 3,8 Grad Celsius ermittelt. Das ist der kälteste Januardurchschnitt seit 1987. Damals hatten wir minus 5,8 Grad Celsius."
Die drei privaten Stormarner Wetterstationen, deren Aufzeichnungen nicht so lange zurückreichen, bestätigen die Lübecker Messwerte. In Bad Oldesloe, in der Sehmsdorfer Straße, hat Hans-Herbert Kahl gestern um 8.15 Uhr einen absoluten Rekord gemessen: minus 19,5 Grad. Die Durchschnittstemperatur für Januar liegt derzeit bei minus 4,9 Grad. Die Kahlsche Wetterstation gibt es seit 2004, der bisherige Tiefstwert für Januar wurde im Jahr 2006 gemessen: im Schnitt minus 2,49 Grad.
Der Frost hat Folgen: Der Travefischer Thomas Jacobsen kann schon seit dem 18. Dezember nicht mehr arbeiten. "Bei den niedrigen Wassertemperaturen ist ans Fischen nicht zu denken. Die Forellen und Schnäpel liegen nur auf dem Grund und sind inaktiv." Vor zwei Wochen hat er seine beiden Boote aus dem Wasser geholt, weil der Eisgang auf der Trave sie hätte beschädigen können. "Das hat es in den vergangenen Jahren hier nie gegeben", sagt Jacobsen. "Ich glaube, irgendwann in den Achtzigern hatten wir zuletzt so viel Eis."
Was Thomas Jacobsen nervt, fasziniert den Hobbyfotografen Udo Grönhof. "Diese Wirbel auf der Trave sind besonders schön, wenn dort Eisbrocken herumschwimmen", sagt er. Grönhof, der seit sechs Jahren in Bad Oldesloe wohnt, hatte seine Kamera bei der Gloria-Mühle aufgestellt. "Das ist das erste Mal, dass ich Eis auf der Trave sehe."
Je niedriger die Temperaturen, desto schwerer wird es für die Autobatterien, die Motoren in Gang zu bringen. ADAC-Pannenhelfer Matthias Jessen hatte am Dienstag alle Hände voll zu tun. Das ist schon mein zwölfter Einsatz", sagte er. In Ammersbek half er mittags dem Besitzer eines Ford Transit, der partout nicht starten wollte. Jessen hat derzeit etwa doppelt so viel wie an normalen Tagen zu tun.
Holger Adams, Disponent in der ADAC-Einsatzzentrale, geht noch weiter: "Die Zahl der Einsätze ist bis zu dreimal so hoch wie sonst." Am Montag seien es im Großraum Hamburg 1600 gewesen, für Dienstag erwartet er eine ähnlich hohe Zahl. "In 90 Prozent der Fälle sind die Batterien leer", sagt Adams.
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