Norderstedt

Fitnessclub schließt über Nacht: Kunden bangen um ihr Geld

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Geschlossen: Die Mitglieder des Fitness-Club Easyfitness an der Ulzburger Straße stehen plötzlich vor verschlossenen Türen.

Geschlossen: Die Mitglieder des Fitness-Club Easyfitness an der Ulzburger Straße stehen plötzlich vor verschlossenen Türen.

Foto: Christopher Mey

Insolvenz? Easyfitness lässt Mitglieder ohne Ankündigung vor verschlossenen Türen stehen. Was eine Anwältin jetzt rät.

Norderstedt. Große Verärgerung bei den Mitgliedern von Easyfitness in Norderstedt. Der Fitness-Club hat von heute auf Morgen geschlossen – ohne die Mitglieder zu informieren. „Wir müssen unser Studio gezwungenermaßen bis auf Weiteres schließen“, steht auf einer Mitteilung des Studios, die an der Tür hängt. Und weiter: „Wir haben bis zum letzten Tag versucht, das Bestehen des Studios zu sichern und sind auch selbst davon ausgegangen, dass es weitergeführt werden kann, weswegen die Bekanntgabe auch erst so spontan kommt.“

Die Kunden reagieren in den sozialen Medien empört und fassungslos. „Ich versteh gar nix mehr…keine info vorher nix… steh vor verschlossener Tür“, so ein Kunde bei facebook und ein anderer vermutet: „Der Laden ist pleite/insolvent.“ Eine Mutter ärgert sich: „Das ist ja toll. Mein Sohn ist erst seit 1. September da. Dafür noch schön die exorbitanten Anmeldegebühren bezahlt.“ Ein Mann: „Eine Frechheit, nicht vorher Bescheid zu geben! War Freitag noch da und mir wurde nichts gesagt!“

Schock: Fitnessclub Easyfitness in Norderstedt schließt – ohne Kunden zu informieren

Tatsächlich steht auf dem Aushang nichts über die Gründe der Schließung. Die Telefonnummer des Clubs in Norderstedt ist bereits abgemeldet. Kundinnen und Kunden versuchten vergebens, hier Antworten zu bekommen. Licht ins Dunkel bringt die Recherche im Internet: Auf der Online-Plattform CompanyHouse, die tagesaktuelle Firmen- und Wirtschaftsinformationen sammelt, ist bereits für den Betreiber des Studios eine „Bonitätsveränderung aufgrund neuer Geschäftszahlen“ veröffentlicht worden.

Dort heißt es: „Am 27.09.2023 hat sich die Bonität der L & S Fitness GmbH & Co. KG geändert. Folgende Informationen führen unter anderem zu einer Neubewertung der Bonität: Zahlungserfahrungen, Inkassomeldungen, Insolvenzverfahren, Fluktuation, Organe und Umfeld, Sach- und Bareinlagen, Kapitalveränderung.“

Easyfitness: Fitnesskette ist ein Franchiseunternehmen mit 400.000 Mitgliedern

Wie geht es jetzt weiter? Darüber wird in den sozialen Medien heftig diskutiert. „Es steht ja auch überhaupt nichts dabei, an wen man sich wenden kann“, so die Reaktion einer Kundin. Das Problem: Die Easyfitness Filialen werden durch Franchise-Partner betrieben.

Das Studio an der Ulzburger Straße sowie das Unternehmen Easyfitness mit Sitz in Hannover waren telefonisch nicht zu erreichen und haben E-Mail-Anfragen nicht beantwortet. Auf der Homepage wird jedoch darauf hingewiesen: „Bei Fragen zur Filiale oder der Mitgliedschaft bitte immer an die Filiale vor Ort wenden. Die Franchise-Partner sind allein für die von ihnen auf Ihrer Seite eingebundenen Inhalte, insbesondere solche aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Tarifen und sozialen Netzwerken, inhaltlich und rechtlich verantwortlich.“ Zu der Fitnesskette gehören etwa 180 Studios mit 400.000 Mitgliedern.

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Auch wenn man sich in den sozialen Medien einig ist, die Zahlungen sofort einzustellen – ganz so einfach ist es nicht, sagt die Norderstedter Rechtsanwältin Hannah Feuring von der Kanzlei Müller-Schönemann –Tietgen – Rodewoldt – Dr. Franke.

„Selbst wenn wir davon ausgehen, dass das Unternehmen insolvent ist, laufen die Verträge weiter“, so die Expertin. Da es kein Sonderkündigungsrecht wegen Insolvenz gebe, bestehen die vertraglichen Beziehungen weiter. Das heißt: „Beide Seiten müssen die vertraglichen Ansprüche weiter erfüllen.“

Sollte das Studio dem nicht nachkommen und weiter geschlossen sein, sollten die Mitglieder nach Angaben von Hannah Feuring den Betreiber anschreiben und ihm eine Frist zur Öffnung des Fitness-Studios setzen – am besten per Einschreiben. „Erst wenn der Betreiber dieser Aufforderung nicht nachkommt, können die Mitglieder ihre Zahlungen stoppen“, so die Rechtsanwältin.

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