SPD-Fraktionschef Bernd Dittmer bezeichnete den Planentwurf als "hervorragendes Beweismittel für die in den letzten fünf Jahren total verfehlte Finanzpolitik" der Stadt. Die CDU-Mehrheit habe nach der Kommunalwahl 2003 einen Schuldenstand von etwa sieben Millionen Euro übernommen, der bis heute auf über 16 Millionen Euro angewachsen sei. Als Hauptschuldigen für diese Situation hatte er den Vorsitzenden des Hauptausschusses und CDU-Landtagskandidaten Markus Matthießen ausgemacht. Die Finanzpolitik sei in Lauenburg ein "Nebengeschäft" und werde in den Hauptausschusssitzungen auch so behandelt. Dittmer: "In Kiel, wo Sie nach Ihrem ersten Scheitern nochmals hinstreben, wäre ein Untersuchungsausschuss eingerichtet worden, der diese Verschuldung aufzuklären hätte."
Matthießen reagierte auf diese persönlichen Angriffe gelassen und tat sie in Anspielung auf die bevorstehenden Landtagswahlen als "Wahlkampfgetöse" ab. In Bezug auf die Schuldenentwicklung Lauenburgs verwies er auf das drastisch zurückgegangene Gewerbesteueraufkommen, das keiner Partei zuzuschreiben sei. Auch Bürgermeister Harald Heuer stellte sich gegen Dittmer: "Mit der Neuverschuldung, die in weiten Teilen von der SPD mitgetragen wurde, sind Werte für die Stadt geschaffen worden, wie die Sanierung von Schlossturm, Friedrichsbrücke und Elbstraße oder der Bau des Nachbarschaftstreffs ToM."
In Konsequenz auf die finanziell angeschlagene Situation der Stadt stellte Dittmer schließlich den Antrag, die Kostenstellen für die "Luxusobjekte" Schrägaufzug und Touristeninformation auf "Null" zu setzen. Heuer wollte nichts unversucht lassen, diese beiden "Leuchtturmprojekte" für Lauenburg doch noch zu retten. Eindringlich beschwor er vor allem die SPD-Politiker, sich nicht dem Fraktionszwang zu beugen, sondern der eigenen Überzeugung zu folgen. Offenbar wusste Heuer, in welchem Dilemma sich SPD-Fraktionsmitglied Dr. André Peylo befand: Einerseits wollte dieser seiner Fraktion nicht in den Rücken fallen, andererseits hatte er das Holzschutzgutachten zum Projekt "Schrägaufzug" gefertigt und kann sich schon deshalb mit diesem Bauwerk identifizieren. Peylo war deshalb auch sichtlich bewegt, als er in einer persönlichen Erklärung erläuterte, weshalb er sich in der entscheidenden Abstimmung der Stimme enthalten werde.
Mit dieser persönlichen Konsequenz wurde der SPD-Antrag bei elf Ja-Stimmen, elf Nein-Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt. Eigentlich schien damit die Entscheidung für den Schrägaufzug gelaufen und die meisten Zuschauer verließen - enttäuscht oder erleichtert - den Raum. Was dann kam, war selbst für die meisten Stadtvertreter eine Überraschung: Über den gesamten Haushaltsplan 2009 wurde mit gleicher Stimmenverteilung abgestimmt. Damit war dieser Planentwurf durchgefallen und es entstand die kuriose Situation, dass zwar der Schrägaufzug parlamentarische Zustimmung fand, der Gesamthaushalt 2009 aber abgelehnt wurde.
Heuer reagierte mit Fassungslosigkeit: "Als Bürgermeister werde ich jedenfalls nicht mehr nach Kiel fahren und für Lauenburg kämpfen. Ich will mich doch nicht auslachen lassen", versicherte er. Für Niclas Fischer (Grüne) hatte das nur eine Konsequenz: "Wenn Sie sich jetzt beleidigt verweigern, treten Sie zurück, Herr Heuer."
Damit Kämmerer Thomas Burmester nicht zur Untätigkeit verdammt wird, muss die Stadtvertretung nachsitzen, um den Haushaltsentwurf in einem zweiten Anlauf zu genehmigen. Die Sitzung soll bereits am Dienstag um 18 Uhr in der Zündholzfabrik beginnen.
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