Grell strahlt die Sonne in ein fiktives kleines Zimmer des Studentenwohnheims in Eimsbüttel. Langsam wacht Benny auf. Wieder einmal hat er die Nacht allein verbracht. Und das, obwohl Studenten "mehr Sex als andere Menschen haben", wie "Der Campus-Knigge" aus dem C.H. Beck Verlag schreibt, dem wir die folgenden Anregungen verdanken.
Zum Glück beginnt heute die Uni wieder. Gemächlich betritt Benny die Aula im Hauptgebäude. Er entdeckt zwei attraktive Neuankömmlinge, setzt sich neben die beiden und stellt sich als "wissenschaftlicher Mitarbeiter" vor. Der wissenschaftliche Mitarbeiter tritt, so Campus-Knigge, in "mehreren Formen auf". "Manch einer dient aus einem Hang zur Entsagung und Knechtschaft, manchen treibt die Lust an abgeleiteter Befehlsgewalt, einige die Freude an der Wissenschaft; andere erstreben in hoffnungsfroher Förderungserwartung die Doktorweihe oder gar einen Sitz am Lehrstuhl." Benny verkauft sich gut. Er redet und redet und redet - unerwartet stehen die beiden auf. "Komm, lass uns gehen." "Wo wollt ihr denn hin?" "Ich komme mit." "Nee, lass mal gut sein." Die beiden verschwinden. Na ja, Pech gehabt, denkt sich Benny. So schlau hab ich die gar nicht eingeschätzt.
"Macht nichts, schließlich bin ich noch mit Frankie und Klausi in der Mensa verabredet", nuschelt er vor sich hin. Die Mensa ist ein Ort, an dem der "deutsche Durchschnittsstudent ein Drittel seines Studiums verbringt. Hier steht er in der Schlange, exzerpiert auftragsgemäß den neuen Ikea-Katalog und bekommt schließlich auf einem schäbigen Plastiktablett die verdiente Quittung für sein nutzloses Dasein serviert: eine übel riechende Ansammlung grellfarbiger Häufchen." Benny gönnt sich das Alternativmenü. Curryposa: Currywurst, Pommes und Salat. Klausi und Frankie bestellen das gleiche, genial, wie sie sind.
An der Uni gibt es drei Genie-Typen. "In der breiten Öffentlichkeit dürfte das unorganisierte Genie das bekannteste sein. Es gehört zu der Spezies, die die Ablage nicht hinbekommt, deren Korrespondenz unorganisiert ist oder gar nicht existiert und die keine E-Mails schreiben kann. Dieses Genie hat keine Zeit für solch niedere Tätigkeiten, weil es mit Denken beschäftigt ist. Die beiden anderen Genietypen, der Stammler und der Schreibgehemmte, sind der breiteren Öffentlichkeit weniger bekannt. Der Stammler kann weder Vorträge halten noch andere mündliche Beiträge von sich geben. Er denkt schneller, als er reden kann. Der Schreibgehemmte muss einfach brillant oder genial sein. Häufig neigt dieses Genie aber zu Melancholie und Verzweiflung. Um damit zurechtzukommen, trinkt er gerne, was dazu führt, dass er noch weniger schreiben kann, noch melancholischer und verzweifelter wird und noch mehr trinkt", weiß der Campus-Knigge.
Für Benny, Frankie und Klausi hat der Tag noch eine Erstsemesterparty im Angebot. Die drei trinken sich im Studentenwohnheim Mut an, unterhalten sich über typische Themen erwachsener Jungs: "Ist der Sex zwischen Altphilologen anders als zwischen Dekonstruktivisten oder Affenforschern?" Dabei warnt der Campus-Knigge gerade Wissenschaftler und Studenten: "Weniger darüber reden, sondern mehr davon machen!"
Grell strahlt die Sonne am nächsten Morgen in das kleine, fiktive Zimmer des Studentenwohnheims an der Unnastraße in Eimsbüttel. Langsam erwacht ein melancholisches Genie aus seinem Schlaf. "Zu viel getrunken, zu viel geredet, zu wenig gemacht." Hätte er doch bloß den Rat des Knigge beherzigt.
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