Tiefbauarbeiten für XFEL-Röntgenlaser in Schenefeld abgeschlossen. Wissenschaftler, Politiker und Bauunternehmer feiern.

Schenefeld. Am Ende des Tunnels ist immer Licht? Nicht ganz. Manchmal ist es auch ein Cellospieler. Anlässlich der Feierlichkeiten zum Abschluss der Tiefbauarbeiten spielte der Musiker denjenigen ein Ständchen, die sich zu einer Tour durch das XFEL-Tunnelsystem aufmachten. Das kleine Untergrundkonzert ist wohl auch eine Andeutung darauf, dass in Schenefeld schon die Musik spielt, während es auf anderen Großbaustellen einfach nicht vorangeht. Die eine oder andere Stichelei können sich die Bauherren leisten. Das Projekt fällt bislang finanziell und zeitlich nicht aus dem Rahmen. Das feierten am Mittwoch 300 geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft auf dem Schenefelder Forschungsareal.

Mit dem Etappensieg verabschieden sich die Tunnelbauer, die in den vergangenen drei Jahren die unterirdische Verbindung von Schleswig-Holstein nach Hamburg-Bahrenfeld schufen. Eine Millimeterarbeit. Der 3,4 Kilometer lange Haupttunnel, durch den von 2016 an beschleunigte Röntgenstrahlen einen Blick in unbekannte Welten ermöglichen soll, durfte nicht von der berechneten Bahn abweichen. Die exakte und reibungslose Arbeit brachte Professor Helmut Dosch ins Schwärmen. "Dieser Hightechtunnel ist eine technische Meisterleistung", lobte der Vorsitzende des Direktoriums von DESY als Mitgesellschafter der European XFEL.

3500 Bauarbeiter beschäftigte die Arbeitsgemeinschaft Arge auf der Baustelle der Superlative in den vergangenen Jahren. 500.000 Kubikmeter Erde wurden bewegt, 150.000 Kubikmeter Beton und 28.000 Tonnen Stahl verbaut. Fast vier Stockwerke tief erstreckt sich allein die hockeyfeldgroße Experimentierhalle ins Schenefelder Erdreich hinein. Es ist das Herzstück der Anlage. In der Halle münden die aus Bahrenfeld abgeschossenen Strahlen. Diese werden Wissenschaftlern aus aller Welt dazu dienen, neue Medikamente zu entwickeln, den Nanokosmos zu studieren. An dem Bauwerk wurde 24 Stunden am Tag, manchmal unter Wasser, bei Eiseskälte oder Hitze, an Feiertagen und tief im Erdreich gearbeitet. Überraschungen gab es wenige. Die Bohrmaschinen Tula und Ameli gruben sich fast ungestört durch den Boden. Gigantische Findlinge traf man nicht, nur ein altes Stahlbohrrohr stellte sich in Bahrenfeld einem der Tunnelbohrer in den Weg.

So mühelos soll es jetzt weitergehen - auch ohne die Arge-Projektleiter. Mit dem Ende der Tiefbauarbeiten nimmt die European XFEL GmbH selbst die Zügel in die Hand. Damit ist die kaufmännische Geschäftsführerin Claudia Burger jetzt Chefin auf der Baustelle. Auf dem Programm der 47-Jährigen stehen in den kommenden Monaten die Ausschreibung für die Einrichtung der zukünftigen Labore und Büros. Zudem wird der Personalstamm, der zurzeit 175 Mitarbeiter umfasst, ausgebaut. "Derzeit haben wir 14 Stellen ausgeschrieben", so Burger. Im Sommer 2015 beziehen dann etwa 250 Wissenschaftler das XFEL-Hauptgebäude. Dafür wird von Anfang des Jahres an die dreigeschossige Experimentierhalle vollendet.

Etwa 1,1 Milliarden Euro verschlingt das Bauprojekt. Zwölf Länder sind an der Finanzierung beteiligt. Allerdings sind von den Partnerländern nicht alle so finanzstark wie Deutschland. Laut Professor Massimo Altarelli, Direktor der European XFEL, musste aufgrund so entstandener finanzieller Engpässe das Projekt abgespeckt werden. So wird es vorerst kein Besucherinformationszentrum geben, zudem werden auch erst drei der fünf Tunnelverzweigungen mit der nötigen Technik versehen. Altarelli hofft, dass nach Inbetriebnahme der Anlage weiteres Geld für die beiden Tunnel 2018/19 fließt.