Lübeck. Damit habe Schleswig-Holstein buchstäblich an Zugkraft gewonnen, sagte Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) zur Eröffnung. Vor allem der Güterverkehr zum Lübecker Hafen wird von der Elektrifizierung der 85 Kilometer langen Strecke profitieren. Die Bauarbeiten dauerten über zwei Jahre. Seit August 2006 wurden rund 3200 Oberleitungsmasten aufgestellt , 191 Kilometer Fahrdraht montiert, vier Straßenbrücken erneuert und ein neues Umrichterwerk für die Stromversorgung gebaut.
Bis 2009 soll auf der bislang eingleisigen Strecke zum Lübecker Hafen zwischen den Stationen Schwartau-Waldhalle und Lübeck-Kücknitz ein zweites Gleis verlegt werden. Die Kosten dafür sind bereits in der Gesamtinvestitionssumme von 165 Millionen Euro enthalten. Zeitgleich mit der Einweihung der Strecke wurde in Lübeck auch der 100. Geburtstag des für rund 50 Millionen Euro sanierten Hauptbahnhofes gefeiert.
Pünktlich um 10.59 Uhr rollte der erste ICE im Schritttempo in den Bahnhof. Zur Feier wurden kleine Feuerwerksfontänen gezündet. Anschließend wurde der Zug auf den Namen "Travemünde" getauft. Als Ehrengäste waren neben Marnette auch Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL), Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) und das für Infrastruktur zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG, Stefan Garber, an Bord. Bahnchef Hartmut Mehdorn, der ursprünglich die Strecke eröffnen sollte, ließ sich entschuldigen.
Lübeck erfüllte sich mit der Elektrifizierung einen lang gehegten Wunsch. Erste Pläne zum elektrischen Bahnbetrieb zwischen Hamburg und Lübeck hatte es bereits in den 1930er Jahren gegeben. Konkret wurden die Pläne aber erst im Jahr 2000, die endgültige Entscheidung gab die Bahn im Sommer 2005 bekannt. Verbesserungen bringt der elektrische Betrieb für Bahnreisende, für die sich die Fahrzeit zwischen Lübeck und Hamburg von 45 auf 40 Minuten verkürzt. Außerdem bekommt Lübeck mit einer ICE-Verbindung nach München auch Anschluss an das elektrische ICE-Netz. Eigentlicher Nutznießer ist jedoch der Güterverkehr. Weil der zeitraubende Lokwechsel in Hamburg künftig wegfällt, können längere Güterzüge schneller zum Lübecker Hafen gelangen. "Dadurch rücken die Häfen von Hamburg und Lübeck noch enger zusammen", sagte Hajduk.
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