Braunschweig. Die Volkswagen-Finanzsparte geht nach einem bisher starken Geschäftsverlauf auch im Gesamtjahr von mehr Gewinn aus als bisher. Hohe Wiederverkaufspreise von Leasing-Rückläufern und niedrige Kredit- und Restwertrisiken lassen das Management zuversichtlicher werden: Bisher hatte der Absatzfinanzierer Volkswagen Financial Services (VWFS) mit einem operativen Ergebnis von rund 4 Milliarden Euro gerechnet, nun soll es dann doch deutlich mehr werden. Allerdings werde das Ergebnis unter dem Wert des Vorjahres von 5,7 Milliarden Euro bleiben. Finanzchef Frank Fiedler warnte am Montag vor hoher Inflation und knapperen Geldbeuteln bei den Kunden.
Zwar hätten auch die Kunden von VWFS dank hoher Sparquoten in der Vergangenheit noch einiges auf der hohen Kante. Unter anderem mit den absehbar steigenden Energiepreisen würden aber wohl einige in «existenzielle Situationen» geraten, sagte Fiedler in einer Telefonkonferenz. «Da kommen wir jetzt in eine echte Konkurrenz.» Das Unternehmen aus Braunschweig habe aber schon immer sehr vorsichtig agiert und ein Mehrfaches dessen für Kreditausfälle zurückgelegt, als letztlich nötig gewesen sei.
Zu den «extrem günstigen Zinsen» der jüngeren Vergangenheit werde man nicht mehr zurückkommen, sagte Fiedler. In jüngster Zeit war das Zinsniveau am Finanzmarkt gestiegen. «Das müssen wir durchpreisen und das wird natürlich auch das Konsumverhalten beeinflussen», verwies der Manager auf Risiken für künftige Vertragsabschlüsse. Der Boom bei den Gebrauchtwagenwerten werde im zweiten Halbjahr ebenfalls zurückgehen. Dennoch erwartet er nach eigener Aussage ein operatives Jahresergebnis von rund 5 Milliarden Euro.
Die Finanzsparten der Autokonzerne stehen derzeit gut da, weil sie aus dem Leasing zurückkehrende Gebrauchtwagen zu hohen Preisen weiterverkaufen können. Neuwagen sind wegen Produktionseinschränkungen knapp, daher greifen die Kunden verstärkt auch zu Gebrauchtwagen. Zudem sind die Kreditausfälle weiter sehr niedrig. Die Geschäfte liefen für VWFS zwar auch im ersten Halbjahr mit einem Anstieg des operativen Ergebnisses um 27,5 Prozent auf 2,98 Milliarden Euro prächtig. Wegen der Absatzflaute im VW-Konzern infolge des Teilemangels ging aber der Vertragsbestand zurück: Er sank um 1,2 Prozent auf knapp 22 Millionen Verträge.
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