Ahrensburg. Gotteshaus hinter Gittern: Ein provisorischer Absperrzaun aus Metall um eine geschlossene Kirche in Ahrensburg entzweit die evangelisch-lutherische Gemeinde in der 30.000-Einwohner-Stadt im Kreis Stormarn. Der Kirchengemeinderat, das mit Pastoren, hauptamtlichen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen besetzte Leitungsgremium, ließ das zwei Meter hohe und etwa 30 Meter lange Gatter am Montagmittag vor St. Johannes an der Rudolf-Kinau-Straße aufbauen. Etwas mehr als 40 Gläubige, die dagegen protestierten, wurden gleich mit eingezäunt; allerdings konnten sie das Grundstück trotzdem zu jeder Zeit wieder verlassen.
Der Zaunbau markiert den bisherigen Höhepunkt eines erbittert geführten Streits und hat nun geradezu Symbolcharakter für bislang offensichtlich unüberwindbare Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gemeinde. Anlass dafür war der im Winter vergangenen Jahres gefasste Beschluss des Kirchengemeinderates, die von dem bekannten Architekten Otto Andersen (1924–1981) entworfene, 1962 eingeweihte St. Johanneskirche zu schließen sowie Pastorat und Gemeindehaus zu verkaufen. Zur Begründung hieß es, die angespannte Haushaltslage der Gemeinde mache diesen Schritt unumgänglich.
Am 1. Juli 2013 wurde der letzte Gottesdienst in St. Johannes gefeiert. Die Mitglieder eines Fördervereins, die sich für den Erhalt des Gotteshauses einsetzen, zweifeln an, dass es notwendig ist, den Standort aufzugeben. Sie versammeln sich jeden Sonntag zu Laienandachten vor dem verriegelten Kirchenportal. Oft kommen bis zu 200 Besucher zu diesen Treffen.
Der Fördervereinsvorsitzende Hans Peter Hansen und seine Mitstreiter sind überzeugt davon, dass der Kirchengemeinderat mit dem Zaunbau beabsichtige, die sonntäglichen Treffen der Gläubigen zu unterbinden. „Der Kirchengemeinderat eröffnet damit die offene Konfrontation“, sagt er.
Die Vorsitzende des Leitungsgremiums, die Pastorin Anja Botta, begründet den Schritt hingegen mit der gesetzlichen Verkehrssicherungspflicht, in der die Kirchengemeinde sei, und mit Forderungen der Versicherung. Kürzlich hatten Kupferdiebe Regenrohre demontiert, die Versicherung zahlte nicht.
Der Förderverein will trotz Zaunes an den Andachten festhalten.
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