Norderstedt. Wenn der neue Trainer der Fußball-B-Juniorinnen des Hamburger SV, Marwin Bolz, über seine eigene Spielerkarriere spricht, zeigt sich: Der Mann hat Humor. Die Frage, ob er als Verteidiger eher Techniker oder Zweikämpfer war, beantwortet der 24-Jährige auf ganz eigene Art.
„Verteidigen ist ja durchaus eine Zweikampftechnik“, sagt Bolz hintersinnig. Bevor er ernsthaft fortfährt: „Ich war ein Spieler, der mit viel Leidenschaft, Herz und Willen gewinnen wollte.“
Hamburger SV: Marvin Bolz macht Job mit viel Herz und Liebe zum Fußball
Allerdings auf dem Rasen nur bis zum Sommer 2021. Da beendete Bolz, einst Jugendspieler beim HSV und beim FC St. Pauli und im Herrenbereich für denTSV Sasel und den Eimsbütteler TV aktiv, mit nur 23 Jahren seine Karriere als Kicker.
„Diese Entscheidung war ein Mix aus der Corona-Situation und vor allem der einmaligen Chance, beim HSV in den Trainerbereich einzusteigen. Ich möchte den Trainerjob gerne mit viel Herz und Liebe zum Fußball ausfüllen und junge Menschen fußballerisch und menschlich auf einem Stück ihres Weges begleiten“, sagt Bolz.
Mit 19 Einstieg in den Trainerbereich
Seine Bestimmung erkannte er schon mit 19 Jahren, als er sein erstes Jugendteam übernahm. Unter anderem kümmerte er sich damals als Co-Trainer um die U-14-Juniorinnen und die U-16-Junioren des Hamburger Fußball-Verbandes. 2021 holte ihn sein Ex-Jugendtrainer Lewe Timm, von dessen Fachkompetenz und Menschlichkeit Bolz schwärmt, als Assistent zu den Regionalliga-Frauen des HSV in sein Trainerteam. Zu diesem gehört Bolz immer noch.
Doch er hat zu Beginn der Saison 2022/2023 zusätzlich eine neue Aufgabe übernommen und coacht die Bundesliga-B-Juniorinnen des HSV als Cheftrainer. Kein einfacher Job. Unter seinem Vorgänger Niels Quante wurde das Team am 25. Juni mit einem 2:1 gegen Eintracht Frankfurt zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Deutscher Meister – höher kann die Messlatte also nicht liegen.
HSV will Spielerinnen für Frauenteams ausbilden
Aber Marvin Bolz bleibt gelassen: „Sicher möchten wir gerne oben mitspielen. Wichtiger ist uns aber, neue Spielerinnen für unsere Frauenteams auszubilden. In diesem Sommer haben fünf Talente den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Das ist eine sehr gute Quote. Ob wir diese auch in diesem Jahr erreichen, hängt von verschiedenen Faktoren ab.“
Bei den angesprochenen Spielerinnen handelt es sich um Nele Karovski, Irma Schittek, Melina Bünning, Amira Dahl und Lisa Baum. Wobei Baum, Dahl und Bünning auch weiterhin in der U 17 eingesetzt werden können. Insgesamt war der Umbruch im Kader, wie im Jugendbereich üblich, groß. Das Aufgebot besteht aus 30 Mädchen, darunter tummeln sich 13 Neuzugänge. Ihnen allen will Bolz eine „Gewinnermentalität vermitteln“, wie er sagt. Sowie das im Mädchen- und Frauenbereich des HSV geltende „Prinzip der Dominanz mit und gegen den Ball“.
HSV: Es gilt das „Prinzip der Dominanz mit und gegen den Ball“
„Wir wollen die Kugel haben und so oft wie möglich das gegnerische Tor bedrohen. Aber es ist uns auch wichtig, sehr aktiv gegen den Ball zu arbeiten und durch körperlich starkes Spiel mit der richtigen Form des Pressings viele Ballgewinne zu verzeichnen.“
Wichtig ist ihm zudem – wie allen HSV-Trainern im Jugendbereich – Spielerinnen seines Teams immer wieder bei den Jungen mitkicken zu lassen. „Das hat enorm positive Effekte für beide Seiten“, betont Marwin Bolz. „Für die Mädchen, weil sie sich anders im Zweikampf behaupten müssen und dadurch körperlich robuster werden. Andererseits können die Jungs auch einiges von den Mädchen lernen, da diese taktisch häufig weiter sind, weil sie sich oft im Kopf früher entwickeln und dementsprechend eine taktische Struktur auf dem Feld wünschen.“
Co-Trainerin Kim Falter ist im August ausgezeichnet worden
Zurückgreifen kann Bolz in seinem Trainerteam unter anderem auf die Expertise seiner Assistentin Kim Falter, die vom Hamburger Fußball-Verband im August als Trainerin des Jahres ausgezeichnet wurde. Bolz selbst wurde in seiner Jugendzeit als Spieler von durchaus bekannten Übungsleitern geprägt.
Neben Lewe Timm ist beispielsweise Benjamin Duda zu nennen (heute Chefcoach des Nordost-Regionalligisten Berliner AK) oder auch Remigius Ehlert. Der frühere Trainer des FC St. Pauli II ist aktuell Videoanalyst beim Bundesligisten FC Augsburg.
Hamburger SV: B-Juniorinnen starten mit Niederlage und Sieg
„Ich hatte das Glück“, sagt Bolz, „dass ich viele ausgezeichnete Trainer hatte. Von ihnen allen habe ich eine Menge für meinen Weg mitnehmen können.“ Dieser führte nach der Vermittlung der Spielidee in der Vorbereitung, mit der Bolz sehr zufrieden war, bislang zu einem 0:1 daheim gegen den Eimsbütteler TV und einem 2:0-Auswärtssieg beim Magdeburger FFC.
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Am Sonnabend (14 Uhr, Paul-Hauenschild-Anlage, Ulzburger Straße 94) soll es mit einem Heimerfolg gegen den Osnabrücker SC ins obere Tabellendrittel der Bundesliga Nord-Nordost gehen. „Wir treffen auf einen guten Gegner“, sagt Bolz. „Wenn wir aber unsere Leistung bringen, können wir das Spiel gewinnen.“
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