Als Hamburger “Hero“ wird er angekündigt. Und er stolziert im Scheinwerferlicht durch den Ring, Dabei wirft er immer wieder den Kopf zurück, fährt sich mit den fingern durch das blonde Haar.

Buchholz - Er trägt nur ein enges, schwarzes Sporthöschen, schwarze Ellbogen- und schwarze Knieschoner. Und schneeweiße Stiefel. Als von unten, aus den gut besetzten Stuhlreihen in der Schützenhalle in Buchholz die Aufforderung kommt: "Nun kämpf endlich!", da beugt sich Hero über die Ringseile und schreit von oben herab: "Haltet die Klappe!"

Der blonde Recke, der im bürgerlichen Leben Holger Schoßig heißt und aus Neu Wulmstorf kommt, kennt seine Rolle. Im spektakulär brutalen Showgeschäft des Wrestling oder Catcher-Sport spielt er den arroganten Schönling, den, der immer lächelt, aber von oben herab.

Im Ring tobt längst ein Kampf. Pierre "Le Prestèe", der schwarzhaarige Franzose hat sich dem blonden Hero entgegen geworfen. Der dreht sich um, rammt seinem Gegner den Ellbogen ins Gesicht, natürlich ohne wirklich zu treffen. Dann packt er den taumelnden Widersacher, wirft sich ihn über die Schulter, hebt ihm hoch und schleudert ihn von ganz oben in den Ringstaub. Hero stolziert auf den sich windenden Franzosen zu und tritt ihm von oben in den Unterleib. Immer wieder. "Tritt in platt", ruft ausgelassen einer der Zuschauer. Die Halle lacht.

Die Wrestling-Show in der Nordheide hat ein Verein namens Catchwrestling Norddeutschland organisiert. Etwa 300 Zuschauer sind gekommen, darunter viele Frauen und viele Schuljungen.

Dem Hero aus Neu-Wulmstorf oben im Ring ist gerade Babyface Davies, ein Angst einflößendes Monster, zur Hilfe gekommen. Den ganzen Kopf hat Babyface unter einer schwarzen Maske mit Silberstreifen versteckt. Ihre Gegner, Karsten Kretschmer, in der norddeutschen Wrestlingszene als der "Hamburger Junge" populär, und eben Pierre "Le Prestèe". Plötzlich nimmt der Hamburger Jung Karsten Kretschmer Anlauf und rammt seinen Kopf in die Fleischmassen von Babyface. Dessen gesamte 160 Kilo sausen durch die Ringseile und krachten unten vor die Füße der erschrocken aufspringenden Zuschauer. Babyface, so sagen die Gerüchte, sei im wahren Leben ein Sizilianer, der durch die deutsche und europäische Szene tingelt. Ob er wirklich ein Babygesicht habe? "Das weiß keiner", sagt Pierre, alias Peter Werber. "Der kommt immer schon mit der Maske zum Kampf. Sein Gesicht hat noch niemand von uns gesehen". (aku)