Sein Vater war der berühmte Echnaton. Die Mutter könnte Nofretete gewesen sein. Das Forscherteam aus Kairo, Tübingen und Bozen analysierte die Daten von insgesamt 16 Mumien.

Das Rätsel um die Abstammung und den Tod des ägyptischen Pharaos Tutanchamun haben Forscher in einer zweijährigen Genstudie nun weitgehend gelüftet. Er war tatsächlich der Sohn des berühmten Pharaos Echnaton. Grund für den plötzlichen Tod des Regenten im Alter von 19 Jahren war wohl eine schwere Malaria in Kombination mit einer Knochenerkrankung, berichtet das Forscherteam aus Ägypten, Deutschland und Südtirol im "Journal of the American Medical Association". Heute sollen die Ergebnisse im Detail in Ägypten vorgestellt werden.

Die Analysen von insgesamt 16 Mumien enthüllten den Stammbaum des Herrschers über fünf Generationen, so die Wissenschaftler. Dass Tutanchamun der wohl bekannteste ägyptische Pharao ist, liegt weniger an seinem politischen Wirken als vielmehr an dem Umstand, dass sein im Tal der Könige gelegenes Grab 1922 weitgehend unberührt gefunden wurde. Der Herrscher, der den Thron schon als Kind bestiegen hatte, starb nach nur neunjähriger Regentschaft um 1324 vor Christus.

Wissenschaftler aus Kairo, Tübingen und Bozen erstellten nun vor allem durch genetische Fingerabdrücke von insgesamt 16 Mumien einen Stammbaum Tutanchamuns über fünf Generationen.

Demnach war er tatsächlich der Sohn des berühmten Pharaos Echnaton. Als Mutter identifizierten die Forscher die sogenannte Jüngere Dame, deren Überreste ebenfalls im Tal der Könige entdeckt wurden und bei der es sich um Echnatons Hauptgemahlin Nofretete handeln könnte. Zwei mumifizierte Föten sind demnach Nachkommen Tutanchamuns.

Zusätzlich klärt die Studie auch den Tod des Pharaos weitgehend. Dessen frühes Ableben hatte Gerüchte genährt, der Herrscher habe an seltenen Erbkrankheiten gelitten oder sei möglicherweise sogar ermordet worden. Solchen Spekulationen erteilen die Forscher eine Absage. Genetische, forensische und radiologische Untersuchungen deuten vielmehr auf eine Verknüpfung zweier Probleme als wahrscheinliche Todesursache hin. Demnach litt der junge Pharao am Bein an einer Osteonekrose - einem Gefäßverschluss, der die Blutversorgung des Knochens blockiert. "Diese Erkrankung allein hat mit Sicherheit nicht zum Tod geführt, aber sie hat ihn in seiner Mobilität stark eingeschränkt", sagt Albert Zink, Leiter des Instituts für Mumienforschung in Bozen. "Es erklärt wohl auch, warum man in seinem Grab zahlreiche Gehstöcke gefunden hat."Lebensbedrohlich wurde das Knochenproblem erst durch eine Infektion. "Tutanchamun hat an der schwersten Form von Malaria, der Malaria tropica, gelitten", so der Tübinger Humangenetiker Carsten Pusch. "Dies könnte mit der Knochennekrose zum Tod geführt haben." Gestützt wird dies durch die in seinem Grab gefundenen Reste von fiebersenkenden und schmerzlindernden Arzneipflanzen. Beendet ist das Forschungsprojekt allerdings nicht: Als Nächstes wollen die Mumienforscher klären, ob es sich bei Tutanchamuns Mutter, der "Jüngeren Dame", tatsächlich um Nofretete handelt. Erst damit wäre die Abstammung des geheimnisvollen Pharaos vollständig geklärt.

Doch es gibt auch Kritik an den Gen-Analysen. "Das Hauptproblem besteht darin, eine verlässliche DNA für so alte Überreste zu bekommen", sagt Michel Wuttmann vom französischen Archäologie-Forschungsinstitut IFAO in Kairo. Denn der Pharao wurde nach seinem Tod über Monate durch Dutzende Menschen einbalsamiert, die ihre eigenen Genspuren hinterlassen haben könnten.

Ein weiteres Hindernis: Vergleiche mit dem Genmaterial mutmaßlicher Väter und Mütter sind mit Zweifeln behaftet. Es gebe "Unsicherheit zur Identität einer gewissen Zahl von Mumien", sagt Marc Gabolde von der Universität Montpellier. Laut Wuttmann wurde das Erbgut vieler Mumien auch durch die Durchleuchtung mit Röntgenstrahlen beschädigt.

Erstmals zu einem öffentlichen Vortrag in Deutschland: Dr. Zhi Hawass, Ägyptens Chefarchäologe , Hamburg, CCH2, 26.3., 19.30 Uhr, Karten (ab 12,90 Euro) unter Tel. 018 05 -57 00 97 (0,14 Euro/Min., Mobilfunk abweichend), in Abendblatt-Ticketshops, an Vorverkaufsstellen und www.eventim.de