Norderstedt

Von eifersüchtigen Einhörnern und veganen Lavalampen

| Lesedauer: 4 Minuten
Heike Linde-Lembke
Katrin Clasen (l.) und Ricarda Mallée unterhalten sich in einem Krankenhaus als Dr. Ara, die Papageifrau, und Warzenschwein über einen imaginären Patienten auf dem OP-Tisch.

Katrin Clasen (l.) und Ricarda Mallée unterhalten sich in einem Krankenhaus als Dr. Ara, die Papageifrau, und Warzenschwein über einen imaginären Patienten auf dem OP-Tisch.

Foto: Heike Linde-Lembke

Theater Pur feierte mit einem Improvisationsstück Premiere. Wann die nächsten Termine sind und wo es Karten gibt.

Norderstedt. Bühnenbild? Ein paar Stühle. Kulissen? Überflüssig. Requisiten? Belasten nur. Kostüme? Schwarzweiß. Regie? Hat schon viele gute Stücke kaputt regiert. Text? Was gerade reinkommt. Sprachgestaltung, Mimik, Gestik? Hauptsache skurril.

Alles ist Stegreif, Improvisiation, Aktion und Reaktion – vor allem auf das, was das Publikum vorgibt. Beim Impro-Theater dürfen die Zuschauerinnen und Zuschauer Regie und Rollenbuch, Satz und Szenen mitbestimmen und sogar den Ton angeben.

Was in der nächsten Sekunde passiert? Niemand weiß es

Für die Spielerinnen und Spieler, die auf der Bühne stehen und so gar nicht wissen, was in der nächsten Sekunde geschieht, ist das harte Arbeit. Konzentriert müssen sie sein, auf jeden Einwurf reagieren können, und das auch noch mit hintergründigem Witz, abgründigem Humor, unverschämt, durchtrieben und überraschend.

Schauspielerinnen und Schauspielern des Amateurtheaters Pur werfen sich seit einem Jahr Grobheiten an den Kopf, umgaukeln sich mit Liebesschwüren, verschaukeln sich gegenseitig und üben intensiv, die Aussagen, Sprüche und Sätze der anderen aufzufangen, zu erweitern, zu kontern oder zu bestätigen.

Der große Saal des Kulturwerks am See war gut besetzt

Mit dem Ergebnis dieses Theatral-Trainings hatte die erste Riege des Theaters Pur mit neuen Mitgliedern jetzt Premiere im Kulturwerk Norderstedt. Katrin Clasen, Ricarda Mallée und Theatergründer Michael Scharbert trafen auf Sabine Krull, Marion Vina, Nicola Weber, Wiebke Wassermann, Matthias Gerlach und Dani Bietke. Das Publikum im gut besetzten großen Saal feierte das Premieren-Team des ImproPur für eine absolut taffe Leistung.

„Wir gehen auf die Bühne und wissen nicht, was geschieht“, sagt Michael Scharbert. „Für uns ist die Aufführung immer stets so neu und überraschend wie für das Publikum“, sagt Katrin Clasen. „Es ist mal albern und lustig, wir müssen bereit sein, uns aufeinander einzulassen, immer im Moment zu sein“, sagt Matthias Gerlach.

So entstünden im Improvisationsspiel immer neue Geschichten, oft, ohne dass man es selbst merke, und man könne auch mal heiter scheitern. „Wir müssen mit leerem Kopf auf die Bühne gehen, das ist nicht einfach“, sagt Michael Scharbert.

Sie lachten, heulten, flüsterten und brüllten, sanft und schrill

Bei der Premiere tobten sie aufeinander los, warfen sich Wörter zu, zeigten mit dem Finger aufeinander und gingen sich auch schon mal an die Gurgel. Sie lachten und heulten, flüsterten und brüllten, sanft und schrill, und das meistens in rasantem Wechsel. Schnelle Szenen wurden plötzlich eingefroren, Pantomime wechselte mit Parodien, Komik, Tragik und Überraschungen inbegriffen, Nonsens absolut gewollt.

„Das hier ist unser erster großer Auftritt“, sagte Matthias Gerlach, der dem Impro-Theater mit Ricarda Mallée bei der Premiere eine Struktur gab und meinte, dem Publikum, darunter viele Theater-Pur-Mitglieder, doch erst einmal erklären zu müssen, was ein Impro-Theater ist: „Wir erfinden die Szenen aus den Zurufen des Publikums.“

Es ging um Napoleon, aber auch um Warzenschweine und Klorollen

Es ging um so schräge Begriffe wie eifersüchtige Einhörner, vegane Lavalampen, Kaufrausch in Dessous-Laden, Sehnsucht nach einem Thermomix, Briefwechsel zwischen Napoleon und Beethoven, Verbrecherjagd nach einem Klorollen-verkehrt-rum-Aufhänger, Ameisenbären, Kängurus und Warzenschweinen und einem Interview mit einem rosa Elefanten.

Das Impro-Pur-Team spielt das alles mit Leidenschaft, voll Temperament und Tempo – einfach zum nochmal Angucken. Aber Vorsicht: Dann wird das wieder ganz anders, weil auch das Publikum ein anderes ist – improvisiert eben.

„ImproPUR“, Improvisationstheater vom Theater Pur, Sa, 20.01.+Sa, 17.02, 19.00, Kulturwerk Norderstedt, Stormarnstraße 55. Karten zu 10, ermäßigt 6 Euro, Ticket-Corner am Restaurant „Hopfenliebe“, Rathausallee 60, Tel. 040/30987123, vorverkauf@meno-gmbh.de per E-Mail, www.tribuehne.de und unter theaterpur.de auf der Theater-Pur-Website.

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