Abschied von der Regel A-B-C, denn ab sofort gilt das C-A-B

Hamburg/Dallas. Ab sofort gelten neue Leitlinien für die Wiederbelebung beim plötzlichen Herztod. Die von der American Heart Association (AHA) herausgegebenen "Leitlinien 2010 für Herz-Lungen-Wiederbelebung und kardiovaskuläre Notfallmedizin" ersetzen die Version aus dem Jahr 2005 und werden weltweit als maßgebliche Vorgabe für die Wiederbelebung anerkannt. Die aktuelle Fassung macht die Wiederbelebung vor allem für medizinische Laien deutlich einfacher, betont Dr. Heinzpeter Moecke, Konzernbereichsleiter Medizin und Wissenschaft der Asklepios-Kliniken und Mitherausgeber der deutschen Fassung: "Wir hoffen, dass nun mehr Menschen die Reanimation im Notfall beginnen."

Pro Tag werden in Deutschland rund 400 Menschen außerhalb der Krankenhäuser wiederbelebt - doch nur jeder Zehnte bleibt auch tatsächlich am Leben. Beginnen umstehende Laien aber bereits mit der Wiederbelebung, bevor der Rettungsdienst eintrifft, steigt die Überlebenschance des Patienten auf das 2,5-Fache.

Doch allzu oft trauen sich Laien nicht, mit der lebensrettenden Herzmassage zu beginnen, aus Angst, etwas falsch zu machen. Hier könnten die neuen Leitlinien viel bewegen, hofft Moecke: "Für den Laien wird die Erste Hilfe einfacher und klarer, weil er sich auf die Herzdruckmassage konzentrieren soll und die Beatmung weniger im Vordergrund steht. Eine für die Profis relevante Neuerung ist die hohe Frequenz der Herzdruckmassage und die nur sehr kurze Unterbrechungszeit für Intubation und Defibrillation. Das war zwar in vielen Ausbildungen bereits übliche Praxis, aber nun ist es anerkannt."

Die wichtigste Neuerung: Die Reihenfolge der Erstmaßnahmen wurde geändert. Galt bisher die A-B-C-Regel für "Airway (Atemwege frei machen), Breathing (Beatmung), Chest compressions (Herzdruckmassage)", steht heute die Herzmassage im Vordergrund - notfalls zunächst als alleinige Maßnahme. Die Reihenfolge lautet jetzt also C-A-B: Herzdruckmassage, Atemwege frei machen, Beatmen. Steht nur ein Helfer zur Verfügung, der nicht in der Herz-Lungen-Wiederbelebung geschult ist, sollte er nach Alarmierung des Rettungsdienstes nur eine kräftige und schnelle Herzdruckmassage anwenden und auf weitere Maßnahmen verzichten.

Studien haben gezeigt, dass die ununterbrochene Herzdruckmassage die wichtigste Maßnahme einer erfolgreichen Wiederbelebung ist. Dabei sollte der Brustkorb mindestens 100-mal pro Minute eingedrückt werden; bei Erwachsenen und Kindern jeweils fünf Zentimeter tief, bei Säuglingen nur vier Zentimeter tief. Notfallmediziner Moecke rät, zum Erlernen und Vertiefen regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kursus zu besuchen.