Lüneburg. Neun Wochen hatte die kleine Ronja in Lüneburg zu leben, dann starb sie an einer Hirnblutung. Ihr Vater, 30, gab zu, sie wenige Tage vorher kräftig geschüttelt zu haben. Zwei Monate nach dem Tod des Säuglings sagen Jugendamt und Familiengericht, der tragische Fall sei nicht zu verhindern gewesen. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt gegen die Eltern wegen fahrlässiger Tötung. Wenn weitere ärztliche Gutachten vorliegen, wird die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob Anklage gegen den Vater und die 34 Jahre alte Mutter erhoben wird. Sie sind solange auf freiem Fuß. Laut Obduktion ist das Kleinkind an einem Schütteltrauma gestorben.
"Wir hatten große Zweifel an der Erziehungsfähigkeit der Mutter", sagte Lüneburgs Jugendamtsleiterin Marlis Otte dem Abendblatt. "Sie hat bereits drei Kinder, die nicht bei ihr leben." Ronjas Vater aber sei zuvor nicht auffällig gewesen. "Es gab keinen Anlass, ihm Erziehungsunfähigkeit zu unterstellen". Sozialdezernent Peter Koch: "Vor Gericht geht es nicht um Gefühle, sondern Beweise. Nicht die Eltern müssen beweisen, dass sie ein Kind erziehen können, sondern das Jugendamt, dass sie es nicht können." Der Antrag, das Kind in eine Pflegefamilie zu geben, wäre "aussichtslos" gewesen, betont er. Auch das Familiengericht sah den Vater laut Sprecherin Fatima Natho als "Ruhepol". Gericht und Jugendamt stellten zudem Bedingungen, unter denen das Kind zurück zu seinen Eltern kam: 20 Stunden sozialpädagogische Hilfe pro Woche und Rufbereitschaft rund um die Uhr. Vor Gericht hätte nichts entschieden werden können, das den Tod Ronjas verhindert hätte.
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