Berlin. Keine Ruhe vor Netzaktivisten: Karl-Theodor zu Guttenberg ist erneut Zielscheibe seiner Kritiker geworden. Zwei Tage nach einer Tortenattacke gegen den Berater der EU-Kommission in Internetfragen haben Hacker noch einen draufgesetzt. Am Sonntag legten unbekannte Aktivisten die offizielle Seite Guttenbergs lahm und kürten den ehemaligen Bundesverteidigungsminister kurzerhand zum "Bundeskuchenminister". Garniert ist der Scherz-Titel mit einer Foto-Montage, die Guttenberg in Anlehnung an die Kuchenattacke mit einer Schwarzwälder Kirschtorte auf dem Haupt zeigt.
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Ende Januar hatten erste Internet-Aktivisten Bereitschaft signalisiert, den neuen EU-Onlineberater Guttenberg zu treffen. "In der Position, die Herr zu Guttenberg nun bekleidet, hat er Einfluss auf einen Haufen Dinge, die für Netzaktivisten relevant sind", notierte der Berliner Netzaktivist Stephan Urbach von der Piratenpartei in seinem privaten Blog. Urbach schrieb, der ehemaligen Verteidigungsminister und CSU-Politiker dürfe von der deutschen Internet-Szene nicht gemieden werden.
Erst am Donnerstag hatten Netzaktivisten Guttenberg in einem Berliner Café überrumpelt und dem Ex-Verteidigungsminister eine Torte ins Gesicht gedrückt. Nach einem Moment des Schreckens nahm Guttenberg die Aktion der Gruppierungen "Hedonistische Internationale“ und „Anonymous“ mit Humor und schleckte sich die Finger ab.
Hacker der Guttenberg-Seite unbekannt
Die Urheber der Attacke vom Sonntag waren zunächst nicht bekannt. Im Quelltext hinterließen sie einen Hinweis auf einen Twitter-Account, dessen Inhaber aber eine Verwicklung in die Attacke bestritt.
Auf der gekaperten Internetseite spielen die Unbekannten auf die Aktion an und schrieben: "Mit Freude geben wir bekannt, dass Karl-Theodor zu Guttenberg am heutigen Tag zum Bundeskuchenminister ernannt wurde. In seiner Antrittsrede betonte er: 'Ich werde dies mit all meinem Wissen und Gewissen ausüben und stehe den neuen Aufgaben positiv gegenüber, welche mich begleiten werden. Als Bundeskuchenminister ist es meine Aufgabe, die Kuchengesetze der Bundesrepublik Deutschland zu wahren und dafür zu sorgen, dass wir auch weiterhin in Frieden essen können.'“
Guttenberg war im März 2011 als Minister zurückgetreten und hatte sein Bundestagsmandat und seine Ämter in der CSU aufgeben müssen, weil er weite Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte. Seine Homepage hat er seitdem völlig umgestaltet. Statt mehreren Seiten mit politischen und persönlichen Themen fand sich dort zuletzt nur noch eine Seite mit den Kontaktdaten seiner verschiedenen Büros. Guttenberg hatte im Januar angekündigt, zunächst nicht mehr in die deutsche Politik zurückzukehren.
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Die Tortenattacke hatte sich in einem Café im Stadtteil Friedrichshain zugetragen, wo sich der CSU-Politiker mit dem Blogger Stephan Urbach von der Piratenpartei verabredet hatte. Der Moment, in dem das Tiefkühlfabrikat vom Typ "Schwarzwälder Kirschtorte“ Guttenbergs Gesicht ereilt, ist in einem Video auf der Webseite der "Hedonistischen Internationale“ verewigt. "Er nahm es recht locker“, schrieb Urbach danach anerkennend in seinem Blog.
Das Opfer kommentierte den Vorfall noch am selben Abend auf seiner Facebook-Seite: "Hurra, eine Tortenattacke! Ich dachte schon, ich würde in Friedrichshain verhungern. Zwei Aktivisten hatten gottlob mit mir Erbarmen. Eine wunderbare Schwarzwälder Kirschtorte. Beim nächsten Mal dann gerne Käsesahne!“ Der Eintrag auf Guttenbergs Profil rief binnen weniger Stunden Tausende Reaktionen hervor.
Mit Material von dapd
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