Nordsee

Ursylter lockt Radstar zur Premiere von „Cycling Paradise“

| Lesedauer: 6 Minuten
Am Strand von Wenningstedt auf der Insel Sylt steht Lars Bendix Düysen mit einem Vintage-Rennrad – „Cycling Paradise“ wird von ihm organisiert.

Am Strand von Wenningstedt auf der Insel Sylt steht Lars Bendix Düysen mit einem Vintage-Rennrad – „Cycling Paradise“ wird von ihm organisiert.

Foto: AURORA SYLT / Georg Supanz

200 Teilnehmer bei neuem Event auf Sylt erwartet – das auch mit bekanntem Moderator und DJ aufwartet. Was das Besondere an der Tour ist.

Hamburg. Sylt wird an diesem Sonnabend (2. September) zum Schauplatz einer Veranstaltungspremiere: „Cycling Paradise“– so heißt die Vintage-Radtour über die Nordseeinsel mit rund 200 Teilnehmern aus ganz Deutschland, die eine 65 oder eine 100 Kilometer lange Strecke wählen können.

Zugelassen sind nur Rennräder, die einen Stahlrahmen haben und vor 1990 gebaut wurden. Mit dabei sind auch Radsport-Legende Erik Zabel und die Para-Radsportlerin Denise Schindler, die 2021 für das deutsche Team eine Bronzemedaille bei den Sommer-Paralympics in Tokio holte. Auch der radsportaffine schleswig-holsteinische Verkehrs- und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen wird sich in den Sattel schwingen.

Sylt: „Cycling Paradise“ – Vorbild ist die Eroica in der Toskana

Als Vorbild dient die Eroica, eine Veranstaltung für klassische Rennräder, die seit vielen Jahren rund um das kleine Dorf Gaiole in der Toskana ausgetragen wird und inzwischen rund 9000 Teilnehmer anzieht. „Ein Freund hat mich 2019 dazu inspiriert, dort mitzufahren“, sagt Lars Bendix Düysen beim Abendblatt-Gespräch im Hotel Strandhörn in Wenningstedt. „Und dann bei meiner zweiten Eroica kam mir die Idee, so etwas müsste man auch mal auf Sylt machen.“ In der Toskana hat er rund 106 Kilometer und 1800 Höhenmeter abgerissen.

Der „Cycling Paradise“-Veranstalter lächelt und fügt hinzu: „Wir haben keine Berge, aber dafür jede Menge Wind. Es wird also auch auf Sylt eine sportliche Herausforderung.“ Allerdings ist dem waschechten Insulaner, der heute in München lebt, eines wichtig: „Wir fahren hier kein Rennen, sondern machen eine entspannte Ausfahrt. In erster Linie gilt diese Vintage-Radtour der Entschleunigung, und wir wollen uns an der Natur erfreuen und an der Schönheit der Orte, die wir besuchen werden.“

„Cycling Paradise“ auf Sylt – Cherno Jobatey moderiert

Start und Ziel ist am 2. September auf der Promenade am Kursaal3 in Wenningstedt. „Wir freuen uns natürlich über Zuschauer, die unsere Teilnehmer anfeuern.“ Gestartet wird nur zum „Sound von Meer, Wind und Möwen“ zwischen 7.30 und 9.30 Uhr. Düysen: „Wir erwarten gegen 12.30 Uhr die ersten Teilnehmer zurück. Das Gros wird ab 14 Uhr eintreffen.“

Es wird im Kursaal3 auch eine Ausstellung von stylischen Rennrädern geben – und rund um die Location wird ab 14 Uhr der bekannte Moderator Cherno Jobatey durch das Programm führen. DJ-Ikone Mousse T. sorgt für die passende Musik. Am Nachmittag wird ein Rennrad aus den 80er-Jahren der bekannten Marke Eddy Merckx zugunsten des Sylter Küstenschutzes versteigert.

Auch entlang der Strecke sind Schaulustige willkommen: Von Wenningstedt geht es nach Hörnum. Nach einem ersten Versorgungsstopp werden die Teilnehmer über das Rantum-Becken nach Morsum fahren, dort wird eine warme Mahlzeit zur Stärkung gereicht. Von hier führt die Strecke nach Munkmarsch. „Für unsere 65-Kilometer-Radler geht es von dort aus zurück nach Wenningstedt. Und diejenigen, die sich für die 100 Kilometer entschieden haben, führt die Tour weiter nach List.“

Auf dem Rückweg steht noch ein kurzer Stopp mit einem Glas Champagner in Kampen an, in Wenningstedt treffen sich dann alle wieder. Jeder Teilnehmer erhält eine Medaille.

Lars Bendix Düysen ist in der Musikbranche erfolgreich tätig

Beim Gespräch mit dem Abendblatt wenige Tage vor der ersten „Cycling Paradise“ wirkt Düysen entspannt und glücklich.

Der erfolgreiche Musikmanager, der für Sony Music seit zehn Jahren den Bereich Partnerships leitet und damit Kooperationen mit nationalen und internationalen Künstlern und Marken umsetzt, erzählt: „Ich habe das alles neben meinem Job organisiert. Aber wenn man etwas mit Leidenschaft macht, dann zieht das keine Energie, sondern es spendet einem Energie.“

Vor seiner Eroica-Premiere hat sich Düysen sein erstes Vintage-Rennrad gekauft – von der Marke Peugeot aus dem Internet für 166 Euro. Dann packte ihn die Leidenschaft. Heute hat der 47-Jährige insgesamt 14 Exemplare.

Veranstalter der Radausfahrt ist auf Sylt aufgewachsen

Natürlich fährt der Vater von zwei zwölf und 14 Jahre alten Söhnen selbst auch mit. Für die 100-Kilometer-Distanz wählt er ein Rad der italienischen Marke Gios aus den 80er-Jahren.

Die Insel kennt der Wahlbayer in- und auswendig. Er ist in Morsum aufgewachsen. Sein Vater hat das Kaufhaus Bendix Düysen an der Friedrichstraße in Westerland geführt, das die Familie Mitte der 90er-Jahre verpachtet hat. „Mein Vater hat die erste Sportabteilung auf der Insel eröffnet und Surfboards an Beate Uhse und James Last verkauft. Meine Geschwister und ich hatten aber keine Ambitionen, das Geschäft zu übernehmen.“

Eigentlich wollte der leidenschaftliche Gitarrenspieler Profimusiker werden. Er hatte auch seine eigene Band Bendix, mit der er die Sylt-Hymne „Von Sylt in die Welt“ komponiert hat. „Die haben wir häufig auf der Insel gespielt. Die Leute waren begeistert.“

Sylt: Erik Zabel fährt zum ersten Mal auf der Insel Rad

Schließlich entschied sich der Sylter für eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien bei der Plattenfirma BMG (gehörte damals zum Bertelsmann-Konzern) und war unter anderem auch für Universal Music und als Leiter des Musikgeschäfts für den Telekommunikationskonzern Telefónica, den 2005 O2 gekauft hat, tätig.

Nach Sylt kommt Düysen noch zwei- bis dreimal pro Jahr – um Freundschaften zu pflegen und sich „an der Schönheit der Insel zu erfreuen“. Sein Herz gehört nach wie vor Morsum. „Weil bei jedem Besuch Kindheitserinnerungen wach werden.“

Übrigens ist es nicht nur die erste „Cycling Paradise“ auf der Insel, sondern auch eine Premiere für Ex-Radsportprofi Erik Zabel, der in seiner Karriere zwölf Etappensiege bei der Tour de France einfahren konnte. „Ich war schon überall auf der Welt unterwegs, aber auf Sylt bin ich noch nicht gefahren.“

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Sylt