Smartphones

Keine bösen Überraschungen: So wird das Handy kindersicher

| Lesedauer: 7 Minuten
Jan Mölleken
Wer den Nachwuchs arglos mit seinem Handy allein lässt, erlebt oft böse Überraschungen.

Wer den Nachwuchs arglos mit seinem Handy allein lässt, erlebt oft böse Überraschungen.

Foto: imago/Westend61

Ob Android-Tablet oder Apple-Smartphone – mit diesen Tipps können Eltern ihre Geräte fürdie Begegnung mit dem Nachwuchs aufrüsten.

Berlin.  Eltern kennen das Problem: Wer sein Smartphone oder Tablet dem Nachwuchs kurz unbeobachtet überlässt, muss damit rechnen, dass nur wenige Minuten später unbeabsichtigt Apps gelöscht, E-Mails an den Arbeitgeber verschickt und vielleicht auch noch ein paar Käufe im Appstore getätigt wurden. Sind die Kinder dann älter und sollen vielleicht sogar ihr eigenes „smartes“ Gerät bekommen, ist es sogar noch wichtiger, einige Vorkehrungen auf dem Gerät zu treffen, damit darauf möglichst nur Altersgemäßes über den Bildschirm flimmert.

Mittlerweile bieten Hersteller bereits in ihren Betriebssystemen Möglichkeiten, um sich auf diese Szenarien vorzubereiten. Zum einen bieten Android und Google Funktionen, die einfach sicherstellen, dass der Nachwuchs eine gerade ausgewählte App nicht verlassen kann und dann womöglich Unheil auf dem Gerät anrichtet.

Anders liegt die Situation natürlich, wenn Kinder oder Jugendliche ein Gerät auch längerfristig nutzen können oder gar ein eigenes Smartphone bekommen. Hier sind dann etwas grundlegendere Schutzmaßnahmen sinnvoll. Dabei geht es – je nach Alter – meist darum zu verhindern, dass Kinder Apps und andere Inhalte nutzen, die nicht für sie geeignet sind. Die folgenden Tipps für Android und iOS helfen Ihnen dabei, eine möglichst sichere digitale Umgebung für Ihr Kind zu schaffen.

Android-Geräte kurzzeitig absichern

Bei Android heißt die passende Option „Bildschirm fixieren“. Um sie zu aktivieren, öffnet man die „Einstellungen“ und wählt dort den Unterpunkt „Sicherheit“. Nachdem man ganz am Ende der Liste den Punkt „Bildschirmfixierung“ aktiviert hat, kann man nun eine App auf dem Gerät fixieren.

Dazu startet man die gewünschte App – etwa ein Spiel – und tippt auf die Schaltfläche „Übersicht“ (das Quadratsymbol). Daraufhin werden alle geöffneten Apps angezeigt. Wischt man diese nun mit dem Finger nach oben, erscheint im unteren Fensterbereich der Spiele-App ein Stecknadelsymbol. Sobald man darauf tippt, ist die App fixiert. Sie kann nur verlassen, wer auch das Gerätepasswort kennt. Die Funktion steht – zumindest theoretisch – bei allen Geräten mit Android 5.0 oder neuer zur Verfügung. Allerdings haben sie nicht alle Hersteller integriert – auf einem Samsung Galaxy S5 mit Android 5.0 etwa fehlt sie leider.

Android dauerhaft absichern

Um unter Android Einfluss darauf nehmen zu können, was Kinder tun können und was nicht, ist es ratsam, ein eingeschränktes Benutzerkonto einzurichten. Das geht bei Tablets ab der Android-Version 4.3, bei Smartphones ab der Version 5.0. Dazu richtet man das Gerät zunächst mit den eigenen Daten ein und wählt anschließend unter Einstellungen > Nutzer > Nutzer oder Profil hinzufügen den Punkt „Eingeschränkte Profile“ aus. Daraufhin sehen Sie eine mehr oder weniger lange Liste mit Apps und jeweils einen kleinen Schalter dahinter – so kann man exakt festlegen, welche Apps auf dem Profil fürs Kind angezeigt werden und welche nicht. Per Voreinstellung ist zunächst alles deaktiviert. Hinter manchen Apps, etwa „Play Filme & Serien“, ist außerdem ein kleines Zahnradsymbol. Hier lässt sich festlegen, dass Googles Anwendung zum Kaufen und Mieten zwar angezeigt wird, dort aber nur Filme mit bestimmter Alterseinstufung angezeigt werden dürfen. Übrigens sind nicht alle Apps für das eingeschränkte Profil nutzbar, etwa die Gmail-App. Die Facebook-App dagegen funktioniert problemlos.

Leider ist die Pflege des eingeschränkten Benutzerkontos etwas umständlich. Neue Apps müssen immer erst vom Hauptnutzer installiert und anschließend über Einstellungen > Nutzer und einen Tipp auf das Zahnrad hinter dem Konto des Kindes in der App-Liste freigeschaltet werden.

Der Wechsel zwischen den Konten ist dagegen ganz einfach: Wischen Sie vom oberen Bildschirmrand ins Bild. Ein zweifacher Tap auf das kleine, runde Symbol oben rechts zeigt alle auf dem Gerät installierten Nutzer an, einmal darauf tippen – schon wechselt man das Konto.

iOS kurzzeitig absichern

Apples Geräte mit iOS haben ebenfalls eine Funktion, die es erlaubt, das Telefon oder Tablet sorgenfrei schnell mal aus der Hand zu geben: der „Geführte Zugriff“. Er wird unter Einstellungen > Allgemein > Bedienungshilfen > Geführter Zugriff aktiviert. Anschließend lässt sich in jeder App durch dreimaliges Drücken der Home-Taste der Bildschirm fixieren. Unter „Optionen“ kann man außerdem noch einstellen, dass sich die Lautstärke nicht verstellen lässt oder eine Texteingabe verhindern. Für Eltern besonders praktisch: Mittels „Zugriffszeit“ kann außerdem festgelegt werden, wie lange diese fixierte App bedient werden kann. So sperrt sich ein Spiel auf Wunsch nach einer beliebigen Zeitspanne automatisch. Anschließend kann das Gerät erst wieder durch die Pin freigegeben werden.

iOS dauerhaft absichern

Auch iPhone, iPad und iPod lassen sich kindersicher einrichten – dank „Familienfreigabe“ geht das sogar deutlich bequemer als bei Android. Über Einstellungen > Allgemein > Einschränkungen können Sie auf jedem Gerät sehr weitreichend festlegen, was erlaubt ist und was nicht. Beim erstmaligen Aktivieren muss eine Pin vergeben werden, damit die Sperren nicht einfach umgangen werden können. Anschließend lassen sich Altersfreigaben für Filme, Musik, Apps, ja sogar Webseiten festlegen. Außerdem kann das Installieren oder Löschen von Apps gleich ganz verboten werden, sodass man die absolute Kontrolle darüber hat, welche Apps auf dem Gerät genutzt werden können. Das ist allerdings im Alltag manchmal etwas umständlich, wenn man das Gerät ständig entsperren muss, um dem Nachwuchs eine neue App zu installieren.

Sollte eines der Elternteile auch ein iOS-Gerät benutzen, gibt es hier eine deutlich einfachere Lösung: die iOS-Familienfreigabe. Anschließend kann das Elternteil unter Einstellungen > iCloud > Familienfreigabe einrichten bis zu fünf Nutzer zu einer Familie einladen und anschließend als „Kind“ oder „Erwachsener“ definieren. Für die Kinderkonten lässt sich einstellen, dass alle Einkäufe, also Apps, Filme et cetera, von den Eltern bestätigt werden müssen, selbst die kostenlosen. Erwachsene Familienmitglieder lassen sich dazu per Schieberegler zum Erziehungsberechtigten machen.

Für Kinder, die keine eigene Apple-ID haben, lässt sich über „Familienmitglied hinzufügen“ auch eine Apple-ID für Kinder erstellen, bei der man etwa keine eigenen Zahlungsmethoden et cetera angeben muss. Außerdem passt Apple automatisch die verfügbaren Inhalte an das angegebene Alter an.

Das Schöne bei der Familienfreigabe ist, dass Mitglieder auf einmal gekaufte Inhalte zugreifen können, ohne dass sie noch einmal bezahlt werden müssen. Eine bereits von der Mutter bezahlte App kann so von den anderen kostenlos heruntergeladen werden. Ein vom Sohn gekaufter Film erscheint auch bei den restlichen Familienmitgliedern in der Bibliothek. Außerdem kann man Bilder im gemeinsamen Fotoalbum teilen oder Termine im von allen einsehbaren Familienkalender eintragen. Einen Haken gibt es allerdings: Käufe, die Familienmitglieder ab jetzt tun, werden vom Gründer der Familienfreigabe bezahlt – insofern ist sie nur sehr begrenzt geeignet, um in einer Gruppe von Freunden Geld zu sparen.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Multimedia