Personalnot

Feuerwehr auf Sylt wirft Handtuch: Löschen Sie bitte selbst!

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In Hörnum auf Sylt sollen Helfer ihre Brände selbst löschen, so zumindest steht es auf einem Schild. Lauritz Bertram (links) mit Gemeindewehrführer Dieter Mordhorst

In Hörnum auf Sylt sollen Helfer ihre Brände selbst löschen, so zumindest steht es auf einem Schild. Lauritz Bertram (links) mit Gemeindewehrführer Dieter Mordhorst

Foto: AURORA SYLT / Georg Supanz

In der Gemeinde Hörnum auf Sylt sollen Betroffene selbst die Löscharbeiten übernehmen. Dahinter steckt mehr als nur ein Aufreger.

Sylt.  Im Brandfall einfach die Feuerwehr holen und das Ganze den Experten überlassen? Nicht in der Gemeinde Hörnum auf Sylt. Dort sollen Betroffene im Ernstfall selbst zum Eimer greifen und die Löscharbeiten in Eigenregie durchführen. So zumindest steht es auf einem Plakat vor der örtlichen Feuerwache publikumswirksam direkt an der L24.

Was besorgniserregend klingt, ist eine clevere Kampagne der Freiwilligen Feuerwehr in Hörnum. Denn die bangt um die bereits dünne Personaldecke, die in den nächsten Jahren ohne Nachwuchs noch dünner werden wird. Während das Plakat innerhalb kürzester Zeit für medialen Wirbel sorgte, reagierten die Anwohner kritisch. Dabei war das erst der Anfang, wie Wehrführer Dieter Mordhorst gegenüber dem Hamburger Abendblatt ankündigt.

Sylt: Feuerwehr von Anwohnern für Plakat-Aktion kritisiert

„Wir haben kein Personal“, heißt es auf dem Plakat. Gefolgt von den Handlungshinweisen:

  1. Schlüssel im Gemeindebüro holen
  2. Umsichtig zur Einsatzstelle fahren
  3. Selbstständig mit Löscharbeiten beginnen

Abgerundet wird das Ganze mit einem ermutigenden „Viel Erfolg!“

Der Vorstand der Hörnumer Feuerwehr hatte das Vorhaben in Absprache mit Bürgermeister Udo Hanrieder geplant und umgesetzt. Anscheinend zum Leidwesen der Anwohner. „Erst waren sie ein bisschen entsetzt. Sie haben gedacht, sie müssten tatsächlich jetzt zum Bürgermeister fahren und sich den Schlüssel holen. Es sind einige nicht begeistert davon gewesen“, erzählt Dieter Mordhorst.

Aussagen wie „So etwas würde ich nicht hinstellen“ oder „Die Leute wissen gar nicht mehr, was sie machen sollen. Die haben Angst anzurufen“, erreichten den Wehrführer. Dabei ist die Sorge unbegründet, und die Einsatzkräfte sind auch weiterhin über die 112 erreichbar. Mordhorst nimmt die Kritik gelassen und sagt: „Ist doch schön, dann wird wenigstens über die Feuerwehr gesprochen.“ Und: „Die Situation hat sich inzwischen verändert“ – zum Positiven.

Freiwillige Feuerwehr auf Sylt bangt um Personal

Dass die Feuerwehr überhaupt zu so drastischen Werbemaßnahmen greifen muss, ist der düsteren Aussicht geschuldet, dass „in den nächsten sieben Jahren altersbedingt sieben Feuerwehrleute die Feuerwehr verlassen werden. Da wir keinen Wohnraum haben, kommen auch keine neuen Feuerwehrleute nach.“ Doch die Abgänger müssen dringend ersetzt werden. Ist das nicht der Fall, schrumpft die Gruppe auf magere 21 Mitglieder, aktuell sind es noch 28 Freiwillige.

Sylter Feuerwehr plant bereits nächste Aktion

Mit Blick auf den bisherigen Erfolg kündigt Mordhorst an: „Wir werden noch mal nachlegen!“ Zwei Wochen solle das Plakat zunächst an Ort und Stelle bleiben. Was dann geplant ist, will der Wehrführer noch nicht verraten. Er kann aber schon sagen, dass die Feuerwehr Hörnum in Absprache mit dem Landesfeuerwehrverband in die Verlängerung gehen wird. „Wir sind ja nicht die Einzigen, die Probleme haben mit Feuerwehrleuten.“

Kritik an der Idee gab es übrigens bislang ausschließlich von Einheimischen. „Die Urlauber sind begeistert“, so Mordhorst.

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