Hartenholmer Bürger und 200 Einsatzkräfte verhindern Katastrophe. Dramatische Stunden für die 35 Bewohner. Auch Bürgermeister Johannes Hermann Richter gehörte zu den Ersthelfern.

Hartenholm. Im Speiseraum stehen noch unversehrte Kaffeetassen und das Abendessen auf dem Tisch. Doch nur zwei Meter weiter, dort wo bisher ein Dachgeschoss war, sind nur verkohlte Überreste zu sehen. Ein Großfeuer hat die Seniorenpension Rosengarten in Hartenholm weitestgehend zerstört und damit komplett unbewohnbar gemacht. Für die 35 Bewohner sowie die Mitarbeiter, aber auch für die kleine Gemeinde (knapp 1800 Einwohner) war es ein dramatischer Abend. Aber der Brand und die Rettungsaktionen zeigten auch: In Zeiten der Not funktioniert die Dorfgemeinschaft vorbildlich.

Die Brandmeldeanlage der Pflegeeinrichtung hatte um 18.15 Uhr Alarm ausgelöst. Zu diesem Zeitpunkt saßen fast alle Bewohner im Erdgeschoss. Drei Mitarbeiter eilten in das Obergeschoss und sahen Qualm aus einem der Räume dringen. Jede Sekunde zählte nun, es musste sofort evakuiert werden. Parallel hatte auch die Rettungsleitstelle Holstein das Signal aus Hartenholm empfangen. Sie löste einen Großalarm aus - wenige Minuten später rasten die freiwilligen Feuerwehren aus den benachbarten Gemeinden Schmalfeld, Struvenhütten und Hasenmoor sowie aus Hartenholm zum Einsatzort an der Dorfstraße. Später mussten sogar Kollegen aus Alveslohe, Kaltenkirchen und Bad Segeberg zur Unterstützung nachrücken. Insgesamt waren über 200 Kräfte beteiligt.

Schon vor dem Eintreffen der Feuerwehr hatten allerdings Anwohner und Autofahrer den Ernst der Situation erkannt und gehandelt. Aus allen Richtungen kamen Menschen und halfen bei der Evakuierung des Hauses. Bewohner, die bettlägerig sind, wurden kurzerhand auf Matratzen geschnallt und die Treppen hinunter ins Freie getragen. Als die Einsatzkräfte ankamen, konnten sie übernehmen, doch ohne die selbstlose Unterstützung der Hartenholmer wären womöglich wertvolle Minuten verloren gegangen.

Auch Bürgermeister Johannes Hermann Richter gehörte zu den Ersthelfern. "Viele sind sofort zur Pension gekommen, als sie von dem Feuer gehört haben. Viele von ihnen haben selbst Angehörige, die dort leben und die sie täglich besuchen", sagte er. Die Bewohner wurden zunächst am Straßenrand versorgt. Schnell organisierten die Helfer Getränke vom benachbarten Edeka-Markt. Dazu schmierten Anwohner den ganzen Abend über Brötchen für die beteiligten Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizeibeamte. "Eine derartige Gemeinschaft habe ich noch nicht erlebt. Das hat mich positiv überrascht", so Johannes Hermann Richter, nach dessen Schätzung über 100 Bürger eben nicht nur zuguckten, sondern sich selbstlos einbrachten.

Als provisorisches Lager für die Bewohner des Heims wurde zunächst die nur wenige Meter entfernte Gerhard-Lawerentz-Mehrzweckhalle auserkoren. Auch im Dorfgemeinschaftshaus kamen einige Menschen unter. Die Schnelleinsatzgruppe des Kreises übernahm die Betreuung. Im Laufe des Abends entschied die Einsatzleitung allerdings, alle Betroffenen in das psychiatrische Krankenhaus Rickling zu verlegen, wo genügend Kapazitäten vorhanden sind. Nur ein Mann musste leicht verletzt zur stationären Behandlung ins Krankenhaus transportiert werden. Auch ein Feuerwehrmann sowie eine Mitarbeiterin der Einrichtung benötigten ambulante Versorgung.

Die Gemeinde Hartenholm will ein Spendenkonto einrichten

Das Gebäude war hingegen nicht mehr zu retten. Über die Zwischendecke war das Feuer auf den neueren Anbau im hinteren Bereich übergegriffen, es kam zu einer Durchzündung. Der Dachstuhl brannte aus, die Nachlöscharbeiten dauerten bis 22.45 Uhr. Der Schaden wird auf mindestens 750.000 Euro beziffert. Mittlerweile haben Sachverständige des Landeskriminalamtes den Brandort untersucht, die Kripo Bad Segeberg ermittelt, die Ursache ist indes noch unklar.

Die obdachlosen Bewohner sollen möglichst von Rickling in adäquate Pensionen verlegt werden. So hat bereits ein Heim in Kaltenkirchen Plätze angeboten. Die Gemeinde Hartenholm stellte aus ihrer Kasse 5700 Euro zur Verfügung, um erste Schäden zu ersetzen. Dazu kündigte Bürgermeister Richter an, dass ein Spendenkonto eingerichtet wird.