700-Jahr-Feier

Wildes Mittelalterspektakel zum Stadtjubiläum in Quickborn

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Burkhard Fuchs
Es werden alte Handwerkskünste gezeigt wie das Drechseln, Schmieden, Barbieren oder Zähne ziehen.

Es werden alte Handwerkskünste gezeigt wie das Drechseln, Schmieden, Barbieren oder Zähne ziehen.

Foto: Burkhard Fuchs

Händler, Gaukler, Musikanten: Was die Besucherinnen und Besucher am Wochenende beim Mittelalterfest am Kugelfang erwartet.

Quickborn.  Es war tiefstes Mittelalter, als die heutige Stadt Quickborn vor 700 Jahren als kleines Dorf gegründet wurde. Graf Adolf VII. zu Holstein-Schaumburg, der knapp 40 Jahre über das Gebiet Pinneberg-Holstein herrschte, schenkte im Jahr 1323 die „Hufe Quickborn“ an den Hamburger Bürger Heinrich Halstenbek und übertrug ihm damit für diesen Bereich die hohe und niedere Gerichtsbarkeit.

700-Jahr-Feier: Quickborn feiert Stadtjubiläum mit einem Mittelalterfest

Es war wahrlich keine leichte Zeit für die damaligen Bewohner. Die Pest entvölkerte kurz darauf ganze Ortschaften. Die Einwohnerzahl Norddeutschlands wurde so beinahe auf 220.000 Menschen halbiert. 1362 traf die Jahrhundertflut, die sogenannte „Große Manndräncke“, weite Teile der Nordseeküste. Bis zu 100.000 Menschen sollen ertrunken sein. Und bis ins 16. Jahrhundert hinein kühlte sich die ganze Region in der „kleinen Eiszeit“ merklich ab.

100 Händler, Gaukler und Musikanten laden ins Mittelalter ein

An diese aufregende und schwierige Gründerzeit will die Stadt Quickborn in ihrem Jubiläumsjahr zeitgemäß mit einem Mittelalterfest erinnern, das vom Freitag bis Sonntag, 9. bis 11. Juni, erstmals auf der großen Wiese am Kugelfang, abseits des Harksheider Weges, groß und möglichst authentisch gefeiert werden soll. Zahlreiche Marketender, Handwerker, Gaukler und Musiker werden an diesem Wochenende das Mittelalter wieder aufleben lassen, so wie sie sich das Leben, Arbeiten und Feiern in dieser grauen Vorzeit vorstellen.

Hauptorganisator braut süffigen Honig-Met für die Marktbesucher

Cheforganisator ist Olaf Böckers aus Hohenlockstedt. Der pensionierte Polizeibeamte, der einst für die Verkehrssicherheit im Raum Neumünster zuständig war, bereist seit vielen Jahren die Mittelalterfeste in ganz Norddeutschland. Dabei schenkt er den Besuchern seinen süffigen Honig-Met aus, der mit zehn Prozent Alkoholgehalt früher durchaus die Mönche und Ritter beseelt haben dürfte.

In der Region war Böckers schon auf dem Weihnachtsmarkt in Barmstedt oder dem Mittelaltermarkt in Bad Bramstedt zu Gast wie auch auf ähnlichen Märkten in Celle, Hagenow, Jork, Schwarmstedt, Osnabrück oder zuletzt in Sörup bei Flensburg. Zwei Dutzend solcher Veranstaltungen besuche er im Jahr, erklärt der Met herstellende Ex-Polizist.

Mittelalterfeste lassen die Menschen in andere Welten eintauchen

„Man taucht ab in eine ganz andere, fremde Welt“, sagt Böckers über seine Faszination für das Mittelalter. „Die Leute schalten total ab.“ Jahrmärkte kenne jeder, aber ein Mittelalterfest sei „etwas Besonderes“. Dabei gehe es ihm durchaus darum zu zeigen, dass es keine heile Welt für die meisten Menschen damals war.

Es gab viele arme Leute, Bettler, Leprakranke, Menschen ohne Zähne und denen „der Rotz aus der Nase lief“, beschreibt Böckers das alltägliche Elend. „Oft werden die Mittelaltermärkte heutzutage verherrlicht.“ Und die Burgherren seien keineswegs immer reiche Leute gewesen, weil sie über Besitz verfügten, nennt der Mittelalter-Kenner auch diese Legende „einen Trugschluss. Der Burgherr musste seinen Lehnsherrn bezahlen.“

Es gibt viel zu sehen und zu bestaunen auf dem Mittelalterfest in Quickborn

Aber natürlich sollen die Besucher des Quickborner Mittelalterfestes auch einiges zum Staunen und Feiern geboten bekommen, verspricht Böckers. So werde es auf der Wiese am Kugelfang ein großes Heerlager mit etwa 100 Mittelalter-Akteuren geben.

Darunter seien vor allem Händler und Handwerker, die sich bemühten, Speis‘ und Trank aus früheren Zeiten anzubieten und Handwerksarbeiten vor Ort zu zeigen, die es heutzutage kaum noch gebe. Wie zum Beispiel die Sarwürker, die früher die Kettenhemden angefertigt haben, Löffelschnitzer, Wollfärber oder Papier- und Schirmmacher. Und es gibt Geschmeide, feinste Lederarbeiten, wärmende Felle, Kräuter, Seife und Honig zu erwerben.

Die Besucher haben freien Eintritt – die Marketender müssten Zehnten abgeben

Für reichlich Unterhaltung werden die Gaukler und Zauberer sorgen. Es wird eine Fakir-Show geben, bei der der Protagonist über Glasscherben laufen werde. Feuerspiele und Ponyreiten sind dabei. Für die Kinder wird ein Karussell aufgebaut, die mit einer Handkurbel angetrieben wird. Eine Puppenbühne wird auftreten und das Schießen mit Armbrüsten gezeigt und angeboten. Und das Ganze dank des Zuschusses der Stadt Quickborn ohne einen Obolus für den Eintritt der Besucher zu verlangen.

Mittelaltermärkte boomen hierzulande, erklärt Mitveranstalter Böckers. „Die Community wächst stetig an“, sagt der erfahrene Mittelalter-Beschicker. Auf rund 10.000 aktive Fans schätzt er die Gruppe ein, die regelmäßig die Mittelaltermärkte mit ihren Ständen beglücke. Auch wenn die Besucher kostenfrei ins Mittelalter-Treiben eintauchen können – die Händler müssen von ihrem Umsatz den zehnten Teil für die Betriebskosten des Festes an den Veranstalter abgeben – so wie es früher für die Bauern im Mittelalter üblich war.

700-Jahr-Feier:Von Freitag bis Sonntag wird gefeiert

Mittelalterfest: 700 Jahre Hufe Quickborn“, Wiese am Kugelfang in Quickborn vom 9. Bis 11. Juni. Geöffnet ist der Markt am Freitag von 17 bis 22 Uhr, am Sonnabend von 11 bis 22 Uhr sowie am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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