Berlin. Ein Charité-Report beleuchtet die stationären Einweisungen aus Pflegeheimen. Abseits von Covid gab es deutlich weniger Fälle als sonst.

Die erste und zweite Pandemiewelle hat vor allem die Alten in Pflegeeinrichtungen hart getroffen: schlechte Versorgung, Einsamkeit, eine erhöhte Sterblichkeit. Das bestätigen nicht nur Beobachtungen, sondern auch mehrere Studien – unter anderem der Charité.

Der aktuelle Report des dortigen Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft in Kooperation mit dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) zeigte nun allerdings auch Überraschendes mit Blick auf die Krankenhauseinweisungen während der ersten Pandemie-Phase.

So ging die Zahl der nicht Corona-bedingten Krankenhauseinweisungen bei Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern insgesamt deutlich zurück – je nach Krankheitsbild um bis zu 40 Prozent. Bei Herzinsuffizienz, dem häufigsten Einweisungsgrund, waren es 32 Prozent.

Führt die Corona-Pandemie zur Unterversorgung von Heimbewohnern?

Für den Report werteten die Forscherinnen und Forscher der Charité im Rahmen des Projekts „CovidHeim“ die Abrechnungsdaten der im Heim lebenden AOK-Versicherten ab 60 Jahren vom 10. März 2020 – der Tag an dem die WHO den Pandemiefall ausrief – bis Ende Juni 2020 aus. Diese wurden mit den Daten der Vorjahre (2015 bis 2019) verglichen.

„Dieser massive Abfall der Zahlen wirft natürlich die Frage: Vorher Überversorgung oder jetzt totale Unterversorgung?“, sagt Studien- und Institutsleiterin Adelheid Kuhlmey. „Eine Antwort darauf werden wir rückblickend vermutlich nicht bekommen.“

Hohe Sterberate bei Corona-infizierten Pflegebedürftigen

Kuhlmey betont jedoch, dass Ärztinnen und Ärzte vor der Pandemie über Jahre beklagt hätten, dass Pflegebedürftige zu schnell vom Heim ins Krankenhaus eingewiesen worden seien. Lesen Sie auch: Pflegereform – Wer profitiert von der neuen Regelung?

Neben einer Verschiebung der Einweisungszahlen zeigte der Report aber auch noch einmal, wie schwer eine Sars-CoV-2-Infektion insbesondere ältere Menschen trifft. So verstarben fast 40 Prozent der Patientinnen und Patienten aus Pflegeheimen, die mit einer gesicherten Covid-19-Diagnose im Krankenhaus behandelt wurden. Im Schnitt waren die Patienten aus Pflegeheimen laut der Auswertung zwölf Tage im Krankenhaus.

Auffällig war zudem die besondere Verwundbarkeit von Menschen mit Demenz: „Ich vermute, dass die Pandemie-Situation Demenzkranke besonders verletzlich gemacht hat“, meint Kuhlmey. „Sie konnten den Lockdown und die neuartige Covid-19-Erkrankung kognitiv gar nicht richtig fassen und begreifen.“ Verstehe man die Umstände und das, was passiert, habe man einen ganz anderen Lebenswillen.