Innenminister Andreas Breitner besuchte das Polizeirevier in Norderstedt, um persönlich mit den Beamten über ihren Alltag zu sprechen.

Norderstedt . Wenn die Norderstedter Polizisten mit ihren Waffen trainieren wollen, damit sie im Ernstfall ihr Ziel nicht verfehlen, dann gingen sie bis vor einem halben Jahr in den Keller der Polizeiwache an der Europaallee 24 und schossen in der Raumschießanlage auf Scheiben und Pappkameraden. Doch dann gab die Lüftung in der Schießanlage den Geist auf. "Derzeit schießen wir auf dem Schießstand des Schützenvereins in Kaltenkirchen - gegen Bezahlung. Und der Anfahrtsweg kommt noch dazu", sagt Dieter Aulich, der Norderstedter Revierleiter.

"Das ist großer Mist. Das müssen wir abstellen", sagt Innenminister Andreas Breitner (SPD). Der oberste Dienstherr der Polizeibeamten sitzt am Montag neben Aulich im Besprechungsraum des Reviers. Er ist gekommen, weil er sich vor Ort ein Bild der Situation der Norderstedter Polizeibeamten machen will. Und weil der ehemalige Norderstedter CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek beharrlich bei ihm nachgefragt hatte, dass er doch mal bei Gelegenheit auf der Norderstedter Wache vorbeischauen solle, um sich die gesperrte Raumschießanlage mal persönlich anzusehen. "Herr Ritzek und ich kennen uns ja noch aus dem Landtag. Und heute hat es gepasst", sagt Breitner.

Die Polizisten klagen über steigende Aggression in der Bevölkerung

Was die defekte Lüftung der Schießanlage angeht, so dürfte dies eines der geringsten Probleme für den Minister sein. Die 240.000 Euro, die die Reparatur der Anlage laut Dieter Aulich kosten soll, seien im Haushalt eingestellt. Sie müssen nur noch ausgegeben werden. "Ich mache mich mal schlau, an welchen Vorgaben die Umsetzung hakt", sagt Breitner und verspricht, freundlich bei der Liegenschaftsverwaltung des Landes anzufragen.

Was den Norderstedter Polizeibeamten viel stärker auf den Nägeln brennt als ihre Schießanlage, auf der sie einmal im Jahr ihre Pflichtübung absolvieren müssen, das bekam Breitner in einer etwa einstündigen Gesprächsrunde zu hören. Und da ging es eher um die schwierigen Rahmenbedingungen des Dienstes, um zunehmende Aggressionen gegenüber Beamten, um immer seltener werdende freie Wochenenden und mangelnde Beförderungs-Perspektiven. Breitner weiß, dass der Dienst die Beamten immer mehr fordert. Und er weiß, dass er daran nichts ändern kann, weder an den gesellschaftlichen Problemen noch an der personellen Ausstattung der Dienststellen. Zwar bekommt die Polizeidirektion Segeberg (mit Kreis Pinneberg) bis 2017 insgesamt 32 zusätzliche Beamte. "Wir schaffen mit den Kollegen unsere Arbeit. Aber mehr Beamte wäre schon schön", sagt Dieter Aulich.

Was sich Breitner für seine Amtszeit vorgenommen hat, das ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen. "Polizist zu sein, ist immer noch ein schöner Beruf. Und ich habe nicht den Eindruck, hier in Norderstedt hätten einige Kollegen schon innerlich gekündigt. Aber ich will versuchen, mit besserer Ausstattung und besseren Perspektiven, was das persönliche Weiterkommen der Beamten im Dienst angeht, die Motivation der Polizisten hochzuhalten", sagt der Innenminister.

Der Minister hat selbst 16 Jahre lang als Vollzugsbeamter Dienst geschoben

16 Jahre lang habe er selbst als Vollzugsbeamter gearbeitet, seine Frau sei noch im aktiven Polizeidienst. "Ich weiß also, was die Kollegen generell bewegt, auch wenn ich die aktuellen Probleme nicht im Einzelnen kenne." Ein weiteres großes Anliegen ist es dem SPD-Innenminister, gemeinsam mit den Fußballverbänden für eine Deeskalation in den schleswig-holsteinischen Stadien zu sorgen. "Es ist kein Naturgesetz, dass ein Elf gegen Elf mit Schiedsrichter Hunderte von Familienvätern am Wochenende in die Einsatzstiefel treibt", sagt Breitner. Für ihn sei es ein Skandal, dass es rund um die vier Regionalligisten des Landes derartig viele Auseinandersetzungen gebe. Breitner: "Der Staat und die Veranstalter müssen da zusammenhalten und die Lage schnell verbessern."

In seine Aufgaben will sich Breitner reinknien, verspricht er. "Aber Wunder kann ich nicht bewirken."