Fast jeder dritte Mitarbeiter der Firma Ewert Ahrensburg Electronic (EAE) verliert seinen Arbeitsplatz. Diese Nachricht sorgt seit der Betriebsversammlung am Freitag für angespannte Stimmung bei der Belegschaft.

Ahrensburg. "Für die meisten Kollegen war die Nachricht ein Schock", sagt Inken Homfeldt, die als Assistentin des Verkaufs in dem Betrieb arbeitet. Sie selbst hatte bereits seit einiger Zeit mitbekommen, dass Entlassungen nicht mehr ausgeschlossen waren. Seit alle wüssten, wie ernst die Lage sei, sei die Stimmung sehr bedrückt. "Es ist sehr ruhig hier, alle denken wohl daran, wie es jetzt weitergehen soll", sagt Inken Homfeldt. Die 35-Jährige arbeitet seit über 14 Jahren bei EAE, hat dort schon ihre Ausbildung gemacht. Sie erinnert sich an frühere schwierige Zeiten. "Aber diesmal ist es anders", sagt sie.

Damals hätte sie Angst um ihren Arbeitsplatz gehabt. "Jetzt befürchten wir auch, dass die Firma es nicht schafft." Das sei schade, sagt Homfeldt. "Unser Herzblut hängt doch an der Firma." Trotzdem geht sie weiterhin motiviert ins Büro. Zurzeit arbeite sie sogar mehr als zuvor, sagt sie mit einem schiefen Lächeln. Denn ein paar ihrer Kollegen hätten bereits gehen müssen.

An einer Fertigungsstraße steht Ralf Poppke, seit 18 Jahren ist er bei EAE beschäftigt. "Das sind natürlich sehr schwere Maßnahmen", sagt der Leiter der Fertigung Elektronik. Die Situation sei für alle belastend. "Aber wir sind ja nicht das einzige Unternehmen, dem es schlecht geht." Er hofft, dass sein Arbeitsplatz sicher ist. "Soweit man das heute noch sagen kann."

Bereits seit Ende des vergangenen Jahres zeichnete sich ein dramatischer Rückgang der Aufträge ab. "Gerade im Bereich der Druckindustrie brechen die Aufträge ein", sagte Heiko Küttner, technischer Leiter bei EAE. Das Unternehmen entwickelt automatische Steuerungssysteme vor allem für Zeitungsdruckanlagen. Weitere Geschäftsfelder sind die Bühnentechnik und der Bau von industriellen Schaltanlagen. Arbeitsplätze werden in allen Bereichen gestrichen. Ein Bereich fällt jedoch in Ahrensburg komplett weg. Die Produktion von Schaltschränken wird künftig ausschließlich am Standort Coswig betrieben werden. Bisher war dieser Bereich auf Ahrensburg und Coswig verteilt.

Die Restrukturierungsmaßnahmen seien notwendig, damit EAE überleben könne, sagte Geschäftsführer Frank Wöstmann. Zu den Entlassungen habe es keine Alternative gegeben. Kurzarbeit, die zur Überbrückung kurzfristiger Engpässe gedacht sei, hätte die Entlassungen lediglich verschleppt. Denn auch langfristig geht Wöstmann nicht davon aus, dass die Aufträge aus der Druckindustrie das Niveau der Vorjahre erreichen könne.

Trotzdem halte EAE an diesem Geschäft fest. "Wir glauben an die Print-Branche", sagte Pilz. "Weltweit gibt es genug Ansatzpunkte für EAE, um weiter erfolgreich zu sein." Diese globale Strategie gefährde nicht den Standort Ahrensburg. "Wir konzentrieren uns jetzt auf unsere Kernkompetenzen: Druckindustrie und Bühnentechnik", sagt Wöstmann. Um den Rückgang bei Aufträgen im Neumaschinengeschäft auszugleichen, soll das Segment "Retrofit" ausgebaut werden. Gemeint ist damit, alte Druckmaschinen mit moderner Software auszurüsten. Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass die Krise den Betrieb nicht gefährde: "Gute Unternehmen überleben auch in stagnierenden Märkten."

Die gekündigten Mitarbeiter werden wegen der unterschiedlichen Kündigungsfristen noch einige Wochen oder Monate weiterarbeiten. Aber ihre Arbeitskraft wird auch gebraucht. Denn so paradox es klingt: Die vorhandenen Aufträge müssen abgearbeitet werden.

In dem alteingesessenen Ahrensburger Familienbetrieb EAE arbeiten viele langjährige Mitarbeiter. Das sei wichtig, sagt Fertigungsleiter Ralf Poppke: "Wir brauchen hier eine gute Mannschaft." An diesen Zusammenhalt erinnern leicht angegilbte eingerahmte Fotos an den Wänden im Treppenhaus. Auf einem steht eine Gruppe von Mitarbeitern in Sportkleidung auf einer Wiesen, im Hintergrund ein Fußballtor. Dass sie nicht nur sportliche, sondern auch diese neuen Herausforderungen gemeinsam meistern können - das wünschen sich sicher viele Mitarbeiter bei EAE in Ahrensburg.