Schwarzenbek. Jede zehnte Wildbienenart in Europa ist vom Aussterben bedroht. Rund fünf Prozent stehen kurz davor. Dazu ist bei vielen Arten ein Rückgang der Population zu beobachten. Dies geht aus Daten des BUND hervor. Die Stadt Schwarzenbek möchte dieser Entwicklung nun mit einer Bienenburg entgegenwirken. Auf der Stadtverordnetenversammlung stellte die CDU-Fraktion erfolgreich einen Antrag, eine Bienenburg zu errichten. Wie der Abgeordnete Gerhard Moldenhauer erklärt, könne mit einer solchen Burg dem Insektensterben entgegengewirkt werden.
„Es ist eine Tatsache, dass man Insekten helfen muss“, sagt Moldenhauer. Es gebe immer weniger Orte, an denen sich Insekten ausruhen können. Wie Moldenhauer berichtet, habe der Vortrag der Imkerverein-Vorsitzenden Britta Lehnert im Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss gezeigt, welche Möglichkeiten eine Bienenburg verschiedensten Insekten bieten kann. „Dabei geht es nicht nur um Bienen, sondern um viele andere bestäubende Insekten“, so Moldenhauer. Wichtig sei, dass man den Kleinstlebewesen eine Möglichkeit zum Überwintern gibt.
In China müssen Menschen händisch bestäuben
Schließlich übernähmen Bienen und auch andere Insekten eine wichtige Funktion in der Natur: Sie bestäuben verschiedenste Pflanzen und tragen so zur biologischen Vielfalt bei. Um die Wichtigkeit der Tiere zu unterstreichen, verwies Gerhard Moldenhauer in der Stadtverordnetenversammlung auf ein Beispiel aus Fernost: In China sind durch den massiven Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft inzwischen vielerorts Wildbienen ausgestorben.
Dies führt dazu, dass viele Imker mit ihren Bienen durch das Land reisen und je nach Blütezeit auf den Obstplantagen durch die mitgebrachten Bienen Pflanzen bestäuben lassen. Doch es geht noch extremer im Reich der Mitte: Mancherorts werden Pflanzen von Menschen händisch bestäubt. Mit langen Stangen und Pinseln bestäuben sie die Pollen. „Wenn ich das sehe, fällt mir nichts mehr ein“, sagt Gerhard Moldenhauer. Daher müsse man die einheimischen Bienen schützen – zum Beispiel mit einer Bienenburg.
Bienenburgen können in unterschiedlichen Größen angelegt werden
Diese sind ein Projekt des Forschungsinstituts für Bergbaufolgelandschaften in Finsterwalde (Brandenburg). Wie Friederike Kleinschmidt, Landschaftsökologin am Institut erklärt, wurden die Burgen für Brachflächen in Siedlungsräumen entwickelt. „Der Kern besteht aus Stein und Geröll“, so Kleinschmidt. Neben Bienen und anderen Insekten finden auch Kleinsäuger und Reptilien Unterschlupf.
Über Spalten in den Wänden gelangen die Tiere ins Innere. Oberhalb des Gesteins wird Naturvlies gelegt und mit sandigem Boden und Feinsand aufgeschüttet. Die Seiten können mit Lehm und Totholz ergänzt werden. Die Modelle, die in Brandenburg gebaut wurden, umfassen meist acht bis neun Meter. Wie die Landschaftsökologin erklärt, sei es aber auch möglich, die Burgen kleiner anzulegen.
Die meisten Bienenarten nisten am Boden
„In Deutschland leben rund 500 Wildbienenarten“, sagt Kleinschmidt. „70 Prozent davon sind Bodennister.“ Daher seien Bienenburgen auch viel sinnvoller als Insektenhotels aus dem Baumarkt. In denen würden nämlich häufig Materialien verbaut werden, die zwar hübsch aussehen, für die Insekten jedoch keinen Wert haben.
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Bei der Errichtung der Bienenburg setzt die Politik auf den Schwarzenbeker Bauhof. „Von dort soll das Material und die Manpower kommen“, sagt Gerhard Moldenhauer. Für das nötige Fachwissen, was den Aufbau anbelangt, sollen die Mitglieder des Imkervereins sorgen. Auch eine mögliche Fläche hat Gerhard Moldenhauer bereits im Kopf: „Wir wollen schon lange, dass im Stadtpark etwas passiert. Das wäre eine gute Gelegenheit“, sagt er.
Denkbar sind weitere Standorte in der Stadt
Sollte sich das Projekt bewähren und von den Tieren angenommen werden, könne man auch über weitere Standorte nachdenken. „Die Stadt hat so viele grüne Flächen“, meint Moldenhauer. Möglich sei vielleicht auch, Bienenburgen in der Nähe von Schulen aufzustellen, damit Kinder Naturprojekte begleiten können. Im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung wurde hierzu jedoch der Einwand geäußert, dass es an Schulen Kinder gebe, die gegen Insektenstiche allergisch sind, was ein Gesundheitsrisiko darstellt. In jedem Falle wünscht Moldenhauer für die Bienenburgen Erklärtafeln, damit sich Schwarzenbeks Bürger über die Lebewesen informieren können.
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