Mehr als 20 Notrufe, sogar aus Hohnstorf, ließen am Sonntagabend bereits Schlimmes befürchten: Großbrand in Lauenburg Elbstraße. Das Feuer war weithin sichtbar, der Rauch zog bis zum Schloss hoch. Dennoch ist Lauenburg mit einem blauen Auge davon gekommen. Zu verdanken ist das der „günstigen“ Uhrzeit, zu der der Brand frühzeitig bemerkt wurde und sofort ausreichend Feuerwehrleute verfügbar waren.
„Als wir am Einsatzort eintrafen, schlugen die Flammen hell aus dem Dachstuhl“, berichtet Einsatzleiter Lars Heuer. Er forderte sofort weitere Löschzüge mit Drehleitern aus Geesthacht und Schwarzenbek an. Schließlich bekämpften etwa 120 Feuerwehrleute aus sieben Wehren den Brand, der Teile des Dachstuhls des Mehrfamilienhauses zerstörte. Bei dem Einsatz wurde ein Feuerwehrmann an der Hand verletzt.
Umliegende Häuser wurden evakuiert
„So ein Feuer in der Altstadt ist wegen der dichten Bebauung und der Bauweise mit viel Holz sowie zahlreichen Umbauten über die Jahrhunderte für uns immer der schlimmste anzunehmende Fall“, sagt Heuer. Der Wehrführer ließ deshalb die angrenzenden und gegenüberliegenden Häuser evakuieren. 30 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, darunter auch Kinder, die von ihren Eltern aus den Betten geholt wurden. Aus dem brennenden Haus wurden von Feuerwehrleuten und Polizisten zudem zwei gehbehinderte Bewohner gerettet.
Außer mit den baulichen Schwierigkeiten hatten die Feuerwehrleute auch mit technischen Problemen zu kämpfen. „Heuer: „Funkkontakt zur Leitstelle oder zu anderen Fahrzeugen war unmöglich. Das ist ein Problem, das bekannt ist, seit fast einem Jahr weise ich Kreis und Leitstelle immer wieder darauf hin.“ Neben der veralteten Funktechnik liegt das auch am „Schatten“, in dem sich die Altstadt aufgrund des Schlossbergs befindet. Das hatte auch zur Folge, dass Geesthachts Feuerwehr erst von der falschen Seite in die Elbstraße einfuhr – ein großer Zeitverlust.
Feuerwehr verhinderte Übergreifen der Flammen
Durch ihren schnellen Einsatz konnten die Feuerwehrleute ein Übergreifen der Flammen verhindern. Dennoch zogen sich die Löscharbeiten gut drei Stunden lang hin, weil ausgeschlossen werden musste, dass sich Brandnester gebildet hatten.
Die Fachwerkhäuser an der Elbstraße stehen dicht an dicht, die Elbstraße ist wegen ihrer einzigartigen Bebauung ein Flächendenkmal. „Ich bin heilfroh, dass die Feuerwehr so schnell vor Ort war und den Brand auf das betroffene Gebäude begrenzen konnte“, sagt Bürgermeister Andreas Thiede. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es hier heute aussehen würde, hätte sich das Feuer ausgebreitet.“ Auch Bauamtseiter Reinhard Nieberg kam zur Einsatzstelle an der Elbstraße, um die Standsicherheit des Hauses zu beurteilen. Weitere Gefahr geht von dem ausgebrannten Dachstuhl nach den Löscharbeiten aber nicht aus.
Während der Evakuierung kamen Einbrecher
Das Fachwerkhaus gehört seit vergangenem Jahr einem Ehepaar aus Potsdam. Es nutzt bei Aufenthalten in Lauenburg die betroffene Dachgeschosswohnung, das Erdgeschoss bewohnte ein älteres Ehepaar (89 und 78 Jahre alt) schon seit Jahrzehnten, die Wohnung im ersten Stock stand leer.
Den größten Albtraum der Brandnacht erlebte wohl das ältere Ehepaar: Während der Evakuierung nutzten Einbrecher die Gunst der Stunde und drangen in die Wohnung ein. „Es ist nicht zu fassen, dass Menschen dazu fähig sind“, sagt Thomas Kasdorff, dessen Familie dem 89-jährigen Mann und seiner 78-jährigen Ehefrau ein Zimmer in ihrem Hotel zur Verfügung gestellt hatte. Beide sollten etwas zur Ruhe kommen. Doch als die Senioren gestern Morgen ein paar Sachen aus ihrem zurzeit nicht bewohnbaren Zuhause holen wollten, gab es eine böse Überraschung: Über ein eingeschlagenes Küchenfenster im Hinterhof hatten sich Unbekannte Zutritt verschafft. Ihre Beute: Bargeld und wichtige Dokumente. Wann die beiden Rentner wieder nach Hause können ist derzeit noch unklar. Seit gestern leben sie in einer Übergangswohnung in Hohnstorf.
Mehr zu dem Brand und den Rettungsarbeiten lesen Sie in der Ausgabe der Bergedorfer Zeitung / Lauenburgische Landeszeitung von Dienstag, 20. Januar. ePaper / Abo
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