1963 wurde das Sommerbad Harksheide für 1,1 Millionen Mark gebaut. In den folgenden Jahren entwickelt sich der Neubau zum wahren Geldschlucker.

Lange blieb der Badebetrieb defizitär und bescherte dem städtischen Haushalt jedes Jahr zwei Millionen Mark minus. Als die Stadtwerke Ende der 90er-Jahre den Betrieb übernahmen und das Bad komplett modernisierten und mit dem Namen Arriba versahen, kam die Einrichtung auch finanziell auf die Erfolgsspur. Heute amüsieren sich jährlich mehr als 700 000 Besucher im Arriba. NZ-Redakteur Werner Stahl schrieb am 5. Januar 1973 folgenden Zwischenbericht.

War der Bau des Sommerbads Harksheide "der Murks des Jahrzehnts?" Laufend sind erhebliche Investitionen erforderlich, um die Anlage zu verbessern und Fehler der ursprünglichen Konzeption auszubügeln. 1971 wurden 171 000 Mark ausgegeben, im letzten Jahr waren es 64 710 Mark. Jetzt wurden 430 000 Mark bereitgestellt, damit eine neue Wasserführung für das Nichtschwimmer- und Kinderplanschbecken gebaut werden kann. So schön die Anlage auch ist, sie ist für die Stadt Norderstedt ein teures Objekt. Stadtrat Heinz Kalz (SPD), Norderstedts Finanzexperte: "Das Freibad ist für uns alle von einem so hohen Freizeitwert, dass wir das Geld bereitstellen müssen."

Der Bauausschussvorsitzende Gerwin Anderssson drückt es vorsichtig aus: "Es sind Fehler gemacht worden. Aber es sind viele Faktoren, die zusammentreffen." Der früheren Gemeinde Harksheide sei wirklich kein Vorwurf zu machen. Auch wenn es jetzt winterlich kühl ist und kaum jemand an ein sommerliches Bad in erfrischenden Fluten denkt: Bis zum Beginn der neuen Badesaison muss im Freibad gearbeitet werden, um die neue Wasserführung für das Nichtschwimmerbecken zu verlegen.

Worauf sind die jetzt notwendigen Investitionen zurückzuführen? Als das Bad im Juni 1963 für 1,1 Millionen Mark gebaut war, rechnete man höchstens mit etwa 3000 Besuchern am Tag. In den letzten Jahren drängten sich an heißen Tagen aber bis zu 15 000 Menschen im Freibad. Mehrfach musste das Bad wegen Überfüllung geschlossen werden. Durch die hohe Besucherzahl schafften es die Umwälzanlagen einfach nicht, das Wasser schnell genug zu erneuern. Im Schwimmerbecken, das in diesem Jahr die neue Wasserführung bekam, lagen die Umwälzdüsen jeweils an den Schmalseiten des Bades - 50 Meter voneinander entfernt. Jetzt wird rundherum frisches Wasser zugeführt.

Das architektonisch schöne Nichtschwimmerbecken hat den Nachteil von "toten Ecken", weil es stark gewinkelt ist. Im Sommer ist das Wasser teilweise so schlecht, dass schon aus hygienischen Gründen die Schließung notwendig gewesen wäre. Hinzu kommt, dass durch die Erwärmungsanlage Viren und Bakterien einen idealen Nährboden im aufgewärmten Wasser haben.

Als das Sommerbad gebaut wurde, konnte man diese Entwicklung nicht voraussehen. Finanzexperte Kalz: "Man hat damals das Beste gewollt. Inzwischen sind die Bestimmungen für das Badewasser immer wieder erneuert und verschärft worden."

Auch ohne die neue Wasserführung hätte die Stadt Norderstedt für das Sommerbad tief in die Tasche greifen müssen, meint der Vorsitzende des Bauausschusses, Gerwin Andersson. Als in diesem Frühjahr die ersten Rohre verlegt wurden, stellte man fest, dass ein Teil der neun Jahre alten Leitung schon halb verrottet war. Durch diese Rohre floss das Frischwasser ins Bad.

Auch in den nächsten Jahren wird das Freibad den Stadtvätern als Geldschlucker im Magen liegen. Andersson: "Nach menschlichem Ermessen müsste die Wasserführung jetzt optimal gelöst sein." Dafür stehen neue Investitionen ins Haus: Die Umkleidekabinen erscheinen umbaubedürftig, die Liegefläche, die durch den Bau des neuen Hallenbades stark beschnitten wird, muss erweitert werden. "Das wird uns noch eine menge Geld kosten", meint Andersson. Dabei sei noch nicht berücksichtigt, dass die Garderobenfrage, jetzt eine kostenintensive Sache durch den hohen Personaleinsatz, neu gelöst werden müsse.

Erst in diesem Jahr sind die Eintrittspreise für das Sommerbad kräftig angehoben worden, um vom jährlichen Defizit etwas herunter zu kommen. Ob die Preise weiter erhöht werden müssen, vermag jetzt noch niemand zu sagen. Gerwin Andersson: "Das Sommerbad bleibt auf jeden fall ein Zuschussbetrieb. Kosten deckende Eintrittspreise werden wir kaum erreichen können. Sie müssen sozial angehaucht bleiben."