Zwei Leuphana-Studenten starten ein Internet-Gutscheinportal in Lüneburg. Höchst erfolgreich: Sie sind bereits auf Expansionskurs

Lüneburg. Ein gemütliches Frühstück, eine entspannende Massage, die Pizza nach Hause geliefert oder ein exklusives Pärchen-Fotoshooting mit professionell bearbeiteten Bildern: Regionale Angebote zu Sparpreisen bietet seit Dezember das Lüneburger Internet-Gutscheinportal "Kleinstadtdeals".

Bekannt und etabliert sind die so genannten Coupon-Plattformen in Großstädten wie Hamburg, Berlin und München. Dort bieten Unternehmen aller Art zum Teil stark vergünstigte Kennenlern-Angebote, die angemeldete Nutzer kaufen, ausdrucken und direkt einlösen. Darauf aufmerksam gemacht werden sie über Email. "In vielen kleinen und mittelgroßen Städten und Regionen allerdings fehlt ein solcher Internetservice", sagt Johannes Wichmann. Er und Thomas Reimers von der Leuphana Universität Lüneburg haben sich vorgenommen, das zu ändern.

Seit dem 12. Dezember 2011 haben Unternehmen aus Lüneburg und Umgebung die Möglichkeit, Angebote zu präsentieren. Für jedes Angebot steht ein begrenztes Kontingent an Gutscheinen zur Verfügung. Wer zuerst kommt, hat die besten Chancen das Schnäppchen zu erhalten.

Ausverkauft sind bereits die Gutscheine für Lüneburgs ältestes Teegeschäft "Samowar". Für einen Gutschein über 20 Euro zahlten Nutzer des Lüneburger Internetservice Kleinstadtdeals 9,90 Euro. Geschäfts-Inhaberin Sabine Zaeske: "Rund 30 Gutscheine sind eingelöst. Für uns ist das eine reine Werbegeschichte. Die Leute sollen kommen und unseren Laden kennenlernen. Das ist eine einmalige Aktion." Zaeske berichtet von einer transparenten Geschäftspartnerschaft mit den Betreibern der Plattform. "Bei manch großen Firmen, die so etwas anbieten, soll es Knebelverträge geben", so die Lüneburger Geschäftsfrau.

Ähnliches berichtet der 27-jährige Johannes Wichmann, der Einblick in die Branche hat. "Es gibt Fälle, da verkauft eine Plattform in 24 Stunden 1000 Gutscheine eines einzelnen Partners, die innerhalb von drei Monaten eingelöst werden müssen. Daran kann ein Unternehmen zerbrechen", sagt Wichmann. Er studierte Hotelmanagement in Australien und hat einige Zeit für die bundesweit größten Anbieter Groupon und DailyDeal gearbeitet.

Die Fehler der Großen wollen Wichmann und Reimers nicht wiederholen. Im Gegenteil. Wichmann betont, dass dem Team von Kleinstadtdeals und den Partnerunternehmen sehr viel daran liege, die Käufer auf der Internetseite im Vorfeld des Einkaufs genau über das Angebot zu informieren:

"Bei uns soll keiner die Katze im Sack kaufen. Und auch im Kleingedruckten verstecken wir keine bösen Überraschungen." Vielmehr geht es darum, Unternehmen und Menschen aus der Region miteinander zu verknüpfen. Dies stärke die lokale Wirtschaft und biete den Einwohnern neue Einkaufsideen, so Wichmann. Die Idee von Wichmann und Reimers, der sich derzeit auf den Masterabschluss in Management & Entrepreneurship an der Leuphana vorbereitetet, wird seitens der Lüneburger Universität unterstützt.

Professoren haben die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen und die Jungunternehmer ein Büro auf dem Campus bezogen. Sie arbeiten "komplett selbstständig". Lüneburg ist ihre Testregion. Seit dem Start haben die Gründer von Kleinstadtdeals rund 25 Partner in der Hansestadt akquirieren können. Ihr neuester Partner ist die Sushibar in der Schröderstraße.

Das Geschäft mit den Gutscheinen expandiert. Gesucht Vertriebs- und Organisationstalente zum Aufbau partnerschaftlich Kleinstadtdeals in Buxtehude, Stade, Ahrensburg und Harburg. "Auf dem Markt herrscht eine große Nachfrage, allerdings zeigen sich auch immer mehr Leute skeptisch", sagt Reimers. Deshalb möchten er und sein Kollege zeigen, dass heutige Internet- Unternehmen vertrauenswürdig und nachhaltig handeln können. Außerdem werden sie mit dem verdienten Geld soziale Projekte in der Region unterstützen. Nach eignen Angaben liegt ihr Honorar weit unter dem, was die Platzhirsche am Markt verlangen. "Die Art der Werbung ist über Kleinstadtdeals absolut risikofrei. Unsere Partner müssen kein großes Werbebudget in die Hand nehmen", so Wichmann.

Weil das Konzept überzeugt und die Schirmherrschaft der Leuphana für sich spricht, konnten die Plattform-Gründer Petra Bahce als Partnerin gewinnen. Die Inhaberin des Nagelhauses in der Lüneburg der Innenstadt bot Maniküre und Handmassage zum Sonderpreis an: "Geld verdienen lässt sich mit solchen Angeboten natürlich nicht. Aber ich kann die Leute neugierig machen und für mich werben."

Rückblickend haben die Gründer einen guten Start hingelegt. Dazu Thomas Reimers: "Lüneburg ist die ideale Stadt, um dieses Projekt in Gang zu bringen. Stadt und Region beheimaten viele interessante Unternehmen." Lüneburg jedoch gelte offiziell als strukturschwach gebrandmarkte Region. "Das wollen wir nicht auf unserer Region sitzen lassen. Je mehr Unternehmen und Kunden auf der eingerichteten Plattform mitmachen, desto stärker wird die Region."

www.kleinstadtdeals.de