Berlin. Hat die Ukraine einen entscheidenden Durchbruch in der schwer befestigen russischen Verteidigungslinie erzielt? Das US-Institute for the Study of War (ISW) meldet bei X, vormals Twitter, ukrainische gepanzerte Fahrzeuge bewegten sich im Raum Saporischschjia hinter der letzten von drei Befestigungslinien Russlands.
Dieser Teil der sogenannten "Surowikin-Linie", benannt nach dem mittlerweile geschassten General "Armageddon", Sergej Surowikin, besteht aus Panzergräben und Drachenzähnen, aus Beton gegossene Panzersperren. Sie sollen Vorstöße mit Panzern aufhalten oder in bestimmte Bahnen lenken, damit eigene Panzerabwehr zum Einsatz kommen kann.
Gegenoffensive macht Fortschritte
Nun scheint genau jene Verteidigung erstmals durchbrochen, in einem kurzen Abschnitt. Zwar will das ISW noch nicht von einem vollständigen Durchbruch sprechen, dafür sei es noch zu früh. Allerdings hätten die ukrainischen Streitkräfte zuletzt langsame und beständige Geländegewinne in der Region bei Robotyne erzielt. Und das, obwohl Russland die Verteidigungslinie mit kampferprobten Truppen verstärkt habe.
"Die Fähigkeit der Ukrainer, gepanzerte Fahrzeuge an die Verteidigungslinie heranzuführen und zu durchstoßen" wertet das ISW als "wichtiges Zeichen für den Fortschritt der ukrainischen Gegenoffensive".
In einem Bericht des ISW heißt es dazu weiter: "Die Anwesenheit ukrainischer gepanzerter Fahrzeuge hinter der letzten russischen Verteidigungslinie deutet darauf hin, dass die Ukrainer ihren Durchbruch durch die ersten beiden Linien absichern konnten."
Zumindest soweit, um Panzerfahrzeuge hindurchzuschicken. Dazu hätten die Ukrainer vermutlich russische Artillerie und Panzerabwehr niedergehalten.
Nato-Panzer im Einsatz
Bei ihrem Angriff auf die Verteidigungslinie nutzen die Ukrainer offenbar deutsches und US-amerikanisches Gerät der Typen "Marder" und "Stryker" – und trafen auf russische Elitetruppen. Laut Angaben des ISW nutzt die russische Armee Elemente ihrer VDV-Luftlandetruppen und Speznaz-Brigaden für Gegenangriffe auf die vorrückenden Ukrainer, Spezialeinheiten unter anderem für Anti-Terroroperationen oder den Kampf hinter feindlichen Linien.
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Bislang dienen die westlichen Panzer offenbar nur als "Schlachtfeldtaxis", nicht für bedeutsame Vorstöße. Die Ukrainer nutzen ihre Schützenpanzer, um Soldaten zu transportieren und da abzusetzen, wo sie kämpfen sollen; die Fahrzeuge selbst ziehen sich dann zurück, um sich nicht dem Beschuss russischer Artillerie auszusetzen. Dabei erleiden die Einheiten auch Verluste, wie aus Meldungen von Datenanalysten bei X hervorgeht.
Ursprünglich war geplant, die hohe Geschwindigkeit der Fahrzeuge für schnelle Vorstöße bis zum Asowschen Meer zu nutzen und so tiefe Breschen in die russische Front zu schlagen. Die "Surowikin-Linie" aber erweist sich dabei als schwer zu überwindendes Hindernis. Zumindest bislang.
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