Polizeihunde: Lothar Hay informiert sich über die Ausbildung

Streicheleinheiten vom Innenminister

| Lesedauer: 3 Minuten
Alice Friedrich

Im leer stehenden Oldesloer Hotel Intermar lernen die Vierbeiner, wie Flüchtige gesucht und gestellt werden.

Bad Oldesloe. Bis aufs Äußerste gespannt sitzt Schäferhund-Rüde Gary auf seinen Hinterpfoten. Die Witterung des flüchtigen Täters hat er bereits aufgenommen. Gary bellt, wird unruhig. Er wartet auf den Befehl von Herrchen Peter-Jörg Zimmer (41). Der Beamte des Polizeibezirksreviers in Bad Oldesloe ruft wiederholt: "Hier spricht die Polizei. Kommen Sie heraus." Der Tatverdächtige reagiert nicht. Dann: " Ich setze jetzt meinen Diensthund ein!" Zimmer löst die Leine, und der zweijährige Rüde prescht los. Der Verdächtige hat keine Chance, der ausgebildete Vierbeiner holt ihn ein und beißt sich an seinem Arm fest, bis sein Herrchen ihn zurückpfeift.

Gary ist zufrieden. Er hat seinen Job gemacht. Dass die Szene gestellt war, interessiert den Rüden nicht. Auch die Anwesenheit seines obersten Dienstherrn beeindruckt ihn wenig. Innenminister Lothar Hay (57, SPD) hat vor seinem Besuch beim Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg einen Abstecher nach Bad Oldesloe gemacht, um sich über die Arbeit der Diensthundestaffel der Polizeidirektion Ratzeburg zu informieren. Die elf Hundeführer und zwei Hundeführerinnen der Staffel zeigen ihre Vierbeiner bei typischen Einsätzen. Loona, ein vierjähriger Dobermann-Malinois-Mix, sucht auf Befehl von Katharina Brose (27) vom Oldesloer Polizeibezirksrevier nach einem Tatwerkzeug, einem Messer. Schäferhündin Antonia von Marc-Oliver Ahrens stellt einen Autodieb auf frischer Tat, und der achtjährige Scott hält mit seinem drohenden Geknurre Randalierer in Schach.

"Der Stellenwert des Diensthunds steigt", erklärt der Leiter der Diensthundestaffel, Stefan Reyers (42). "Ein Hund ersetzt locker drei Beamte. Die Tiere flößen allein durch ihr Erscheinen Respekt ein, weil man nicht weiß, wie sie reagieren." Sie sollen künftig verstärkt bei der Personenfährtensuche, dem sogenannten Man-Trailing, eingesetzt werden. Reyers kündigte an, dass in Stormarn und dem Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg demnächst zwei Hundeführer mit ihren Tieren als Regelstreife auf die Straße geschickt werden.

Innenminister Hay zeigte sich beeindruckt von den vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Tiere. Er habe auch große Achtung vor der Leistung der Hundeführer, die viel eigenes Engagement aufbringen, sagte der Politiker, der sich zugleich als Hundefreund outete. Er sei mit ihnen groß geworden, sagte Hay. Die Diensthunde leben grundsätzlich in den Familien der Hundeführer. Das Land zahlt ihnen ein monatliches Futtergeld von 71 Euro. "Wir wissen, dass das eigentlich nicht ausreicht", sagte der Minister. Die Beamten bekräftigten ihm gegenüber erneut ihre Forderung nach einer Rente für die Hunde. Nach dem Ende seiner Dienstzeit - laut Statistik beträgt sie im Durchschnitt sechseinhalb Jahre - geht der Hund per Übernahmevertrag in das Eigentum des Hundeführers über. Der trägt dann alle anfallenden Kosten. "In einigen Bundesländern gibt es eine Rente. Da sind die Kollegen besser dran", sagte Stefan Reyers.

Am Ende seines Besuchs im früheren Hotel Intermar will Lothar Hay noch wissen, ob Helge Schamlott trotz der Schutzbekleidung den Biss von Gary gespürt hat. Der Beamte hatte den Flüchtigen gespielt. "Man spürt das schon, auch wenn ein Schäferhund nicht so stark zubeißt wie ein Rottweiler", sagt Schamlott, der die Diensthunde der Direktion Ratzeburg ausbildet und selbst einen hat: Rauschgiftspürhund Shucky.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Stormarn