Der Blick zu den Sternen, er ist in der Stadt kein Vergnügen, weil die Vielzahl künstlicher Leuchten den Nachthimmel aufhellt und Kontraste verringert. Ein schwaches Glimmen, mehr ist meist nicht zu erkennen. Anders auf dem Land, wolkenfreie Sicht vorausgesetzt: Den Kopf im Nacken steht man staunend vor der tiefschwarzen Unendlichkeit - und dem Funkeln Abertausender Sterne. In solchen Momenten kann sich Demut einstellen, wird doch klar, dass wir ein kleiner Teil von etwas unfassbar Großem sind.
Wo heute Erde, Mars & Co. um die Sonne kreisen, existierte vor viereinhalb Milliarden Jahren nur eine riesige Wolke aus Gas. Sie drehte sich, schneller und schneller, sodass sich in ihrem Zentrum immer mehr Gas konzentrierte und es dort bald so heiß wurde, dass ein Stern entstand: unser Zentralgestirn. In seiner Umgebung sammelte sich Staub, der zu Steinbrocken und schließlich zu Planeten kumulierte. Auf einem dieser Planeten leben wir.
Obwohl schon Galileo Galilei vor mehr als 400 Jahren mit einem der ersten Fernrohre zum Himmel blickte, blieben die Tiefen des Alls lange rätselhaft. Erst durch den rasanten technischen Fortschritt in den vergangenen Jahrzehnten gelang es Forschern, deutlich mehr Licht ins kosmische Dunkel zu bringen. Großen Anteil daran hat die Europäische Südsternwarte (ESO), die jetzt ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Anfangs residierte die Organisation in Hamburg; hier nahm eine Erfolgsgeschichte ihren Anfang, an der nunmehr 15 Länder beteiligt sind. Heute befindet sich der Hauptsitz in Garching bei München; ihre Riesenteleskope betreibt die ESO in der Atacamawüste in Chile. Dort ist der Himmel 350 Tage im Jahr wolkenfrei. Very Large Telescope (VLT) heißt das erfolgreichste Instrument auf dem Berg Paranal. 20 Kilometer entfernt entsteht auf dem 3064 Meter hohen Cerro Armazones eine Anlage mit den Maßen eines Fußballstadions: das European Extremely Large Telescope (EELT). Sein Hauptspiegel wird einen Durchmesser von 42 Metern haben und das Instrument damit zum größten optischen Teleskop der Welt machen.
Über die Jahre gelangen der ESO bedeutende Entdeckungen. So konnten Forscher der Organisation 2002 zeigen, dass sich im Zentrum der Milchstraße, unserer Galaxie, höchstwahrscheinlich ein schwarzes Loch befindet, das knapp drei Millionen Mal so viel Masse besitzt wie unsere Sonne. 2004 gelang es erstmals, einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nachzuweisen.
Weil in Hamburg alles begann, hat das Planetarium mit dem Überseequartier eine Freiluftausstellung organisiert, die heute eröffnet wird. Unterstützt von PPS Imaging, werden bis zum 15.11. auf dem Überseeboulevard in der HafenCity die schönsten ESO-Fotos aus 50 Jahren zu bewundern sein - was uns Städtern die Gelegenheit bietet, einen unverfälschten Blick auf die Sterne zu werfen. Eine Auswahl der Bilder sehen Sie auf dieser Seite. Am 5.10. wird das Planetarium live nach Chile schalten und Teile der ESO-Produktion "Europe to the Sky" zeigen (Hindenburgstr. 1b, 10 bis 12 Uhr, Eintritt frei).
Mehr zum Jubiläumsprogramm: www.planetarium-hamburg.de/50-jahre-eso/
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