Autobahn 20: Geschendorfs Verwaltungschef sagt, wenn ihm etwas nicht passt

Der widerspenstige Bürgermeister

| Lesedauer: 4 Minuten
Helge Buttkereit

Fritz Kock hat verhindert, dass sich McDonald's in der Gemeinde ansiedelt. Nun will er dafür sorgen, dass seine Gemeinde nicht auf den Kosten für ein Rettungspaket für die Feuerwehr sitzen bleibt.

Geschendorf. Mittlerweile ist Fritz Kock (67) fast so etwas wie ein Medienprofi. Routiniert im Umgang mit Fragen und natürlich auch mit Foto und Film. Schließlich waren schon viele da. "Welt" und "Süddeutsche Zeitung" beispielsweise. Sat1 und NDR kamen jeweils mit einem Fernsehteam.

Wie selbstverständlich zieht Kock für das Foto seine grüne Mütze auf und zieht den Kittel an. "Das sieht echter aus so." Hündin Senta findet den Medientrubel hingegen offenbar etwas merkwürdig. Als Kock fürs Fernsehen neulich viermal die Schubkarre von hier nach dort fahren musste, schaute sie ihn ungläubig an. Spinnt Herrchen? Nein. Fritz Kock ist parteiloser Bürgermeister der kleinen Gemeinde Geschendorf zwischen Segeberg und Lübeck, und er steht mit beiden Beinen auf dem Boden. "Ich sage, wenn mir etwas nicht passt", sagt Kock.

Und passen tut ihm einiges nicht. Es ist nicht die Autobahn 20, die wenige Meter hinter seinem Grundstück gebaut wird und im kommenden Jahr fertig werden soll. Die hält Kock für sinnvoll. Aber nicht deren Folgen. Die Ansiedlung von McDonald's an der geplanten A-20-Ausfahrt Geschendorf hat Kock gemeinsam mit seinen acht Kollegen im Gemeinderat gestoppt. Nun kämpft er wieder. Es geht darum, dass seine Gemeinde mit den Kosten für ein Rettungspaket nicht allein gelassen wird. Es muss für die örtliche Feuerwehr angeschafft werden, da sie in Zukunft auch für einen Autobahnabschnitt zuständig ist. 50 000 Euro kostet das Paket, bestehend aus Rettungsschere, Hebekissen, Spreizer und Beleuchtung. 50 000 Euro, die Kock nicht bezahlen will.

"Es ist ja nicht nur das Paket", sagt Kock. Die Kameraden von der Feuerwehr müssen schließlich auch noch geschult werden. Der ehemalige stellvertretende Wehrführer Kock kennt die Materie genau und weiß, dass auf die Wehr in den kommenden Jahren weitere Anschaffungen zukommen. Atemschutzgeräte und Funk müssen erneuert werden. Zwar würde ein Teil des Rettungspakets durch die Feuerschutzsteuer getragen, mit dem Rest lasse das Land aber die Gemeinden allein. "Auch die Hälfte wäre mir noch zu viel", so Kock. Das Innenministerium schiebe die Kosten auf die Kommunen ab, dabei sei die Autobahn vom Land gewollt und vorangetrieben. Deshalb will er auch nach Kiel fahren und mit Innenminister Ralf Stegner (SPD) sprechen.

Schon einmal fuhr Kock nach Kiel. Vor einigen Jahren ging es mit 200 Geschendorfern in die Landeshauptstadt, um letztlich erfolgreich eine Asylbewerberfamilie vor der Abschiebung zu retten. Diesmal werden vermutlich nicht so viele mobilisiert.

Als widerspenstigen Geist sieht sich der 67-Jährige nicht. "Ich bin eigentlich umgänglich." So ist er auch anders als viele seiner betroffenen Amtskollegen im Kreis für die A 20. Sie bringe durch den neuen, sieben Meter hohen Lärmschutzwall eine Entlastung für Geschendorf.

Auch gegen McDonald's hat Kock nichts. "Die jungen Menschen mögen das", sagt er. Aber Kock will den örtlichen Dorfkrug schützen, den die Gemeinde verpachtet hat - im Übrigen an denjenigen, der auch die Burger-Filiale aufziehen wollte. Schützen wollte Kock auch die biologischen Klärteiche. Es hieß, sie würden durch das McDonald's-Abwasser gefährdet, berichtet Kock. Die zusätzlichen Steuereinnahmen, die das Fastfood-Restaurant dem Dorf beschert hätten, waren ihm das Risiko nicht wert. Außerdem wird auch jetzt an der neuen Autobahn-Auffahrt gebaut. Hier soll eine Tankstelle entstehen, die von einem örtlichen Kfz-Mechaniker geführt werden soll.

Wenn die Autobahn fertig ist und die Tankstelle steht, wird Kock nicht mehr Bürgermeister sein. Im kommenden Jahr ist Schluss, stellt er fest. Nach über 30 Jahren in der Kommunalpolitik sollen die Jüngeren ran.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Norderstedt