Berlin . Putin kündigte am Montag den Einmarsch von Truppen in der Ostukraine an. Videos legen nahe, dass russische Soldaten schon da sind.

Die Fotos verbreiten sich schnell in den sozialen Netzwerken: Schützenpanzer rollen über schmale Straßen, Typ BMP-2 mutmaßlich, ein Gefechtsfahrzeug der Infanterie. Die Aufnahmen sollen das Kriegsgerät samt Besatzung in der Region Belograd zeigen, unmittelbar an der Grenze zur Ukraine. Von dort sind es gut 50 Kilometer bis zur ukrainischen Metropole Charkiw.

Videos gibt es auch aus den von prorussischen Separatisten besetzten Gebieten selbst. Ein Reuters-Reporter filmt russische gepanzerte Fahrzeuge und Militärtransporter in einem Konvoi in einem Vorort der Provinzhauptstadt Donezk. Nach Angaben des Reporters fuhren die Fahrzeuge teilweise ohne Kennzeichen. Auch ein Korrespondent des französischen „Figaro“ beschreibt Militärkonvois.

Es sind Videos und Fotos aus dem Osten der Ukraine. Vieles kann nicht überprüft werden, denn unabhängige Journalisten haben kaum Zugang zu der Region, die von Rebellen gehalten wird. Eine Region, die seit Dienstag von Russlands Präsident Wladimir Putin offiziell anerkannt ist, die selbst ernannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk.

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Einmarsch in die Ostukraine: Russland spricht von „Friedenstruppen“

Putin hatte die Entsendung von Soldaten in die Separatistengebiete angekündigt. Russlands Machthaber nennt sie „Friedenstruppen“. Die bereits unterzeichneten Abkommen mit den Rebellenführern in der Ostukraine sehen weitgehende militärische Operationen vor – russische Truppenstationierungen, Militärbasen, gemeinsamen „Grenzschutz“. Das russische Oberhaus stimmte bereits für einen Militäreinsatz in der Ostukraine.

Ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters macht diese Aufnahmen von mutmaßlich russischen Panzern in der Region Donezk.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters macht diese Aufnahmen von mutmaßlich russischen Panzern in der Region Donezk. © Reuters | Alexander Ermochenko/Reuters

Und offenbar, so legen einzelne Berichte nun nahe, formiert Putin bereits Truppen in den Regionen Donezk und Luhansk. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte laut Medienberichten, dass russisches Militär bereits in der Ostukraine sei. Ähnlich äußerte sich der polnische Verteidigungsminister. Dem stehen Aussagen der russischen Führung gegenüber. Russlands Vizeaußenminister sagte laut Nachrichtenagentur Interfax: „Derzeit will niemand irgendwas irgendwohin verlegen.“

Russische Staatsmedien berichten von Evakuierungsmaßnahmen

Bisher gibt es tatsächlich keine Anzeichen einer Invasion von Tausenden Soldaten, Panzern und Artillerie in die Ukraine oder etwa eines gezielten Angriffs auf das Land durch russisches Militär. Und doch ist die Lage im Osten der Ukraine angespannt. Die Indizien für die Truppenbewegungen von Russland in die Ukraine sind deutlich. Und: Russische Staatsmedien berichten von Evakuierungsmaßnahmen der Bevölkerung. Zivilisten verlassen die „Volksrepubliken“. Auch in Richtung Kiew, der ukrainischen Hauptstadt, fliehen offenbar Menschen.

Unklar ist vor allem eines: Wie weit werden Putins Panzer rollen? Luhansk und Donezk liegen im Osten der Ukraine. Sie sind zusammen gerade einmal halb so groß wie Baden-Württemberg, also nur ein kleiner Teil der Ukraine, die selbst größer ist als Deutschland. Nach dem Sturz des prorussischen Machthabers der Ukraine, Viktor Janukowitsch, 2014 hatten sich Teile von der ukrainischen Regierung in Kiew losgesagt – mithilfe von Milizen, die aus Russland unterstützt werden.

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Besetzung der Ostukraine: Wie weit wird Putin gehen?

Allerdings konnte das ukrainische Militär Teile der Regionen in den vergangenen Jahren zurückerobern. Die Kontaktlinie mit den Gefechten, bei denen seit 2014 rund 14.000 Menschen starben, verläuft heute mitten durch die Region Donezk und Luhansk.

Bleiben Putins Truppen dort? Oder gehen sie weiter – und besetzen die kompletten ostukrainischen Provinzen? Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, dürfte die Situation weiter eskalieren.

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