Todesfelde. Wenn Luca Sixtus (28) an diesem Sonntagnachmittag aus seinen gelb-blauen Sportklamotten schlüpft, Stutzen und Fußballschuhe auszieht, wird eine imaginäre Tür zufallen – und gleichzeitig eine andere aufgehen. Oder anders formuliert: Für den Mittelfeldspieler des Oberliga-Clubs SV Todesfelde beginnt in diesem Moment ein neuer Lebensabschnitt.
Sportredakteur Sixtus, der noch bis zum 30. September beim Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (sh:z) in Lohn und Brot steht, mehr als neun Jahre lang für den SVT gespielt hat und seit 2018 Mannschaftskapitän war, wird sich beruflich verändern und vom 1. Oktober an in München für den TV-Sender Sky arbeiten. Das bedeutet: Abschied von Norddeutschland, der Familie, von Freunden, von den Mannschaftskollegen – und zunächst auch vom aktiven Fußball.
Luca Sixtus trifft die Entscheidung für München zusammen mit seiner Freundin
Die Entscheidung, diesen Weg zu gehen, hat Luca Sixtus nicht allein getroffen. „Ich habe mit meiner Freundin Swantje oft darüber gesprochen, wie das Leben wohl aussehen mag, wenn sie mit ihrem Multimedia-Production-Studium fertig ist“, sagt er. Das war Ende August der Fall.
„Bei unseren Überlegungen war immer mal wieder Thema, von der schleswig-holsteinischen Provinz in eine große Stadt zu ziehen. Wir wollten raus aus der Komfortzone, raus in die weite Welt. Wir wissen, dass wir vieles, was wir liebgewonnen haben, zurücklassen werden. Es ist für uns beide ein großes Abenteuer. Aber zum Glück sind wir dabei zu zweit.“
Der 28-Jährige wird bei Sky Sportreporter in der Digitalredaktion
Schnell kristallisierte sich heraus, dass das Paar, das erst im Juni in eine 100 Quadratmeter große Wohnung in Groß Grönau eingezogen war, seinen Lebensmittelpunkt nach München verlagern würde. „Swantje hat bei der ProSiebenSat.1-Gruppe einen Job als Volontärin in der PR-Abteilung bekommen und dort schon vor einem Monat angefangen“, sagt Luca Sixtus. Er selbst bewarb sich bei Sky auf einen interessanten Posten – und erhielt eine Absage, weil dieser intern besetzt wurde. Kurz darauf wurde ihm jedoch eine Junior-Stelle im selben Team angeboten.
Sixtus wird sich bei Sky um ähnliche Aufgabengebiete wie beim sh:z kümmern. „Als Sportreporter in der Digitalredaktion werde ich Artikel für skysport.de schreiben“, sagt er. Sein künftiger Arbeitsbereich lässt sich unter dem Begriff G-Sport, also großer Sport, zusammenfassen. Darunter fallen beispielsweise die Fußball-Bundesliga, die Premier League in England, die Frauenfußball-Bundesliga und -Champions-League, Grand-Slam-Tennisturniere, die Formel 1. „Wir arbeiten dabei eng mit unseren TV-Kollegen und den Social-Media-Leuten bei Sky zusammen.“
G-Sport: Luca Sixtus will im neuen Job richtig Gas geben
Und vielleicht sehen die Sky-Abonnenten ihn dann eines Tages auch auf dem Fernsehschirm. Der gebürtige Kaltenkirchener zweifelt jedenfalls keine Sekunde daran, dass es so kommen wird. „Ich traue mir das definitiv zu. Wichtig ist, erst mal einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ich werde genau das machen, was ich auch als Fußballer immer getan habe – immer 100 Prozent, immer richtig Gas geben. Und wenn ich mich dabei nicht ganz doof anstelle, erhalte ich schon irgendwann meine Chance.“
Zunächst aber will er sich an München, die Leute, das Klima in Bayern und den neuen Job gewöhnen, zusammen mit der Freundin die 58 Quadratmeter große Zweizimmerwohnung in Südgiesing einrichten. „Bis in die Innenstadt braucht man mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine Viertelstunde, bis zur Arbeit 40 Minuten. Die Nachbarn sind sehr nett, das passt.“ So weit ist alles paletti – wenn das neue Domizil nur nicht so teuer wäre. „Wir zahlen 1550 Euro Miete im Monat“, sagt Luca Sixtus, „die Preise in München sind absolut pervers.“
Mit drei Jahren die ersten Kickversuche beim FSC Kaltenkirchen
Den SV Todesfelde wird Sixtus, der als drei Jahre alter Knirps beim FSC Kaltenkirchen die ersten Kick-Versuche machte und über die Stationen Hamburger SV und Eintracht Norderstedt zum SVT kam, schmerzlich vermissen. „Am liebsten würde ich meinen Herzensverein mit nach München nehmen“, sagt er.
Kein Wunder: Schließlich war er einer der Führungsspieler, die den Club zu einer Vorzeigeadresse in Schleswig-Holstein gemacht, zu großen Erfolgen geführt haben. Mit Sixtus gewannen die Todesfelder neunmal den Kreis- und 2020 den Landespokal, wurden 2020 und 2022 Oberliga-Meister, gewannen 2020 das Hallenmasters in Kiel und qualifizierten sich einmal für die erste Runde des DFB-Pokals, in der sie nur knapp mit 0:1 am Zweitligisten VfL Osnabrück scheiterten.
Woran er sich besonders gern erinnert? „In meinem allerersten Spiel für den SV Todesfelde hatten wir vor 1000 Zuschauern gleich unseren Lokalrivalen SV Henstedt-Ulzburg zu Gast und haben mit 4:0 gewonnen. Das hat mich natürlich sofort gecatcht.“
Legendär: Das 3:2 im Landespokal-Finale 2020 gegen den VfB Lübeck
Und dann war da ja noch der sensationelle 3:2-Sieg im Landespokal-Finale 2020 gegen Drittliga-Aufsteiger VfB Lübeck, das wegen der Corona-Pandemie vor einer Mini-Kulisse in Malente ausgetragen wurde. „Als Til Weidemann kurz vor Schluss per Kopf unser Siegtor erzielt hat, bin ich zusammengesackt, habe die Hände vors Gesicht geschlagen und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.“ Die Siegesfeier nach dem Match verlief dann übrigens nicht ganz coronakonform.
Das Amt des Mannschaftskapitäns, das er als Nachfolger von Lennard Koth übernahm, war für Luca Sixtus wie maßgeschneidert. „Ich übernehme gern Verantwortung, bin einer, der auf Kleinigkeiten achtet und auch mal nach links und rechts schaut. Ich habe die Binde immer mit Stolz getragen“, sagt er. Sein Trainer Björn Sörensen charakterisiert ihn so: „Luca ist als Persönlichkeit ein absoluter Leader, dabei immer ehrlich und klar. Er wird uns sehr fehlen.“
Am Sonntag: Luca Sixtus‘ Abschiedsspiel im Joda-Sportpark
Seine letzte Pflichtpartie für den SVT wird Sixtus an diesem Sonnabend bestreiten: Um 15 Uhr kommt der FC Dornbreite Lübeck in den Joda-Sportpark an der Dorfstraße. Einen Tag später findet dann das offizielle Abschiedsspiel zwischen einem Allstar-Team und der Oberliga-Truppe statt. Der Eintritt ist frei, es darf aber gern gespendet werden. Die Einnahmen gehen jeweils zur Hälfte an das Inklusionsprojekt „Hand in Handball“ sowie die Jugendfußballsparte des Vereins.
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Ganz mit dem Kicken aufhören will Luca Sixtus übrigens auch in Süddeutschland nicht. „Zunächst steht ganz klar der Job im Vordergrund. Aber wenn sich alles zurecht geruckelt hat, werde ich mir einen Verein suchen. In welcher Spielklasse wird sich dann zeigen. Aber ich kann nun mal nicht ohne Fußball...“
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