Waldfriedhof: Hochbetrieb auf 20 Hektar Fläche

Tritt Frank Krause auf das Gaspedal des kleines weißen Transporters, macht das Mobil des französischen Herstellers Goupil einen kräftigen Satz nach vorn. Nur zu hören ist rein gar nichts - denn das knuffige Kraftpaket hat einen Elektromotor und wird ausschließlich an der Steckdose getankt. "Dieses Fahrzeug macht für unsere Arbeit durchaus Sinn", sagt der Mitarbeiter des Fachdienstes Bauen und Umwelt aus der Stadtverwaltung. "Die Mitarbeiter des Friedhofes sind täglich rund 20 Kilometer auf den Wegen unterwegs und transportieren Erde, Pflanzen oder Geräte - dafür bietet sich das Elektroauto ideal an." Da die täglichen Wege für die Friedhofsgärtner hauptsächlich Stop-and-go-Betrieb bedeuten, verbraucht der bisherige Transporter 17 Liter Super auf 100 Kilometer - das E-Auto wäre deutlich wirtschaftlicher. Auch Friedhofsverwalterin Anja Kratzmann ist begeistert von dem stromgetriebene Kipplasterchen. "Das Bewahren der Friedhofsruhe ist unser wichtigstes Gut. Das E-Mobil ist so leise, dass es sich der Würde des Ortes anpasst."

Doch noch ist das Fahrzeug nur ausgeliehen, es wird dieser Tage ausgiebig beim Frühjahrsputz getestet - in den nächsten Wochen kommen noch zwei alternative Modelle hinzu. "Für uns ist gärtnerisch jetzt die wichtigste Zeit", sagt Anja Kratzmann. "Wir müssen die Büsche zurückschneiden, alte Gräber abbauen und alles für den Frühling hübsch machen." Bei 20 Hektar Fläche für die fünf Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung eine Menge Arbeit.

Dabei fließen viele neue Ideen in die Gestaltung ein: So wird ein neues Urnengrabfeld freigeben, auf dem Paare halbanonym und für die Angehörigen pflegefrei bestattet werden können. "Die Urnenbestattung ist mittlerweile die gefragteste Art der Beisetzung. Von 300 Bestattungen im Jahr sind nur noch 50 klassische Erdbestattungen", sagt Krause. Insgesamt gibt es auf dem Waldfriedhof derzeit 6500 Gräber - 4000 davon sind anonym. Auch das ist ein Trend der Zeit - aber rückläufig. "Viele Angehörige wollten nur deshalb ein anonymes Grab, weil sie sich nicht 25 Jahre um die Pflege kümmern wollen oder können. Unsere pflegefreien Gräber bieten da eine Alternative", sagt Anja Kratzmann.

Ob die Gärtner den nächsten Frühjahrsputz schon mit einem städtischen E-Mobil bestreiten können, entscheidet der Finanzausschuss im Herbst. Immerhin kostet das Stromauto etwa 20 000 Euro - allerdings ließe sich das bisherige Friedhofsfahrzeug noch für geschätzte 15 000 Euro verkaufen.