Helios-Klinik

Wie Hightech der kleinen Paula hilft

| Lesedauer: 2 Minuten
Timo Jann

Geesthacht. Für 320 000 Euro hat die Helios-Klinik jetzt ein neues Therapiegerät gekauft. Der "Lokomat" hilft kranken Menschen und Behinderten dabei, wieder gehen zu lernen. "Das ist ein Quantensprung", erklärt Dr. Achim Nolte, der Chefarzt der neurologischen Rehabilitationsklinik in Edmundsthal.

An der Helios-Klinik lernen kranke und behinderte Menschen mit dem "Lokomat" erste Schritte.

"Schon ein altes Sprichwort besagt, dass der, der gehen lernen will, gehen muss. Dieses Prinzip greifen wir mit dem Lokomaten auf", sagt Nolte. Den Lokomaten haben Experten der Züricher Universität entwickelt, eine Spezialfirma baut ihn jetzt in kleiner Serie. Bisher gibt es in Deutschland nur zwei weitere dieser Geräte.

"Motoren bewegen die Beine der Patienten im Gerät. Die Beine senden dabei eine Rückmeldung an das Gehirn. Dadurch wird den Menschen, die bisher nicht normal gehen können, der nötige Impuls für den richtigen Bewegungsablauf vorgeführt, den sie dann bei erfolgreicher Behandlung selbst realisieren können", sagt Nolte.

Von anderen Kliniken wissen die Geesthachter Therapeuten, dass nach 20 Lokomat-Einheiten deutliche Erfolge zu verzeichnen sind. "Und zwar effektiver, schneller und mit besseren Ergebnissen als nur durch die manuelle Therapie", so Nolte.

Trotz des Erfolgs zahlen die Krankenkassen die Behandlung bisher nicht. "Wir finanzieren das über den normalen Behandlungssatz", erklärt Astrid Reinke, die Geschäftsführerin der Geesthachter Helios-Klinik. "Trotzdem haben wir diese große Investition für die Klinik realisiert, weil wir unseren Patienten diese Qualität bieten wollen und weil wir vom Erfolg der Therapie überzeugt sind", sagt die Geschäftsführerin. Bisher gilt das Angebot nur für die stationäre Therapie, an einem ambulanten Angebot wird zurzeit gearbeitet, heißt es.

Patienten mit eingeschränkter Gehfähigkeit bekommen zuerst eine Ganganalyse, die Aufschluss über spezifische Muskelschwächen und Koordinationsprobleme gibt. Anschließend beginnt das Training. Als Motivationshilfe dient dabei das so genannte "Biofeedback". Der Patient sieht sich dabei auf einem Bildschirm vor sich, sieht, wie er die gestellten Aufgaben - etwa auf einer Wiese verteilte Münzen, die aufzusammeln sind - bewältigt. "Das ist gerade bei Kindern eine sehr große Hilfe, sie entwickeln einen beeindruckenden Ehrgeiz", sagt Nolte.

Durch die Trainingseinheiten verselbstständigen sich im zentralen Nervensystem die Bewegungsmuster, die dadurch abrufbar werden. "Bei den herkömmlichen Therapiemethoden sind häufig zwei oder mehr Therapeuten nötig, um die Hilfestellung zu bieten", sagt Nolte. "Dabei werden aber nur kleine Schrittzyklen erreicht", weiß Nolte. "Der Lokomat simuliert den Bewegungsablauf eines gesunden Menschen", erklärt der Chefarzt.

Technisch gesehen ist der Lokomat ein Gangroboter, der über zwei computergestützte Gangorthesen Schrittbewegungen ausführt. Die Orthesen werden jedem Patienten individuell angepasst. Der Lokomat ist für die Behandlung etwa beim Schädelhirntrauma, nach einem Schlaganfall oder bei einer Lähmung geeignet.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Geesthacht