Verwaltung erhöht Druck auf Besitzer des “Großen Karl“. “Die Gefahr besteht weiter“, sagt Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause.

Kaltenkirchen. Die Herren verzichteten darauf, mit dem Fahrstuhl in den 14. Stock zu fahren. Nicht nur der Dreck und der üble Geruch in der Kabine wirkten abschreckend. Zu oft war die enge Kabine in den vergangenen Monaten stecken geblieben. Dieses Risiko wollten Kaltenkirchens neuer Bürgermeister Hanno Krause, Mitarbeiter seiner Verwaltung und Feuerwehrchef Thomas Schwedas nicht eingehen, als sie gestern gemeinsam den "Großen Karl" am Flottmoorring inspizierten. Ein Rundgang, der dem neuen Chef im Rathaus bei seinem ersten Außentermin drastisch vor Augen führt, dass die Stadt ein ernsthaftes Sicherheitsproblem bewältigen muss. Immer noch sind wichtige Brandschutzeinrichtungen in dem Hochhaus defekt. "Eine Gefahr für Leben und Gesundheit der Menschen", sagt Krause. "Der Zustand des Hauses ist unzumutbar."

In der vergangenen Woche waren 300 Feuerwehrleute am "Großen Karl" im Einsatz, nachdem in einem Verschlag im 14. Stock ein Feuer ausgebrochen war. Den Brand hatten die Einsatzkräfte schnell unter Kontrolle. Die größere Gefahr ging von dem dichten Qualm aus, der wegen defekter Brandschutzvorrichtungen bis in den achten Stock zog. 100 Menschen mussten in der Nacht ihre Wohnungen verlassen.

Der giftige und heiße Rauch breitete sich im gesamten Haus aus

Wehrführer Schwedas berichtete dem Bürgermeister, vor welchen Problemen die Löschmannschaften standen. Nachdem sich im Obergeschoss die Rauchabzugsklappen nicht automatisch geöffnet hatten, breitete sich der giftige und heiße Rauch im gesamten Haus aus. Der Versuch, die Klappen manuell zu öffnen, scheiterte ebenfalls. Schließlich gab Schwedas den Befehl, die Klappen zu zerstören. Seine Männer griffen zu Werkzeugen und Leitern und rammten die Verschlüsse in Stücke. "Da war der Rauch weg", berichtete Schwedas dem Bürgermeister.

"Hätten beide Klappen automatisch funktioniert, hätten wir nicht so ein großes Feuerwehraufgebot benötigt." Bei dem Einsatz wurden fünf Feuerwehrleute verletzt, zwei mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Bei seinem Rundgang testete der Bürgermeister außerdem mehrere Brandschutztüren. Ergebnis: Einige schlossen sich nach dem Öffnen nicht automatisch. Diese Defekte hatten in der Brandnacht ebenfalls dazu geführt, dass sich der Qualm im Haus ausbreiten konnte.

"Diesen Zustand können wir so nicht hinnehmen", sagte Krause. Er will durchsetzen, dass Vermieter Gerd Thormählen kurzfristig die Mängel behebt. "Die Gefahr für die Bewohner ist nicht behoben, sie besteht weiter." Möglichst noch in dieser Woche will der Bürgermeister bei der Kreisverwaltung vorstellig werden, die seit mehr als einem halben Jahr Thormählen auffordert, Mängel im "Großen Karl" zu beheben - bislang mit mäßigem Erfolg.

"Ich will mit dem Kreis auch über Zwangs- und Bußgelder sprechen", kündigte Krause an. Jetzt müsse ausgelotet werden, wie der Druck auf Thormählen erhöht werden könne. "Das sind Einwohner Kaltenkirchens in diesem Haus", sagte Krause. "Deshalb sind auch wir verantwortlich."

Ein erstes Zwangsgeld ist jetzt festgesetzt worden

Bau- und Brandschutzexperten der Kreisverwaltung hatten Thormählen nach einer Serie von Begehungen im "Großen Karl" aufgefordert, für mehr Sicherheit zu sorgen. Ein erstes Zwangsgeld sei nach einer Androhung jetzt festgesetzt worden, hieß es in Bad Segeberg. Über die Höhe wollte sich die Verwaltung nicht äußern.

Weitere Forderungen musste Thormählen nach einer Begehung im Dezember erfüllen. Der Kreis Segeberg forderte Nachweise, dass er die Reparatur der Brandschutztüren und der automatischen Rauchklappen in Auftrag gegeben hat. Kurz vor Weihnachten legte Thormählen die Aufträge an die Handwerksfirmen vor. Bis gestern wurden sie geprüft. Zufrieden sind die Mitarbeiter der Kreisverwaltung jedoch nicht. "Wir müssen die Maßnahmen verschärfen", sagt der Leiter der Bauaufsicht, Reiner Schulz. Jetzt werde geprüft, ob weitere Zwangsgelder angeordnet werden. Der Druck müsse erhöht werden. Zwar habe Thormählen Nachweise vorgelegt, doch die geplanten Arbeiten reichten der Brandschutzdienststelle nicht aus.

Feuerwehrchef Thomas Schwedas hat aus den Erfahrungen beim Großeinsatz in der vergangenen Woche Konsequenzen gezogen. Künftig will er bei Bränden im Dachgeschoss ein Basislager mit Feuerwehrtechnik im achten Stock einrichten, sodass nicht jeder Feuerwehrmann die bis zu 40 Kilo schweren Geräte unter Zeitdruck in den 14. Stock schleppen muss. Künftig sollen mehr Geräte mit dem Teleskopmastfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr nach oben geschafft werden. Außerdem will Schwedas dafür sorgen, dass für die Einsatzkräfte mehr isotonische Getränke bereitstehen.