Washington. Trumps Schwiegersohn erhält Finanzspritze von zwei Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien. Warum wird Jared Kushners Firma unterstützt?

Donald Trumps Schwiegersohn und Chef-Berater Jared Kushner gehörte im Fall des 2018 von saudi-arabischen Killern in Istanbul getöteten und zersägten US-Journalisten Jamal Kashoggi zu den vehementesten Verteidigern des laut Geheimdienst CIA eindeutigen Auftraggebers: Kronprinz Mohammed bin Salman.

Alle Rufe in Washington, den unter dem Kürzel „MBS” bekannten De-facto-Herrscher im Öl-Königreich zu belangen, wurden von Kushner abgewettert, berichteten US-Medien seinerzeit. Das hat sich für den 41-Jährigen ausgezahlt.

Zwei Milliarden Dollar gingen in Kushners neue Firma

Der von Mohammed bin Salman persönlich kontrollierte Staatsfonds Public Investment Fund (PIF), ein Goldesel mit über 600 Milliarden US-Dollar Volumen, hat in Kushners neue Firma „Affinity Partners” zwei Milliarden Dollar gesteckt.

Was die „New York Times” anhand von internen Unterlagen aus Riad rekonstruiert hat, gilt in Washingtoner Regierungskreisen als jüngster Beleg dafür, wie ungeniert geschäftsorientiert, manche sagen inoffiziell: korrupt, zentrale Mitglieder der Trump-Regierung agiert hätten. Lesen Sie hier: Ivanka Trump: So startet sie jetzt mit ihrem Comeback

Kushners Firma erhält 25 Millionen jährlich als Gebühr

Die Lesart des Deals geht nach Angaben von Analysten aus dem Spektrum der Demokraten und Ethik-Organisationen wie „Public Citizen” in zwei Richtungen. A) Die Gabe aus Riad, die schon sechs Monate nach dem Ende der Amtszeit Trumps unter Dach und Fach gebracht wurde, sei ein Dankeschön an Kushner - klarer Fall von „quid pro quo”. B) Mohammed bin Salman investiere mit dem stolzen Betrag de facto in die Möglichkeit einer zweiten Präsidentschaft Donald Trumps ab Januar 2025 - schwerer Interessenkonflikt, den Kushner gehört nun mal zur Familie.

Ein Detail stößt laut New York Times besonders auf: Die Saudis zahlen Kushners Firma jährlich eine Vermögensverwaltungsgebühr („asset management fee”) in Höhe von 25 Millionen Dollar. Auch interessant: Donald Trump: Plattform "Truth Social" ein Reinfall?

Saudische Experten hatten Zweifel am Geschäft mit Kushner

Pikant bei alledem: Die Fachleute in Riad waren zunächst alles andere als begeistert. Diverse Experten des saudischen Staatsfonds machten massive Zweifel an den unternehmerischen Fähigkeiten Kushners geltend. Zum einen, weil er im Bereich „private equity” keine Erfahrung habe. Zum anderen, weil auch in Riad noch gut in Erinnerung ist, wie Kushner (vor der Ära Trump) die Immobilienfirma seiner Familie 2007 durch den 1,8 Milliarden Dollar teuren Kauf eines Büro-Turms an der Fifth Avenue in New York City beinahe vor die Wand gefahren hätte.

Über die Bedenken, so geht es laut New York Times aus den Dokumenten hervor, setzte sich „MBS” hinweg, mit dem Kushner schon in der Frühphase der Präsidentschaft Trumps eine enge, fast freundschaftliche Beziehung aufbaute. Die ungefähr gleichaltrigen Männer tauschten sich privat über verschlüsselte WhatsApp-Nachrichten aus. Die Verbindung war so eng, dass der früh von Trump geschasste Außenminister Rex Tillerson sich intern beschwerte, er werde in Sachen saudisch-amerikanische Beziehungen außen vor gelassen. Lesen Sie dazu: Donald Trump: Enger Vertrauter warnt vor seiner Rückkehr

Trumps ehemaliger Finanzminister Mnuchin erhielt viel Geld

Abfall-Produkt der Zeitungs-Recherche: Auch Trumps ehemaliger Finanzminister Steve Mnuchin erhielt eine Finanzspritze aus dem gleichen Fonds des autokratischen Wüstenregimen, mit dem etwa auch der britische Fußball-Klub Newcastle United alimentiert wird. In Mnuchins Investmentfirma „Liberty Strategic Capital” steckten die Saudis eine Milliarde US-Dollar.

Dass Kushner seine Tätigkeit im Weißen Haus vor allem als Friedensvermittler zwischen Israel und den arabischen Anrainern im Nahen Osten nachträglich versilbern will, war im Februar Gegenstand von breiter Berichterstattung im „Wall Street Journal”. Dort hieß es, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten abgewunken, weil sie von Kushner Investment-Firma nicht überzeugt gewesen seien.

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.