Kunst in Haselau

Cavissamba – die Galerie für Ideen und besondere Momente

| Lesedauer: 5 Minuten
Sabine Skibbe
Kunst von Bildhauern aus Simbabwe nimmt einen ganzen Raum ein in Leni Riekes Galerie Cavissamba in Haselau.

Kunst von Bildhauern aus Simbabwe nimmt einen ganzen Raum ein in Leni Riekes Galerie Cavissamba in Haselau.

Foto: Sabine Skbbe / HA

Leni Riecke zeigt noch bis Sonntag große Skulpturenfotos und Lichtkunst mit Smartphone. In ihrem Garten wächst der „Baum des Monats“.

Haselau. Cavissamba ist ein Mix aus Portugiesisch und Ombundu und bedeutet: „Herzlich willkommen!“ Und so fühlt man sich auch, wenn man die kleine, besondere Galerie von Leni Rieke in Haselau betritt. Die Galeristin, eine gelernte Fotografin, wurde in Angola geboren. Ihre Familie hatte dort eine Ananasplantage, und an der Einfahrt zu der Plantage stand auf einem Stein „Cavissamba“.

1975 sind Leni Rieke und ihre Familie vor dem Bürgerkrieg aus Angola geflohen und nach Hamburg gekommen. Im Jahr 2000 ist Leni Rieke nach Haselau gezogen, seit zwölf Jahren betreibt sie dort ihre Galerie.

Kunst in Haselau: Cavissamba ist eine Galerie für besondere Momente

In der Haseldorfer Marsch bietet Leni Rieke Raum für Ideen, Konzepte, zeitgenössische Kunst. Skulpturen, Zeichnungen, Öl- und Acrylbilder, Fotografien – das Spektrum ist groß. Eine Vernissage bei Leni Rieke ist ein ungewöhnliches Erlebnis. Die findet nämlich virtuell statt. Zwar kommen zur Ausstellungseröffnung Gäste, aber die werden zunächst vor einen großen Fernseher gesetzt und erfahren in einer etwa 25-minütigen Videosequenz alles über Künstler und Kunstwerke.

„Das ist auch hinterher bei Youtube abrufbar, so ist es viel nachhaltiger. Sowohl für die Künstler als auch für die Besucher“, sagt die Galeristin. Sie besucht die Künstler in deren Atelier oder dreht das Video auch in Haselau, wenn die Kunstwerke schon vor Ort sind. Sie selbst spricht eine Einführung, der Künstler oder die Künstlerin kommt zu Wort und stellt die Objekte vor, und es wird auch immer Musik eingespielt.

Nur noch bis Sonntag: Großformatige Fotos von Skulpturen

Noch bis Sonntag, 2. April, sind etwa großformatige Fotos der Skulpturen des polnischen Bildhauers Igor Mitoraj zu sehen. Das ist zwar für „Cavissamba“ ein ungewöhnliches Format, aber die in der Nähe von Elmshorn lebende Autorin und Musikerin Elisabeth Melzer-Geissler hat sich auf die Spuren des 2014 verstorbenen Mitoraj gemacht und für ein Buch drei Jahre recherchiert – in Polen, Deutschland, Frankreich und Italien.

Seine Skulpturen zeigen hauptsächlich menschliche Körper, ihre Unvollkommenheit und Zerbrechlichkeit. Beispielsweise in Pisa, unweit des schiefen Turms, befindet sich der „angelo caduto“, der gefallene Engel. Durch diese Skulptur wurde Melzer-Geissler auf den Bildhauer aufmerksam. Aus ihrem Buch „Eine Reise zu Igor Mitoraj“ wird sie an diesem Freitag, 31. März, ab 19 Uhr lesen. Der Eintritt kostet inklusive Snacks 15 Euro. Leni Rieke bittet um Anmeldung unter 04122/9275788.

In der Galerie Cavissamba werden immer Doppelausstellungen gezeigt

Weil in der Galerie Cavissamba immer Doppelausstellungen gezeigt werden, können Besucher ebenfalls bis Sonntag noch eine Fotoausstellung von Anja Artzt bewundern. „Lichtkunst mit dem Smartphone“ sind die Werke überschrieben. Den Schwerpunkt setzt die Künstlerin auf Lichtmalerei und Farbexperimente. Während der Ausstellungsperiode ist immer von Freitag bis Sonntag zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet.

Zum Konzept von Leni Rieke gehört auch ihr Garten an der Haseldorfer Chaussee 45. Der ist groß und wild „und ich pflege ihn auch so, dass er wild bleibt“, sagt die Galeristin. Der Rasen wird erst ab Mai gemäht, damit Gänseblümchen, Scharbockskraut und Anemonen überleben können.

Auch der Mythos Baum beschäftigt die Galeristin

Zudem beschäftigt Rieke sich schon länger mit dem Mythos Baum. Er symbolisiert für sie das Wachstum und die Entwicklung des Menschen sowie den Lebenszyklus und die Vergänglichkeit. Darüber hinaus wird bestimmten Bäumen eine besondere Symbolkraft zugesprochen. Einmal im Monat zwischen März und Oktober veranstaltet Leni Rieke einen Tag des offenen Gartens.

An diesem Sonntag, 2. April, ist der Auftakt. Von 12.30 Uhr an führt Leni Rieke Interessierte durch ihren Garten und präsentiert den Baum des Monats. Diesmal ist es die Silberweide, deren Blätter schon im 16. Jahrhundert gegen Schlaflosigkeit eingesetzt wurden und deren Rinde einen hohen Gehalt an Salicin enthält, das im Körper zur fiebersenkenden und schmerzstillenden Salicylsäure (Aspirin) umgewandelt wird.

Sowohl in ihrem Garten als auch in einem extra Raum bietet Leni Rieke jungen Künstlern aus Simbabwe die Möglichkeit, ihre Kunst zu präsentieren. Aus Metall geschweißte Tiere wie Wildschweine und Elefanten bevölkern den Garten, im Inneren des Hauses sind viele kleine und größere Skulpturen aus Serpentin zu sehen.

Sie werden in intensiver Handarbeit mit Hammer, Meißel, Raspel und Feile bearbeitet. „In dieser Saison möchte ich Menschen die sinnliche Auseinandersetzung mit Kunst und Natur ermöglichen und sie damit inspirieren“, gibt Leni Rieke das Motto für 2023 vor.

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