Kaltenkirchen. Eine Ära ist zu Ende gegangen. Heimlich, still und leise. Jahrzehntelang war die erste Tischtennis-Männermannschaft eines der sportliches Aushängeschilder der Kaltenkirchener TS. Nach dem Absturz des Teams auf den letzten Tabellenplatz der Verbandsoberliga Nord, dem coronabedingten Abbruch der Spielzeit 2019/2020 und dem Auseinanderbrechen der Truppe ist allerdings klar: Das Thema Leistungssport im Herrenbereich hat sich für die KT erst einmal erledigt.
Den Stein ins Rollen brachte Max Westphal. Der Norddeutsche Schülermeister des Jahres des Jahres 2019 hatte frühzeitig angekündigt, den Verein im Fall des Abstiegs verlassen zu wollen. „Ich habe mir verschiedene Clubs angeschaut, stand unter anderem in Kontakt mit dem SV Siek und dem TSV Bargteheide“, sagt der talentierte Rechtshänder.
Das Rennen um die Gunst des 16-Jährigen machte dann allerdings der TuS Germania Schnelsen. „Germania hat mir das interessanteste Angebot gemacht“, so Westphal, der im Erwachsenenbereich den Landesverband wechseln und in der Oberliga-Mannschaft an Position fünf gemeldet wird. Da der vor ihm aufgeführte Lette Dainis Reinholds nur sporadische Einsätze haben dürfte, schlägt er de facto jedoch im mittleren Paarkreuz auf. „Mein Ziel ist, mich schnell an das Niveau in der neuen Klasse zu gewöhnen. Und ich werde alles rausholen, um mich zu etablieren.“
Max Westphal spielt künftig in zwei Verbänden
Dem Tischtennisverband Schleswig-Holstein bleibt Max Westphal dennoch erhalten. Grund: Im Jugendbereich ist er künftig für seinen Heimatverein
SV Friedrichsgabe spielberechtigt – und hat Großes vor. Zusammen mit Mats
Gaethje (SV Friedrichsort), Fredrik Trumpler (Lübecker TS) und Benjamin Lange (SV Fockbek) will er 2021 bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften für Furore sorgen und möglichst aufs Siegertreppchen kommen.
In Westphals Kielwasser sind noch zwei weitere Akteure von der Kaltenkirchener TS nach Schnelsen gewechselt. Robin Wernitz und Francisco Heuck gehören künftig zum Aufgebot des Hamburg-Liga-Teams. Für ihren Mannschaftskollegen Frank Meyer war dies zunächst der Anlass, seinen Schläger einzumotten. „Ich habe immer gesagt, dass ich mit dem Tischtennisspielen aufhöre, wenn Robin den Verein verlässt“, so der 53-Jährige.
Frank Meyer wechselt zum Post SV Stade
Ein wenig später erklärte er dann allerdings den Rücktritt vom Rücktritt. „Mein Vater Alfred hat mich überredet, nach der Sommerpause für den Post SV Stade aufzuschlagen.“ Das ist der Club, in dem Meyer als Jugendlicher acht Jahre lang aktiv war. „Ich soll in der Bezirksoberliga und Verbandsliga Niedersachsen eingesetzt werden und sehe in Stade viele frühere Weggefährten wieder“, sagt der Kaltenkirchener, der bislang zu Fuß zur Sporthalle des Gymnasiums Flottkamp gehen konnte, „den wesentlich höheren Zeitaufwand nehme ich auch deshalb in Kauf, weil ich so meine Familie häufiger als bisher sehen kann.“
Die beiden Youngster Maximilian Alsleben und Tim Bode stehen der KT künftig ebenfalls nicht mehr zur Verfügung. Alsleben schließt sich der TTG 207 Ahrensburg an, Bode legt eine Tischtennispause ein.
Abteilungsleiter Bent Holm ist derweil bemüht, das Beste aus dem Exodus der Leistungsträger zu machen. „Wir backen von nun an kleinere Brötchen, bleiben aber am Ball“, sagt er. Die bisherige zweite Herrencrew wird zur ersten Mannschaft und startet in der 1. Bezirksliga. Von einem Neubeginn möchte Holm allerdings nicht sprechen: „Wir sind doch nur Hobbysportler.“
Arbeit im Breitensportbereich wird intensiviert
Ein Trend im Tischtennis gefällt ihm in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. „Spieler wechseln den Verein auch in keinesfalls profimäßigen Klassen wie der Verbandsoberliga nur noch für Geld. Doch das werden wir nicht mehr zahlen, dafür gibt es keine Akzeptanz in der Abteilung.“ Also werden sich die Verantwortlichen noch intensiver als bisher um den Breitensportbereich kümmern.
Mit der Entwicklung der KT-Sparte, die am Montag unter strengen Hygieneauflagen den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen hat, ist Bent Holm zufrieden. „Die Mitgliederzahlen sind in den vergangenen drei Jahre gestiegen, wir konnten die Zahl unserer Jugendlichen sogar um 30 Prozent steigern.“
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