Berlin. Das „Organ Care System“ versorgt Herzen nach der Entnahme mit Sauerstoff. So könnten bald auch geschwächte Organe verpflanzt werden.

Herzen von Patienten, die an einem Infarkt gestorben sind, galten bisher als wenig geeignet für eine Transplantation. Wenn ein Herz zu schlagen aufhört, fehlt es ihm an Sauerstoff. Die Muskelzellen des Organs sterben ab. Auch deshalb werden in vielen Ländern nur Herzen von hirntoten Menschen verpflanzt, deren Körper- und Organfunktionen bei der Entnahme künstlich aufrechterhalten werden. Mit dem „Organ Care System“ (OCS) des US-Unternehmens Transmedics können nun auch Spenderherzen, die den Qualitätsansprüchen bisher nicht genügten, verpflanzt werden:

In Großbritannien erhielt ein Patient nach sieben Jahren Wartezeit als Erster in Europa ein Herz von einem Spender, der kurz zuvor an einem Herzinfarkt gestorben war. Der Patient hätte noch länger warten müssen, wenn die Klinik sich nicht zu dem ungewöhnlichen Schritt entschlossen hätte, ihm das Organ eines kurz zuvor Verstorbenen einzupflanzen. Möglich war das durch den Einsatz des neuen Systems: In der 250.000 Dollar teuren Maschine wurde das Spenderherz in einer sterilen Kammer über Schläuche mit künstlichem Blut versorgt, das dem Organ weiterhin Sauerstoff zuführte, und so die Qualität verbesserte.

In Deutschland, so Experten, seien „Schnellspenden“ verboten, weil erst eine umfassende Hirntoddiagnostik vorgenommen werden müsse, die mehrere Tage in Anspruch nehmen kann. Erst müssen zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod des Organspenders feststellen, dann müsse der Patient zwölf bis 72 Stunden beobachtet werden. Für Betroffene ist die neue Technik ein Hoffnungsschimmer. Mehr als 1000 Patienten warten in Deutschland pro Jahr auf ein Organ, doch nur 320 Spenderherzen sind verfügbar.

Mit dieser Maschine sei es auch möglich, Herzen von Unfallopfern außerhalb des Körpers funktionstüchtig zu halten – zwölf Stunden lang. Bisher gelang dies mit der Kühlmethode nur über vier Stunden. Die neue Maschine sei in Europa und Australien bereits erhältlich, warte aber in den USA noch auf die Zulassung, so Transmedics.